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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 296 · F reitag, 20. Dezember 2019 25<br />
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Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Expressive<br />
Grabungen<br />
Technisch exzellent und<br />
von subtilem Sarkasmus:<br />
Michael Dillers Bildernachlass<br />
in der Galerie Parterre<br />
„Mann mit gelber Gambe“, 1984 ,Ölauf Papier und Hartfaser<br />
MEIN BILD DER WOCHE<br />
Der Künstler: Michael Diller,geboren<br />
1950 in Thüringen, war gelernter Schiffsbauer,studierte<br />
Kunsterziehung an der<br />
Humboldt-Universität Berlin, wurde Grafiker.<br />
Inspiriertvom Werk des niederländisch-amerikanischen<br />
Malers Willem de<br />
Kooning begann er 1987 zu malen. Sein<br />
Atelier in der <strong>Berliner</strong> Pappelallee wurde<br />
zum Künstlertreff. 1993 starb Michael<br />
Diller bei einem Autounfall.<br />
Die Ausstellung: „Mal wieder was Farbiges.<br />
Michael Diller und sein Kreis“ ist eine<br />
Hommageandie Freiheit der Kunst. Zu<br />
sehen sind Diller-Werkeund dievon 14<br />
engen Freunden. Galerie Parterre, DanzigerStr.101,bis<br />
23. Februar,Mi–So<br />
19−21/Do bis 22 Uhr (Pause:<br />
21.12.−1.1.), Tel.:902953821<br />
www.galerieparterre.de<br />
PRIVATBESITZ<br />
gleichen sein relativ überschaubaresWerk,<br />
das zu schaffen ihm ja gerade<br />
mal ein Jahrzehnt vergönnt<br />
war, mit den dänisch-belgisch-niederländischen<br />
COBRA-Malern um<br />
Karel Appel und Asger Jorn in den<br />
1950er-Jahren. Mehr noch hatte Diller<br />
Inspiration bei Willem de Kooning,<br />
diesem kreativen Universum<br />
des „abstract painting“ gefunden.<br />
So wundersam und nicht fassbar<br />
wie Dillers surreale Wesen auf den<br />
Grafiken, so sind sie es auch auf der<br />
Leinwand. Der „Mann mit gelber<br />
Gambe“ von1984 wirkt wie einer anderen<br />
Zeit entstiegen, eine wilde<br />
Phantasma-Gestalt, aber im Zerrspiegel<br />
derVerhältnisse in den engen<br />
und einzwängenden DDR-Nischen,<br />
den obrigkeitsstaatlichen Bevormundungen<br />
und den immer hörbarererzerschellenden<br />
Utopien.<br />
Diller war ein nicht zu domestizierender<br />
Außenseiter, allerdings<br />
mit großem und echtem Freundeskreis.<br />
Was er mit schwarzem Humor<br />
radierte und mit heftigem<br />
Gestus und dick aufgetragenen<br />
Farben malte, hat etwas von tief<br />
melancholischen, absurden, paradoxen<br />
Komödien. Und eswirkt zugleich<br />
aufsässig – bei gleichzeitigem<br />
Rückzug des Verursachers dieser<br />
Bildgeschichten.<br />
Ein Kenner von Dillers Werk, der<br />
Kunsthistoriker und heutige Künstlerhaus-Bethanien-Leiter<br />
Christoph<br />
Tannert, erlebt in den Bildern des<br />
Freundes, in den „hektischen Expressionen“<br />
dieses Sonderlings gar<br />
ein Gefühl höchster Dringlichkeit,<br />
fast etwas Panisches. Das alles ist<br />
weit weg von jeder akademischen<br />
Feinmalerei, von der Mythenschwere<br />
der Leipziger Schule und<br />
auch diesem gewissen weltabgewandten<br />
Sensualismus der sogenannten<br />
<strong>Berliner</strong> Schule.<br />
1990 malte Diller „Brüder“ –ein<br />
lichter Farbrausch zur Wende? Aber<br />
1991, zwei Jahre vor seinem tödlichen<br />
Autounfall auf einer vereisten<br />
Landstraße in der alten Heimat Thüringen,<br />
malte er den „Sitzriesen“,<br />
eine hohe vertikale Tafel. Die seltsame,<br />
groß erscheinende Figur mit<br />
langem Rumpf und kurzen Beinen<br />
erscheint als abstruser, jeden Aufbruch<br />
erdrückender Fleisch- und<br />
Farbberg, abstrakt-real. So nah war<br />
Michael Diller seinem Vorbild de<br />
Kooningnie zuvor.<br />
Pop<br />
Weihnachten<br />
im<br />
Freundeskreis<br />
Rund um die Weihnachtstage<br />
machen es sich die<br />
<strong>Berliner</strong> Konzertveranstalter<br />
gemütlich. „Same procedure<br />
…“ bespielt dann das Programm,<br />
viele Freundeskreise<br />
stehen gemeinsam auf der<br />
Bühne und erinnern sich vor<br />
Eingeweihten der gemeinsam<br />
verbrachten Jahre. In diesem<br />
Sinne darfman wohl auch das<br />
Get-Together-Konzert von<br />
Lüül verstehen, dessen musikalische<br />
Wanderbewegungen<br />
zum Aufregendsten gehören,<br />
was das <strong>Berliner</strong> Kulturleben<br />
zu bieten hat. Seine erste Band<br />
gründete der heute 68-Jährige<br />
in den 60er-Jahen, 1975 trat er<br />
Ash Ra Temple bei, die neben<br />
Can und Tangerine Dream zu<br />
den Pionieren des Krautrocks<br />
gehörten. Mit der legendären<br />
Nico war Lüül liiertund für sie<br />
schrieb er auch ein paar Songs.<br />
Am wohlsten aber fühlt er sich,<br />
wenn er mit anderen, zum Beispiel<br />
den 17 Hippies, Musik<br />
macht. HarryNutt<br />
Lüül &Band &Gäste 20 Uhr,Ufa-Fabrik,<br />
Viktoriastraße 10–18<br />
HEUTE–21.12.<br />
SkandalimSpreebezirk<br />
GUTSCHEINE<br />
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distel-berlin.de<br />
Tel. 20 44 704<br />
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