21.07.2020 Aufrufe

Wirtschaftsspiegel 2020: Klima

Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.

Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.

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KLIMA<br />

IKEA IN KARLSRUHE<br />

WIE REGENWASSER, LASTENRÄDER UND EINE BAHNHALTE-<br />

STELLE DAS MÖBELHAUS KLIMAFREUNDLICHER MACHEN<br />

Lange Jahre wurde diskutiert, nun wird der Traum aller Einrichtungshaus-Fans wahr: Karlsruhe hat<br />

eine IKEA Filiale. Zentral gelegen, und nicht auf der grünen Wiese, ist sie gut an das Straßenbahnnetz<br />

angebunden. So muss nicht jeder Kunde mit dem Auto kommen – zum Wohle der Umwelt.<br />

Auch sonst macht der schwedische Möbelkonzern viel fürs <strong>Klima</strong>, wie Filialleiter Tim Geitner im<br />

Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> erklärt.<br />

Fotos IKEA<br />

Es ist das klassische Bild einer IKEA<br />

Filiale: Irgendwo auf der grünen Wiese,<br />

meist entlang der Autobahn, steht<br />

eines der blau-gelben Einrichtungshäuser<br />

samt großem Parkplatz vor der<br />

Tür. Anders sieht die Lage in Karlsruhe<br />

aus: Da steht die Filiale mit einer<br />

hellen Fassade, die in einem Architektenwettbewerb<br />

kreiert wurde, an<br />

einem zentralen Standort am östlichen<br />

Stadteingang der Fächerstadt. Direkt<br />

daneben: die Autobahn, aber auch eine<br />

Straßenbahnhaltestelle. So erhofft<br />

sich der schwedische Möbelriese mehr<br />

Kunden anzulocken, die mit den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zum Einkauf<br />

kommen. „Es ist ein Glücksfall, dass<br />

die Haltestelle direkt vor der Tür ist“,<br />

sagt Tim Geitner, Leiter der Karlsruher<br />

IKEA Filiale.<br />

MIT DEM BILLY-REGAL<br />

AUFS FAHRRAD?<br />

Zwischen 1,5 und 2 Millionen Besucher<br />

werden pro Jahr in dem Einrichtungshaus<br />

an der Durlacher Allee erwartet.<br />

„Wir rechnen damit, dass mehr als 15<br />

Prozent der Kunden mit dem ÖPNV<br />

kommen. Auch an die Radfahrer haben<br />

wir gedacht, immerhin ist Karlsruhe die<br />

Fahrradstadt Deutschlands. Deswegen<br />

haben wir viele, teilweise überdachte<br />

Stellplätze eingeplant“, so Geitner gegenüber<br />

dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong> weiter.<br />

Zudem gibt es Stellplätze, an denen<br />

E-Bike-Fahrer während des Einkaufs<br />

gleich noch den Akku ihres Fahrrades<br />

aufladen können.<br />

„Wir forcieren damit, dass der Kunde<br />

mit dem Rad zu uns kommt.<br />

Das Angebot für Fahrradfahrer wird<br />

von der Möglichkeit, Lastenräder zu<br />

mieten, abgerundet.“ So kann sich der<br />

Besucher seine Möbel entweder liefern<br />

lassen oder mit dem Lastenfahrrad<br />

transportieren. „Das haben wir in der<br />

City-Filiale in Hamburg getestet.<br />

Da werden selbst große Schränke<br />

so nach Hause gekarrt“, sagt<br />

Geitner lachend.<br />

REGEN FÜR DIE TOILETTE<br />

Das sind nicht die einzigen Maßnahmen,<br />

die in der 54. IKEA Filiale in<br />

Deutschland ergriffen werden, um<br />

etwas zum Umweltschutz beizutragen.<br />

„Wir haben ein paar Dinge eingebaut,<br />

die die Umwelt schonen“, erklärt Tim<br />

Geitner. „In der Abfahrtsspirale des<br />

Parkhauses versteckt sich ein Brauchwassertank.<br />

Der versorgt das Haus mit<br />

Wasser für die Toilettenspülung.“<br />

Das Dach des Gebäudes wird zusätzlich<br />

begrünt und mit Insektenhäusern und<br />

Bienenstöcken ergänzt.<br />

„Wir haben<br />

viel Technik für<br />

den <strong>Klima</strong>schutz<br />

eingebaut.“<br />

Eine <strong>Klima</strong>anlage suchen die Kunden<br />

ebenfalls vergebens: Mittels eines<br />

Wärmetauschers sorgt eine Art Fußbodenheizung<br />

dafür, dass die Räume im<br />

Winter beheizt werden und im Sommer<br />

schön kühl sind. Im ganzen Haus werden<br />

nur LED-Lampen verbaut. „Dabei<br />

setzen wir auch Bewegungsmelder ein,<br />

damit in den Räumen, die nur selten<br />

genutzt werden, das Licht nur dann<br />

angeht, wenn wir es wirklich brauchen.“<br />

SO ENERGIEEFFIZIENT<br />

WIE MÖGLICH<br />

Überall, wo der schwedische Möbelkonzern<br />

eines seiner Häuser baut, achten<br />

die Planer darauf, so umweltfreundlich<br />

wie möglich zu bauen und möglichst<br />

energieeffiziente Technik einzusetzen.<br />

Konzernweit möchte IKEA bis 2030<br />

autark sein, nicht mehr von Energielieferanten<br />

abhängig. „Wir haben mehrere<br />

Windparks gekauft, die es uns ermöglichen,<br />

den Strom zu produzieren, den<br />

wir verbrauchen. Hier beziehen wir<br />

darüber hinaus Biostrom und Fernwärme<br />

von den Stadtwerken Karlsruhe.“<br />

Tim Geitner, Leiter der neuen Karlsruher Filiale,<br />

ist seit 13 Jahren bei IKEA.<br />

VORBILDFUNKTION<br />

Tim Geitner, Leiter der Karlsruher IKEA<br />

Filiale, geht in Sachen Umwelt- und<br />

<strong>Klima</strong>schutz seinen Mitarbeitern mit gutem<br />

Beispiel voran. „Vor einigen Jahren<br />

haben wir im Familienrat beschlossen,<br />

dass wir weniger Fleisch essen wollen,<br />

denn ich denke, das ist eine der größten<br />

<strong>Klima</strong>sünden. Außerdem habe ich ein<br />

Hybridauto, so lege ich meinen Arbeitsweg<br />

rein elektrisch zurück“, so Geitner<br />

im Gespräch mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>.<br />

Seit einigen Jahren nutzt die Familie<br />

ein Lastenrad. „Wir verzichten auch auf<br />

Plastik in unserem Haushalt, denn man<br />

kann alles durch etwas Langlebigeres<br />

ersetzen, wie Edelstahl oder Glas. Das<br />

klappt auch ganz gut!“<br />

Für die knapp 300 Mitarbeiter soll<br />

es ein Job-Ticket geben. „Viele der<br />

Kollegen kommen aus Karlsruhe und<br />

dem näheren Umland, da muss also<br />

keiner mit dem Auto zur Arbeit<br />

fahren“, erklärt Geitner. Knapp zwei<br />

Jahre war der neue Filialleiter ohne<br />

Kunden, hat stattdessen viel am<br />

Schreibtisch geplant, Mitarbeiter<br />

eingestellt und regelmäßig die Baustelle<br />

besichtigt. Für Geitner, gelernter<br />

Schreiner, ist die Eröffnung des Einrichtungshauses<br />

wie ein Ritterschlag.<br />

„Es ist meine erste Filialeröffnung, das<br />

ist sehr besonders für mich, denn ich<br />

darf das Fundament für die Zukunft<br />

legen. Ich würde es immer wieder<br />

machen, das macht wirklich viel Spaß“,<br />

sagt Tim Geitner, Filialleiter bei IKEA<br />

in Karlsruhe, mit einem Lächeln.<br />

ANYA BARROS<br />

www.wvs.de<br />

14 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />

15

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