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Berliner Zeitung 20.12.2019

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10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 296 · F reitag, 20. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Im Tiergartentunnel ist nur Tempo 50 erlaubt. Doch viele Kraftfahrer halten sich nicht an das Limit. Darum nimmt die Polizei dortAnfang des neuen Jahres eine Überwachungsanlage in Betrieb –wie angekündigt.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Im Tunnel warten die schwarzen Blitzer<br />

Polizei kontrolliert demnächst auf zwei weiteren Strecken die Geschwindigkeit. Anderswo in Berlin sind fast zehn Überwachungsanlagen außer Betrieb<br />

VonPeter Neumann<br />

ImBritzer Autobahntunnel gibt<br />

es sie schon seit rund neun Jahren–sie<br />

blitzen eifrig Autos,die<br />

deutlich schneller als Tempo<br />

80 fahren. Nicht mehr lange, dann<br />

möchte die <strong>Berliner</strong> Polizei auch im<br />

Autobahntunnel unter dem Flughafen<br />

Tegel und im Tiergartentunnel<br />

schwarze Blitzer scharfschalten. Sie<br />

heißen so, weil sie Temposünder<br />

mithilfe von Infrarotstrahlen feststellen,<br />

die für das menschliche Auge<br />

unsichtbar sind. Erst wenn der Brief<br />

der Bußgeldstelle eintrifft, merken<br />

die Fahrer,dass sie geblitzt wurden.<br />

„Wir gehen davon aus, dass wir<br />

die neuen Geräte im Februar oder<br />

März2020 in Betrieb nehmen“, sagte<br />

Frank Schattling, Leiter des Fachstabs<br />

Verkehr im Polizeipräsidium,<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> auf Anfrage.<br />

In dem Tunnel, der die A111 unter<br />

dem Flughafen Tegel hindurchführt,<br />

hat der Probebetrieb bereits begonnen.„Mit<br />

positiverWirkung“, berichtete<br />

Schattling. Fahrer sehen die<br />

schwarzen Kästen –und bremsen,<br />

wenn sie zu schnell sind. In der fast<br />

einen Kilometer langen Tunnelröhre<br />

stadtauswärts wird eine enge Kurve<br />

überwacht, in der nur 40 Kilometer<br />

in der Stunde erlaubt sind.<br />

Auch in dem Tunnel, der unter<br />

dem Tiergarten und dem Spreebogen<br />

verläuft, wird immer wieder zu<br />

schnell gefahren, berichtet die Polizei.<br />

Nicht selten erleben die Mitarbeiter<br />

der <strong>Berliner</strong> Tunnelleitzentrale<br />

auf ihren Bildschirmen mit, wie<br />

sich Fahrer illegale Rennen liefern –<br />

obwohl im Tunnel Tempo 50 gilt.<br />

Die neue Blitzertechnik befindet<br />

sich in der Tunnelröhre inRichtung<br />

Süden, hieß es. Die Polizisten legen<br />

Wert auf die Feststellung, dass die<br />

Anlage sowohl die Front- als auch die<br />

Heckpartie ins Visier nimmt. Damit<br />

erfasst sie auch Motorräder, die<br />

meist nur hinten ein Kennzeichen<br />

haben. Auch diese Fahrzeuge sind in<br />

dem mehr als zwei Kilometer langen<br />

Tunnel oft zu schnell unterwegs. So<br />

starb im März2018 ein 27 Jahrealter<br />

Motorradfahrer, nachdem er gegen<br />

eine Tür in der Wand geprallt war.<br />

Gerichte verfügen Abschaltung<br />

Durch die beiden Anlagen im Flughafen-<br />

und im Tiergartentunnel wird<br />

die Zahl der stationären Blitzer in<br />

Berlin auf 33 wachsen. Die neuen<br />

Blitzer gehören zu den Geräten, die<br />

nur Fahrzeuge erfassen, die zu<br />

schnell unterwegs sind. Andere Blitzer<br />

halten Autos im Bild fest, deren<br />

Fahrer rotes Ampellicht ignorieren.<br />

50 Prozent Zuwachs: Der<br />

Senat hat in den vergangenen<br />

zwölf Monaten die Zahl<br />

der stationären Tempo-Überwachungsanlagen<br />

um die<br />

Hälfte erhöht. Nun sind vorerst<br />

keine neuen Blitzersäulen<br />

mehr mehr vorgesehen.<br />

VANDALISMUS IN KÖPENICK<br />

Auch im Osten: Noch immer<br />

gibt es im Westen Berlins<br />

mehr Blitzersäulen als im<br />

Osten. So wurde amAdlergestell/<br />

Otto-Franke-Straße<br />

eine Anlageinstalliert. Ein<br />

weiterer Standortist Mollstraße/<br />

Otto-Braun-Straße.<br />

Häufig beschädigt: Die Blitzersäule<br />

An der Wuhlheide/<br />

Rudolf-Rühl-Allee nahe der<br />

Alten Försterei in Köpenick<br />

wird immer wieder beschädigt.<br />

Nun plant die Polizei,<br />

diesen Blitzerstandort<br />

aufzugeben.<br />

Mehr als die Hälfte der Blitzer in Berlin<br />

kann beides. Allerdings sind von<br />

den jetzigen stationären Überwachungsanlagen<br />

nicht alle in Betrieb.<br />

Dem Vernehmen nach erfüllten vor<br />

kurzemnur 22 Blitzer ihreAufgaben,<br />

neun standen nicht zur Verfügung.<br />

Außer Betrieb ist weiterhin die<br />

Blitzersäule An der Wuhlheide/ Rudolf-Rühl-Allee<br />

im Bezirk Treptow-<br />

Köpenick, die es seit 2018 gibt. Die<br />

dort installierten stationären Anlagen<br />

fallen immer wieder Beschädigungen<br />

zum Opfer.„Vandalismus ist<br />

ein großes Problem“, hieß es bei der<br />

Polizei. Schon mehrmals wurden die<br />

schwarzen Glasscheiben zerschlagen,<br />

hinter denen sich die Blitzertechnik<br />

verbirgt. Einmal wurden<br />

Union-Aufkleber hinterlassen –das<br />

Fußballstadion Alte Försterei ist in<br />

der Nähe.Nun will die Polizei Konsequenzen<br />

ziehen und den Blitzerstandort<br />

aufgeben. „Die Säule wird<br />

umgesetzt“, kündigte Schattling an.<br />

Auch der Blitzer, der am Halleschen<br />

Ufer in Höhe der Einmündung<br />

der Schöneberger Straße für Ordnung<br />

sorgen soll, wird dem Vernehmen<br />

nach immer wieder zur Zielscheibe<br />

von Vandalen. Es gibt noch<br />

weitere Gründe, warum stationäre<br />

Blitzer abgeschaltet werden. So sind<br />

einige Geräte außer Betrieb,weil nebenan<br />

Tiefbauarbeiten stattfinden.<br />

Andere Anlagen dürfen nicht mehr<br />

genutzt werden, weil Gerichte dies<br />

verbieten. Für einige Rotlichtblitzer,<br />

die zum Teil schon rechtbetagt sind,<br />

hat das Landesamt für Mess- und<br />

Eichwesen die Abschaltung verfügt.<br />

In der Vergangenheit trugen auch<br />

Fahrbahnschäden dazu bei, dass Anlagen<br />

ausgestellt werden mussten.<br />

Weniger Tempo-Unfälle in Berlin<br />

Die rot-rot-grüne Koalition hat sich<br />

die Zivilisierung des Straßenverkehrs<br />

auf die Fahnen geschrieben.<br />

Verbände und Bürgerinitiativen fordern<br />

mehr Überwachung und Kontrollen,<br />

um das Rasenzuverhindern.<br />

„Nicht angepasste Geschwindigkeit“<br />

gilt als dritthäufigste Hauptunfallursache<br />

in Berlin –wenngleich die Zahl<br />

der Zusammenstöße, die in diesem<br />

Zusammenhang registriert wurden,<br />

von 2798 im Jahr 2016 auf 2330 im<br />

vergangenen Jahr gesunken ist.<br />

In den vergangenen zwölf Monaten<br />

kamen in Berlin zehn stationäre<br />

Blitzer dazu. Allerdings dauerte es<br />

nicht selten Monate,bis die Geräte in<br />

Betrieb gehen konnten. „Bis sie ans<br />

Stromnetz angeschlossen werden<br />

konnten, verging meist einige Zeit“,<br />

sagte Frank Schattling. Inzwischen<br />

sind aber fast alle Anlagen am Netz.<br />

Außer den stationären Anlagen<br />

zur Geschwindigkeitsüberwachung<br />

verfügt die <strong>Berliner</strong> Polizei noch<br />

über insgesamt fast 90 mobile und<br />

halbstationäre Geräte. Frank Schattling<br />

und seine Kollegen wissen, dass<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

MobileWelten<br />

Vorne, hinten, Allrad:<br />

Welcher Antrieb ist der beste?<br />

Die neue Lust an der Limousine:<br />

Der VW Arteon im Test<br />

sie sich mit Tempokontrollen nicht<br />

beliebt machen. Doch die Gemeinschaft<br />

habe sich nun mal auf Regeln<br />

verständigt, wie der Verkehr auf den<br />

Straßen ablaufen soll. „Diese Regeln<br />

müssen durchgesetzt werden“, so<br />

der Chef des Verkehrs-Stabs im Polizeipräsidium.„Jeden<br />

Tagaufs Neue.“<br />

Peter Neumann<br />

hält es für notwendig,<br />

gegenRaser vorzugehen.<br />

Verbrannt und versenkt<br />

Zwei Männer zünden ihre Gewerbeabfälle auf offener Straße an und werden von der Polizei angezeigt. Dass Müll-Sünder erwischt werden, ist aber die Ausnahme<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Müll-Sünder, die alte Schränke,<br />

Matratzen, Fahrräder oder<br />

Farbeimer auf die Straße stellen, gehören<br />

in Berlin mittlerweile zum Alltag.<br />

Auch die illegale Müllentsorgung<br />

in der Spree und anderen<br />

Hauptstadt-Gewässern kommt nahezu<br />

täglich vor. Jetzt hat die <strong>Berliner</strong><br />

Polizei besonders dreiste Müll-Sünder<br />

auf frischer Tatertappt: DieMänner<br />

hatten ihre Hinterlassenschaften,<br />

darunter auch einen kompletten<br />

Herd, einfach in Brand gesteckt.<br />

PassiertinHohenschönhausen.<br />

Geldbuße bis zu 100 000 Euro<br />

Gegen 23.15 Uhr alarmierte ein bislang<br />

unbekannter Anrufer in der<br />

Nacht zu Donnerstag die Polizei und<br />

meldete,dass es an derWollenberger<br />

Straße brennen würde. Die Einsatzleitung<br />

schickte einen Streifenwagen<br />

los,auch die Rettungskräfte der Feuerwehr<br />

wurde alarmiert. Auf einem<br />

brachliegenden Privatgelände in einem<br />

verwinkelten Gewerbegebiet<br />

Der angebrannte Gewerbemüll wurde noch nicht entsorgt.<br />

anzeige klingen mag, so deutlich ist<br />

auch die Höhe der möglichen Strafe:<br />

Nach Paragraf 69 kann bei vorsätzlichem<br />

oder fahrlässigen Verstoßen<br />

gegen die strengen Müllgesetze eine<br />

Geldbuße von bis zu 100 000 Euro<br />

verhängt werden. Erst Ende Oktober<br />

hatte der Senat einen neuen Bußgeldkatalog<br />

verabschiedet. Dem-<br />

OBERST<br />

standen zwei Männer neben einer<br />

lichterloh brennenden Badewanne,<br />

die laut Polizei „mit Gewerbeabfällen<br />

gefüllt war“. Daneben stand nach<br />

Angaben eines Augenzeugen zudem<br />

einen Elektroherd, der ebenfalls in<br />

Flammen stand.<br />

Als die Einsatzkräfte zwei daneben<br />

stehende Männer ansprachen<br />

was hier los sei, versuchten sie, die<br />

Feuerstelle als Lagerfeuer zu verkaufen,<br />

an dem sie sich wärmen würden.<br />

Doch die Polizisten rochen im<br />

wahrsten Sinne des Wortes Lunte.<br />

Denn offenbar hatten die Männer<br />

mehrere Dinge in Brand gesetzt, die<br />

man nicht unentgeltlich bei der BSR<br />

oder anderen Entsorgern abgeben<br />

darf.<br />

Nachdem die Feuerwehrmänner<br />

das Feuer gelöscht hatten, wurde der<br />

für den Brand verantwortliche Mann<br />

angezeigt. Eine Polizeisprecherin<br />

sagte,dass nun wegen„Verstoßes gegen<br />

das Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

wegen des Verbrennens von Gewerbeabfällen“<br />

ermittelt werden. So<br />

sperrig diese Ordnungswidrigkeitsnach<br />

werden für einen weggeworfenen<br />

Einwegbecher 55 Euro Strafe fällig,<br />

für Sperrmüll wie Matratzen,<br />

Kinderwagen oder Stühle zwischen<br />

150 und 500 Euro. Eine achtlos weggeschnippte<br />

Zigarettenkippe schlägt<br />

mit 120 Euro zu Buche.<br />

Dass zahllose Menschen ihren<br />

Schrott und ihre Abfälle trotz der<br />

drohenden Bußgelder rücksichtslos<br />

und illegal entsorgen, passiert in<br />

Berlin immer wieder. Daher warnt<br />

die BSR: „Illegale Müllplätze am<br />

Wegrand verschandeln nicht nur<br />

den Kiez.Sie können auch gefährlich<br />

für Mensch und Umwelt werden,<br />

wenn zum Beispiel Schadstoffe aus<br />

alten Elektrogeräten austreten.“<br />

Das ist vor allem bei der Entsorgung<br />

von illegalem Abfall nahe bei<br />

oder direkt in Gewässern ein großes<br />

Problem. Denn zum einen werden<br />

diese Müllkippen oftmals lange<br />

nicht entdeckt, zum anderen rosten<br />

Elektrogeräte im Wasser – Schadstoffe<br />

werden somit schneller freigesetzt.<br />

Rund 6,7 Prozent des <strong>Berliner</strong><br />

Stadtgebiets bestehen aus Flüssen,<br />

Seen und Kanälen, eine Fläche, die<br />

so groß ist wie die BezirkeMitte und<br />

Friedrichshain-Kreuzberg zusammen.<br />

DieMüllschiffe der Senatsverwaltung<br />

haben „zwischen März 2018<br />

und Februar 2019 über 730 Kubikmeter<br />

Müll nur von der Oberfläche<br />

der <strong>Berliner</strong> Gewässer gefischt“,<br />

heißt es bei dem unter anderem<br />

durch die Stiftung Naturschutz Berlin<br />

sowie die BSR geförderten Projekt<br />

„Alles im Fluss“. 730 Kubikmeter<br />

Müll entsprechen in etwa dem Inhalt<br />

von 14 Güterwaggons. Und als<br />

„Müllsäule mit einem Quadratmeter<br />

Grundfläche ergäbe diese Menge das<br />

1,9-fache des Fernsehturms“, so die<br />

Macher von„Alles im Fluss“.<br />

Illegale Müllkippen melden<br />

Sollte man „illegale Ablagerungen<br />

und Verschmutzungen im öffentlichen<br />

Raum“ entdecken, rät die BSR,<br />

sich beim Ordnungsamt zu melden.<br />

Wenn sich kein Verursacher finden<br />

lässt, beseitigt die BSR illegal abgelagerten<br />

Sperrmüll und Elektroschrott<br />

auf Anforderung des Amtes.<br />

Und das nach BSR-Angaben „leider<br />

viel zu oft: Jedes Jahr entfernen<br />

wir im Schnitt 30 000 Kubikmeter<br />

dieser Abfälle“.Wersich im aktuellen<br />

Fall nun darum kümmert, dass der<br />

angebrannte Gewerbeschrott aus<br />

der Wollenberger Straße entsorgt<br />

wird, ist noch unklar.

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