Wirtschaftsspiegel 2020: Klima
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
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KLIMA<br />
IKEA IN KARLSRUHE<br />
WIE REGENWASSER, LASTENRÄDER UND EINE BAHNHALTE-<br />
STELLE DAS MÖBELHAUS KLIMAFREUNDLICHER MACHEN<br />
Lange Jahre wurde diskutiert, nun wird der Traum aller Einrichtungshaus-Fans wahr: Karlsruhe hat<br />
eine IKEA Filiale. Zentral gelegen, und nicht auf der grünen Wiese, ist sie gut an das Straßenbahnnetz<br />
angebunden. So muss nicht jeder Kunde mit dem Auto kommen – zum Wohle der Umwelt.<br />
Auch sonst macht der schwedische Möbelkonzern viel fürs <strong>Klima</strong>, wie Filialleiter Tim Geitner im<br />
Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> erklärt.<br />
Fotos IKEA<br />
Es ist das klassische Bild einer IKEA<br />
Filiale: Irgendwo auf der grünen Wiese,<br />
meist entlang der Autobahn, steht<br />
eines der blau-gelben Einrichtungshäuser<br />
samt großem Parkplatz vor der<br />
Tür. Anders sieht die Lage in Karlsruhe<br />
aus: Da steht die Filiale mit einer<br />
hellen Fassade, die in einem Architektenwettbewerb<br />
kreiert wurde, an<br />
einem zentralen Standort am östlichen<br />
Stadteingang der Fächerstadt. Direkt<br />
daneben: die Autobahn, aber auch eine<br />
Straßenbahnhaltestelle. So erhofft<br />
sich der schwedische Möbelriese mehr<br />
Kunden anzulocken, die mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zum Einkauf<br />
kommen. „Es ist ein Glücksfall, dass<br />
die Haltestelle direkt vor der Tür ist“,<br />
sagt Tim Geitner, Leiter der Karlsruher<br />
IKEA Filiale.<br />
MIT DEM BILLY-REGAL<br />
AUFS FAHRRAD?<br />
Zwischen 1,5 und 2 Millionen Besucher<br />
werden pro Jahr in dem Einrichtungshaus<br />
an der Durlacher Allee erwartet.<br />
„Wir rechnen damit, dass mehr als 15<br />
Prozent der Kunden mit dem ÖPNV<br />
kommen. Auch an die Radfahrer haben<br />
wir gedacht, immerhin ist Karlsruhe die<br />
Fahrradstadt Deutschlands. Deswegen<br />
haben wir viele, teilweise überdachte<br />
Stellplätze eingeplant“, so Geitner gegenüber<br />
dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> weiter.<br />
Zudem gibt es Stellplätze, an denen<br />
E-Bike-Fahrer während des Einkaufs<br />
gleich noch den Akku ihres Fahrrades<br />
aufladen können.<br />
„Wir forcieren damit, dass der Kunde<br />
mit dem Rad zu uns kommt.<br />
Das Angebot für Fahrradfahrer wird<br />
von der Möglichkeit, Lastenräder zu<br />
mieten, abgerundet.“ So kann sich der<br />
Besucher seine Möbel entweder liefern<br />
lassen oder mit dem Lastenfahrrad<br />
transportieren. „Das haben wir in der<br />
City-Filiale in Hamburg getestet.<br />
Da werden selbst große Schränke<br />
so nach Hause gekarrt“, sagt<br />
Geitner lachend.<br />
REGEN FÜR DIE TOILETTE<br />
Das sind nicht die einzigen Maßnahmen,<br />
die in der 54. IKEA Filiale in<br />
Deutschland ergriffen werden, um<br />
etwas zum Umweltschutz beizutragen.<br />
„Wir haben ein paar Dinge eingebaut,<br />
die die Umwelt schonen“, erklärt Tim<br />
Geitner. „In der Abfahrtsspirale des<br />
Parkhauses versteckt sich ein Brauchwassertank.<br />
Der versorgt das Haus mit<br />
Wasser für die Toilettenspülung.“<br />
Das Dach des Gebäudes wird zusätzlich<br />
begrünt und mit Insektenhäusern und<br />
Bienenstöcken ergänzt.<br />
„Wir haben<br />
viel Technik für<br />
den <strong>Klima</strong>schutz<br />
eingebaut.“<br />
Eine <strong>Klima</strong>anlage suchen die Kunden<br />
ebenfalls vergebens: Mittels eines<br />
Wärmetauschers sorgt eine Art Fußbodenheizung<br />
dafür, dass die Räume im<br />
Winter beheizt werden und im Sommer<br />
schön kühl sind. Im ganzen Haus werden<br />
nur LED-Lampen verbaut. „Dabei<br />
setzen wir auch Bewegungsmelder ein,<br />
damit in den Räumen, die nur selten<br />
genutzt werden, das Licht nur dann<br />
angeht, wenn wir es wirklich brauchen.“<br />
SO ENERGIEEFFIZIENT<br />
WIE MÖGLICH<br />
Überall, wo der schwedische Möbelkonzern<br />
eines seiner Häuser baut, achten<br />
die Planer darauf, so umweltfreundlich<br />
wie möglich zu bauen und möglichst<br />
energieeffiziente Technik einzusetzen.<br />
Konzernweit möchte IKEA bis 2030<br />
autark sein, nicht mehr von Energielieferanten<br />
abhängig. „Wir haben mehrere<br />
Windparks gekauft, die es uns ermöglichen,<br />
den Strom zu produzieren, den<br />
wir verbrauchen. Hier beziehen wir<br />
darüber hinaus Biostrom und Fernwärme<br />
von den Stadtwerken Karlsruhe.“<br />
Tim Geitner, Leiter der neuen Karlsruher Filiale,<br />
ist seit 13 Jahren bei IKEA.<br />
VORBILDFUNKTION<br />
Tim Geitner, Leiter der Karlsruher IKEA<br />
Filiale, geht in Sachen Umwelt- und<br />
<strong>Klima</strong>schutz seinen Mitarbeitern mit gutem<br />
Beispiel voran. „Vor einigen Jahren<br />
haben wir im Familienrat beschlossen,<br />
dass wir weniger Fleisch essen wollen,<br />
denn ich denke, das ist eine der größten<br />
<strong>Klima</strong>sünden. Außerdem habe ich ein<br />
Hybridauto, so lege ich meinen Arbeitsweg<br />
rein elektrisch zurück“, so Geitner<br />
im Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />
Seit einigen Jahren nutzt die Familie<br />
ein Lastenrad. „Wir verzichten auch auf<br />
Plastik in unserem Haushalt, denn man<br />
kann alles durch etwas Langlebigeres<br />
ersetzen, wie Edelstahl oder Glas. Das<br />
klappt auch ganz gut!“<br />
Für die knapp 300 Mitarbeiter soll<br />
es ein Job-Ticket geben. „Viele der<br />
Kollegen kommen aus Karlsruhe und<br />
dem näheren Umland, da muss also<br />
keiner mit dem Auto zur Arbeit<br />
fahren“, erklärt Geitner. Knapp zwei<br />
Jahre war der neue Filialleiter ohne<br />
Kunden, hat stattdessen viel am<br />
Schreibtisch geplant, Mitarbeiter<br />
eingestellt und regelmäßig die Baustelle<br />
besichtigt. Für Geitner, gelernter<br />
Schreiner, ist die Eröffnung des Einrichtungshauses<br />
wie ein Ritterschlag.<br />
„Es ist meine erste Filialeröffnung, das<br />
ist sehr besonders für mich, denn ich<br />
darf das Fundament für die Zukunft<br />
legen. Ich würde es immer wieder<br />
machen, das macht wirklich viel Spaß“,<br />
sagt Tim Geitner, Filialleiter bei IKEA<br />
in Karlsruhe, mit einem Lächeln.<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
14 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
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