Wirtschaftsspiegel 2020: Klima
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
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LETZTE MEILE<br />
WIE DIGITALISIERUNG DIE STÄDTE VON PAKETDIENSTEN BEFREIEN KANN<br />
Kaum etwas ist, gerade in den verstopften Innenstädten, nerviger als der Lieferverkehr. Kann sich das ändern?<br />
Wie wird in Zukunft der Transport auf der „Letzten Meile“ aussehen? Martina Betz-Weber hat Antworten.<br />
Foto SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG<br />
Mal eben was im Internet-Online-Shop<br />
bestellt und wenige Tage später ist das<br />
Paket fast bis ins Wohnzimmer geliefert.<br />
13 Millionen Pakete werden pro<br />
Tag verschickt. Wie praktisch für den<br />
Kunden, weniger praktisch für Anwohner.<br />
Oftmals darf in den Innenstädten<br />
auch nur in bestimmten Zeitfenstern<br />
angeliefert werden, was die Logistik<br />
für die Transportunternehmen vor<br />
eine große Herausforderung stellt.<br />
„Das ist dann in der Wahrnehmung<br />
der Menschen sehr geballt, wenn alle<br />
Lieferungen auf einmal ankommen“,<br />
sagt Martina Betz-Weber, Geschäftsführerin<br />
von Transport Betz aus Malsch.<br />
„In Karlsruhe zum Beispiel, wo in der<br />
Innenstadt viele Menschen wohnen,<br />
muss man etwas machen, denn der<br />
Lieferverkehr ist für die Anwohner ein<br />
echtes Problem!“<br />
Die Idee: Die „Letzte Meile“ muss neu<br />
überdacht werden. Gemeinsam mit<br />
dem Karlsruher Institut für Technologie<br />
(KIT), dem Forschungszentrum Informatik<br />
(FZI), der Firma Leuze und SEW<br />
Eurodrive wird mit Transport Betz eine<br />
Idee entwickelt, wie roboterbasierte<br />
Fahrzeuge autonom in die Innenstädte<br />
fahren und Pakete zu Paketboxen<br />
transportieren: der LieferBot-E.<br />
Gefördert wird das Projekt vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi).<br />
VIELE IDEEN UND EIN ZIEL<br />
Der LieferBot-E basiert auf einer in<br />
der industriellen Intralogostik eingesetzten<br />
autonomen Fahrplattform<br />
von SEW Eurodrive. Somit liefert das<br />
Bruchsaler Unternehmen das Skelett,<br />
die Muskulatur und die Stimme für die<br />
Aufgaben des LieferBot-E-n und sorgt<br />
außerdem für genug Energie, damit er<br />
ohne Pause durcharbeiten kann.<br />
Die Augen liefert Leuze electronic,<br />
damit das Fahrzeug durch die Straßen<br />
navigieren kann. Die künstliche Intelligenz,<br />
die Hindernissen ausweichen oder<br />
die beste Route planen kann, kommt<br />
vom KIT. Das FZI überwacht die Flotte<br />
in Echtzeit, vergibt die Aufträge und<br />
behebt eventuelle Fehler und analysiert<br />
diese auch.<br />
Transport Betz ist in diesem Forschungsprojekt<br />
für die „Letzte Meile“<br />
zuständig und bewertet, welche<br />
Geschäftsmodelle für die Einbindung<br />
einer LieferBot-E-n-Flotte in eine Lieferkette<br />
am besten geeignet sind. Das<br />
Unternehmen aus Malsch kümmert<br />
sich damit um die Umgebung, in der die<br />
autonomen Fahrzeuge arbeiten werden.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des<br />
Testfelds Autonomes Fahren und der<br />
Testbetrieb auf dem Forschungscampus<br />
in Bruchsal durchgeführt.<br />
ENTZERREN DER LIEFERZEITEN<br />
„Das Prinzip mit den autonomen Lieferfahrzeugen<br />
würde auch nachts sehr<br />
gut funktionieren, dann wären die Straßen<br />
nicht so verstopft“, so Betz-Weber<br />
weiter. Hier käme ein Umschlagplatz<br />
in Frage, der etwas außerhalb liegt<br />
und an dem die autonomen Fahrzeuge<br />
beladen werden. Außerdem könnte das<br />
leere Auto dann die Verpackungen der<br />
zugestellten Waren wieder einsammeln<br />
und der Entsorgung zuführen.<br />
Klingt alles einfach, ist es laut Martina<br />
Betz-Weber nicht. „Es gibt nicht ‚das<br />
eine‘ Konzept, denn jede Stadt hat andere<br />
Anforderungen, etwa Mannheim“,<br />
sagt Betz-Weber, „da ist viel Industrie<br />
in der Innenstadt, wo auch mal große<br />
Paletten angeliefert werden müssen.<br />
Die verschiedenen Ideen müssen daher<br />
Hand in Hand gehen!“<br />
Noch ist der autonome Lieferverkehr<br />
Zukunftsmusik, aber bei Transport Betz<br />
ist man offen für neue Ideen. Martina<br />
Betz-Weber ist sicher: „Es liegt eine<br />
spannende Zeit vor uns!“<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
62 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL