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SEITE19<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 25. September 2019<br />
DasFoto entstand nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg: Sigmund<br />
Jähn mit seinem Vater Paul, der<br />
ihm verbot,Pilotzuwerden.<br />
Sigmund Jähn hat es geschafft: 1958 bekam er das Patent zum<br />
Flugzeugführer,hier sitzt er im Cockpit einer MiG 21.<br />
Fotos: Archiv Jähn, Uhlemann<br />
Jähn. Rückblick ins All“ (2008,<br />
Das Neue Berlin) schilderte er,<br />
wie er 1951 mit seiner Lehrlingsklasse<br />
zu den 3. Weltfestspielen<br />
der Jugend und Studenten<br />
nach Ost-Berlin fährt. „Damals<br />
war ich auch das erste Mal<br />
in Schönefeld. Ich hatte irgendwo<br />
gehört, dass es dort einen<br />
Flugplatz mit Maschinen zu sehen<br />
gibt. Also setzte ich mich<br />
heimlich in die S-Bahn, fuhr<br />
raus und sah mir die Flugzeuge<br />
an. Wenn ich auch nicht nahe<br />
herankam, so faszinierten mich<br />
die silbernen Vögel doch.“<br />
Dank eines Zufalls beginnt<br />
sein Traum vom Fliegen wahr<br />
zu werden. Während der Lehre<br />
trifft Jähn einen Freund, der<br />
zur kasernierten Volkspolizei,<br />
dem Vorläufer der NVA, ging.<br />
„Er erzählte mir, dass man dort<br />
sogar Flugzeuge hätte. Also<br />
meldete ich mich 1955 auch<br />
dort an. Doch da sollte ich nur<br />
als Drucker arbeiten. Ich nahm<br />
meinen ganzen Mut zusammen<br />
und setzte den Offizieren so<br />
lange zu, bis sie mir gestatteten,<br />
Pilot zu werden.“<br />
In dieser Zeit ist Jähn, damals<br />
ein begeisterter Motorradfahrer,<br />
in Bautzen stationiert. Dort<br />
verliebt sich der junge Soldat in<br />
seine spätere Frau Erika. Seine<br />
Liebe zu ihr, brachte ihn sogar<br />
in den Knast. „Ausgang gab es<br />
selten“, erzählte Jähn in der<br />
Biografie. „Um mit Erika zusammen<br />
zu sein, habe ich auch<br />
,unerlaubten Urlaub’ gemacht.<br />
Einmal wurde mein Fehlen in<br />
der Kaserne entdeckt und ich<br />
erhielt drei Tage Arrest.“<br />
Doch dies war nicht der<br />
Grund, dass damals seine Piloten-Karriere<br />
fast nicht zustande<br />
gekommen wäre. „Bei der<br />
medizinischen Eignungsuntersuchung<br />
waren plötzlich meine<br />
Blutwerte schlecht“, erzählte<br />
Jähn einmal dem KURIER.<br />
„Danach müssten sie schon<br />
längst tot sein, sagte der Arzt,<br />
ordnete eine neue Untersuchung<br />
an. Diese ergab zum<br />
Glück, dass die erste Messung<br />
falsch war.“<br />
Am 4. Oktober 1957 beginnt<br />
das Raumfahrtzeitalter. Die Sowjets<br />
schießen mit „Sputnik 1“<br />
den ersten künstlichen Erdsatelliten<br />
ins All. Ein Jahr später<br />
bekommt Jähn sein Patent als<br />
Unteroffizier und Pilot. Und er<br />
heiratet seine Erika, ihre Tochter<br />
Marina wird geboren.<br />
1961 fliegt der Russe Juri Gagarin<br />
als erster Mensch ins All.<br />
Die sowjetische Militärakademie<br />
der Luftstreitkräfte bei<br />
Moskau wird nach ihm benannt,<br />
in der ab 1966 auch Jähn<br />
studiert. 1970 ist er mit dem<br />
Studium zum Diplom-Militärwissenschaftler<br />
fertig. Acht<br />
Jahre später wird Jähn als erster<br />
Deutscher ins All fliegen.<br />
Morgen lesen Sie:<br />
Warum Sigmund Jähn so große<br />
Angst vor dem Starthatte, als er im<br />
August 1978 zu den Sternen flog.<br />
Sigmund Jähn<br />
(re.) mit den<br />
Kommilitonen<br />
an der Flieger-<br />
Akademie bei<br />
Moskau.<br />
Er träumte<br />
nicht nur<br />
vomFliegen:<br />
Jähn fuhr als<br />
Jugendlicher<br />
Motorrad, hier<br />
sitzt er auf<br />
einer MZ RT<br />
aus Zschopau.