KB_Westausgabe_04:2019
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DER KUNSTBLITZ | MUSEUM AUGUST MACKE HAUS<br />
Orpheus – Was für eine Künstlergestalt:<br />
mythischer Sänger und Dichter<br />
mit der Gabe, Menschen und<br />
Tiere, selbst Bäume und Felsen, in verzücktes<br />
Lauschen zu versetzen. Was für ein Liebender:<br />
in seiner unermesslichen Trauer um<br />
Eurydike ging er in die Unterwelt, erweichte<br />
mit seinem Gesang die Götter und durfte<br />
seine Geliebte aus dem Totenreich herausführen.<br />
Doch entgegen dem Verbot drehte<br />
er sich dabei zu ihr um und verlor Eurydike<br />
endgültig. Zuletzt ein Märtyrer: nach dem<br />
tragischen Verlust wandte er sich gänzlich<br />
von den Frauen ab, worauf ihn die Mänaden<br />
in Stücke rissen. Sein weiter singendes<br />
Haupt wurde auf Lesbos bestattet und begründete<br />
die Orphischen Mysterien.<br />
Kaum ein Stoff hat Kunstschaffende so<br />
vielfältig emotional berührt und zu individuellen<br />
Darstellungen angeregt wie dieser<br />
Mythos, der Glück, Trauer, Tod und grausames<br />
Schicksal ebenso in sich birgt wie<br />
Zweifel und Kühnheit künstlerischer Inspiration.<br />
Orpheus faszinierte Kunstschaffende<br />
aller Sparten und Zeiten, so dass er<br />
zum Prototyp des Musikers und Künstlers<br />
schlechthin wurde.<br />
Ausgangspunkt der Ausstellung ist der<br />
sogenannte „Orpheus-Sessel“, eines der<br />
wenigen erhaltenen Möbelstücke aus dem<br />
ehemaligen Wohn- und Atelierhaus von August<br />
Macke, den eine von ihm um 1912/13<br />
Pablo Picasso, Eurydike wird von einer Schlange<br />
gebissen, 1930, Radierung, 33 x 26,5 cm. Die Sammlung<br />
Classen im Kunstmuseum Pablo Picasso Münster<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2019</strong> / Foto: Hanna Neander<br />
Odilon Redon, Tête d’Orphée sur la lyre, nach 1866<br />
Öl auf Leinwand, 32,2 x 40,2 cm. Paris, Musée d’Orsay,<br />
legs de Mme Arï Redon, 1984 © bpk / RMN – Grand<br />
Palais /Mathieu Rabeau<br />
28<br />
HERBST | <strong>2019</strong>