elektro AUTOMATION 09.2019
Trendthemen: Identtechnik, Data & Communication - Trendinterview: Expertenmeinungen zu 0G-Netzen im Produktionsumfeld; 0G-Netzte - ein Versuch einer Übersicht
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PRAXIS<br />
INTERFACETECHNIK<br />
Phoenix Contact sieht das Single Pair Ethernet als Basis für die Vernetzung der Zukunft<br />
DNA des Industrial Internet of Things<br />
Die technologischen Vorteile einer reduzierten Verkabelung treten immer deutlicher zu Tage. Sein Potenzial<br />
kann das Single Pair Ethernet (SPE) aber nur als herstellerunabhängiger und normierter Teil einer neuen Netzwerkarchitektur<br />
ausschöpfen. Gemeinsam mit Marktbegleitern treibt der Anschlusstechnik-Spezialist Phoenix<br />
Contact die Entwicklung und Standardisierung von geschützten und ungeschützten Steckgesichtern voran.<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Verena Neuhaus, Managerin Product Marketing Data Connectors, Phoenix Contact in Blomberg<br />
Die Vorteile des Single Pair Ethernet (SPE) liegen auf der Hand:<br />
weniger Rohstoffeinsatz bei den Kupferadern, geringeres Gewicht<br />
in der Handhabung, kompaktere Kabeltrassen in der Gebäude-<br />
und Anlagenverkabelung. All das sind unbestreitbar echte Vorteile<br />
– gegenüber dem achtadrigen Ethernet oder der Feldbusverkabelung.<br />
Aber in welchen Szenarien kommen diese Vorteile zum Tragen?<br />
Was ist wirklich erforderlich, damit SPE zur DNA des Industrial<br />
Internet of Things (IIoT) werden kann?<br />
Zukunft der industriellen Kommunikation<br />
Das IIoT ist die Vision einer vollständig vernetzten industriellen Produktion,<br />
in der die Anzahl der Teilnehmer kaum begrenzt ist und die<br />
Datenmengen in kaum vorstellbare Dimensionen wachsen. Die<br />
Kommunikation ist undenkbar ohne eine gemeinsame Sprache und<br />
ohne gemeinsames Regelwerk. Das Industrial Internet of Things<br />
kennt jedoch eine derartige Ordnung: das Ethernet-Protokoll. Als<br />
Kommunikationsprotokoll für den Datenaustausch definiert es exakt<br />
die oben genannten Rahmenbedingungen. Bereits seit den 1970er<br />
Jahren ist das Ethernet zur firmeninternen und lokal begrenzten<br />
Übertragung von Datenpaketen in kabelgebundenen Computernetzwerken<br />
etabliert. Bisher drang es jedoch kaum in die unterste Feld-<br />
Informations- (IT) und Betriebstechnik (OT): Neue Kommunikationsstandards<br />
sind die Basis für die durchgängige Vernetzung vom Sensor über<br />
die Maschine und übergeordnete Systeme bis in die Cloud hinein<br />
ebene vor. Die bestehende Feldverkabelung, die Geräteschnittstellen<br />
sowie die Geräte selbst wurden bisher hardwareseitig für die<br />
Feldbus-Kommunikation ausgelegt.<br />
Es zeigt sich deutlich, dass es sich beim Single Pair Ethernet noch<br />
um eine Zukunftsvision handelt – aber auch beim Konzept des IIoT<br />
steht das Visionäre ja noch im Vordergrund. Die kommenden drei bis<br />
fünf Jahre werden allerdings richtungsweisend für beide Visionen<br />
sein. Und in der Tat bedingen sich beide gegenseitig. Denn das Single<br />
Pair Ethernet umfasst nicht nur das Kommunikationsprotokoll,<br />
sondern auch dessen physikalische Übertragungswege – den so genannten<br />
Physical Layer. Ähnliche Definitionen werden nicht nur für<br />
das Single Pair Ethernet erarbeitet, sondern auch für andere Anwendungen<br />
wie beispielsweise die Funkübertragung (5G), die Datenübertragung<br />
in der Prozessindustrie und im Großanlagenbau (APL –<br />
advanced physical layer) oder Echtzeitkommunikation (TSN – time<br />
sensitive networking). Damit wird schon heute der Grundstein für<br />
eine ganz neue Netzwerkarchitektur gelegt.<br />
Erst die Normierung schafft Sicherheit<br />
Ausgangspunkt für die aktuell entwickelten SPE-Normen ist der offene<br />
BroadR-Reach-Standard von 2011. Ursprünglich von der Broadcom<br />
Corporation entwickelt und an Teilnehmer<br />
der Open Alliance SIG lizensiert, beschreibt<br />
der Standard physikalische Schnittstellen<br />
und Übertragungsmedien in Automobilanwendungen.<br />
Im Kern geht es dabei um<br />
die Datenübertragung über ein einziges, verdrilltes<br />
Aderpaar. Hier liegt also die eigentliche<br />
Geburtsstunde des Single Pair Ethernet –<br />
wenn auch noch nicht unter diesem Namen.<br />
Die IEEE 802.3 hat bezüglich der Normierung<br />
der Steckverbinder für das Single Pair Ethernet<br />
der ISO/IEC JTC 1/SC 25 WG 3 einen Arbeitsauftrag<br />
erteilt, um entsprechende Steckverbinder<br />
vorzuschlagen und zu standardisieren.<br />
Dabei kommt es darauf an, die entsprechenden<br />
MICE-Klassen für die unterschiedlichen<br />
Applikationen in Büro- und Industrieumgebung<br />
zu berücksichtigen. MICE beschreibt<br />
die mechanischen Eigenschaften, die Dichtigkeitseigenschaften,<br />
die klimatischen Eigenschaften<br />
und die <strong>elektro</strong>magnetischen Eigen-<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
40 <strong>elektro</strong> <strong>AUTOMATION</strong> 09 2019