Die Malteser-Zeitung 3/2019
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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RELIGIONAKTUELL<br />
HOCHSCHULE HEILIGENKREUZ: GELEBTER<br />
GLAUBE UND DOGMATIK VON MORGEN<br />
Wo Spiritualität zum Anziehungspunkt für immer mehr junge Menschen und zukunftsorientiert Denkende wird, steckt das<br />
Stift Heiligenkreuz dahinter. Ein Gespräch mit dem neuen Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, Wolfgang Buchmüller.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger und Katharina Stögner<br />
Herr Professor Buchmüller, Sie sind ein Ordensmann.<br />
Was hat Sie seinerzeit ins Kloster und<br />
schließlich nach Heiligenkreuz verschlagen?<br />
Ich war 17 Jahre alt, als ich zum ersten Mal das Gefühl<br />
hatte, dass der liebe Gott etwas von mir im Leben wollen<br />
würde. Der Ruf oder der Mut und die Konsequenz dazu<br />
haben aber noch gefehlt. Klöster haben mich allerdings<br />
mein ganzes Leben schon fasziniert. Eindrucksvoll seit<br />
meinen Kindertagen habe ich das Benediktinerkloster<br />
Beuron in Erinnerung, vor allem die wunderschöne lateinische<br />
Liturgie. Dabei fand ich Latein als Jugendlicher<br />
in der Kirche oft sehr nervig.<br />
Es hat Sie dennoch nicht vom Eintritt in einen<br />
Orden abgehalten ...<br />
Definitiv nicht! Trotzdem ging ich zuerst nach München<br />
und habe Kunstgeschichte studiert. Ich wollte Denkmalpfleger<br />
werden. Kultur hat für mich viel mit Religion zu<br />
tun. Religion war daher in meinem Kunstgeschichtestudium<br />
immer ein Thema und Begleiter. Irgendwann<br />
war mir die Kunst dann zu wenig. Ich begann, über die<br />
Caritas Socialis am Bahnhof in München Obdachlose zu<br />
betreuen. Das war für mich eine ganz andere und neue<br />
Welt, die meinen Horizont stark erweitert hat.<br />
Inwiefern?<br />
Ich habe erlebt, dass man eine Schwelle überwinden<br />
kann und von Herz zu Herz spricht. Mit dieser Erfahrung<br />
bin ich in München ins Priesterseminar eingetreten.<br />
Das war zu einer Zeit mit großer Diversität,<br />
aber auch großen Spannungen. Im Seminar suchte ich<br />
nach einer Vertiefung meines Glaubens. Da wurde mir<br />
Heiligenkreuz empfohlen.<br />
Ihr erster Eindruck von Heiligenkreuz?<br />
Ich bin hier 1991 angekommen. Es war ein verschlafener<br />
Ort, mit einer frommen und lebendigen Gemeinschaft.<br />
Hier im Stift waren wir 50 Studenten, ein Sechstel von<br />
heute! Heiligenkreuz hatte damals den Ruf, dass hier<br />
der Glaube aus der Mitte der Kirche übersetzt wird, die<br />
lebendige Tradition, die Schrift und die Erfahrung der<br />
Menschen im spirituellen Einklang. Ich empfand es später<br />
als ein „Hand-in-Hand“ von gelebtem Glauben und<br />
der Lehre der Kirche.<br />
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DIE MALTESER 3-4/<strong>2019</strong>