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PZ 62 2020 zusammengefuegt

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mittelpunkt in der Lüneburger Heide. Hier

habe ich im Laufe der Jahre die alten Meister

und die Klassische Pferdeausbildung

für mich entdeckt.

Viel diskutiert - Dehnungshaltung ... Beeindruckt

hat mich der inzwischen verstorbene

Jean Claude Racinet. Im Rahmen

eines Seminars zur Dehnungshaltung hat

der damals bereits 80-jährige Racinet -

ein Verfechter der Baucher-Reiterei (hohe

Aufrichtung) - auf dem Pferd demonstriert

was Dehnungshaltung bedeutet.

Seine Worte werde ich nicht vergessen:

„Wir brauchen keine Dehnungshaltung,

denn wenn wir korrekt reiten, reiten wir

immer in Dehnungshaltung“. Ich fand es

sehr beeindruckend Racine persönlich in

der Arbeit mit dem Pferd zu erleben und

die Gesamtzusammenhänge zu verstehen.

Dehnungshaltung ist nicht nur „Kopf

runter“. Es geht um die gesamte Längsbiegung

des Pferdes. Wir müssen permanent

die Längsbiegung verbessern. So kann es

auch in relativer Aufrichtung in Dehnungshaltung

gehen.

In der klassischen Pferdeausbildung ist

der Weg wichtig und der Aufbau der Lektionen

greift ineinander. Das korrekte

Reiten eines Zirkels endet bei systematischem

Trainingsaufbau konsequenterweise

in einer Pirouette. Korrekt gerittene

Trabverkürzungen führen zur Versammlung

und durch weitere Verkürzungen der

Trabtritte zur Piaffe. Jede Lektion ist eine

Vorbereitung für die nächste Lektion. So

kann jedes Pferd im Rahmen seiner exterieurbedingten

Möglichkeiten individuell

ausgebildet werden.

Reiten heisst aber auch jeden Tag auf´s

Neue an sich zu arbeiten und das Pferd behutsam

aufzubauen, mit für ihn logischen

Aufgaben weiter auszubilden ohne es zu

überfordern. Reiten ist eine Lebensphilosophie

und kein Sport für den schnellen

Erfolg. Ein 3-jähriges Pferd in 2 Monaten

für eine Aktion oder Prüfung vorzubereiten

ist nicht meine Vorstellung von pferdegerechter

Ausbildung.

Ein anspruchsvolles Ziel: mit feinen Hilfen

reiten ... Das ist der Wunsch vieler Reiter,

die zu mir kommen. Viele vergessen, dass

dafür viel Zeit, Geduld, Ausdauer, Schweiß,

Tränen und Gefühl erforderlich ist. Wer

mit feinen Hilfen reiten möchte, braucht

ein solide über Jahre ausgebildetes Pferd

und muss selbst in der Lage sein mit präzisen

minimalsten Hilfen die maximale Reaktion

seines Pferdes hervorzurufen. Das

Pferd muss sensibel fein und durchlässig

sein, um auf feinste Hilfen mit maximaler

Reaktion zu antworten. Das setzt aber

auch einen ausgebildeten Reiter voraus

der mit feinen Hilfen auf sein sensibilisiertes

Pferd gefühlvoll einwirken kann. Auch

der Reiter muss sich weiterbilden, theoretische

Zusammenhänge verstehen und

letztendlich üben üben üben und fühlen

fühlen fühlen.

Die französische Légerté-Reiterei setzt auf

minimale Aktion des Reiters die zur maximalen

Reaktion des Pferdes führt. Das wird

möglich, wenn das Pferd unter dem Reiter

in Balance ist. Nach diesen Grundsätzen

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