Wirtschaftsspiegel 2020: Klima
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
Ice Ice Baby: Wenn die Sommer immer wärmer werden – und die Winter auch. Dann gibt es Eis bald nur noch bei der Eisdiele um die Ecke. Lesen, was die TechnologieRegion Karlsruhe macht, um den Klimawandel aufzuhalten.
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HANDWERK GOES<br />
KLIMANEUTRAL<br />
UMWELTBERATUNG DER HANDWERKSKAMMER FÜR BETRIEBE<br />
Was tun fürs <strong>Klima</strong>? Mit dieser Frage sehen sich auch viele Handwerksbetriebe in der Region konfrontiert.<br />
Dabei können Initiativen für <strong>Klima</strong>schutz in den Betrieben ein Wettbewerbsvorteil sein, etwa bei<br />
der Mitarbeitergewinnung. Die Umweltberatung der Handwerkskammer Karlsruhe (HWK) hilft, die<br />
Foto Stadt Karslruhe<br />
wichtigsten Fragen zu beantworten.<br />
Ausschließlich Schreinerbetriebe beteiligten sich 2018/19 bei der vierten ECOfit-Runde.<br />
Brigitte Dorwarth-Walter, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe,<br />
Bürgermeisterin Bettina Lisbach und Ministerialdirektor Helmfried Meinel würdigen die Preisträger.<br />
Foto HWK<br />
Der Mensch atmet Sauerstoff ein und<br />
CO2 aus. Ein Auto stößt am Auspuff<br />
CO2 aus. Der Schornstein einer<br />
Firma pustet CO2 in die Luft. Wo<br />
man hinschaut, ist dieses Treibhausgas<br />
unser ständiger Begleiter. Doch bei<br />
den Unternehmen und den Fahrzeugen<br />
können wir etwas verändern.<br />
„CO2 entsteht bei allen Aktivitäten in<br />
einem Handwerksbetrieb: im Betriebsgebäude,<br />
bei der Herstellung und<br />
Verarbeitung von Produkten oder bei<br />
der Mobilität“, erklärt Ute Matysek,<br />
Umweltberaterin bei der HWK.<br />
MEHRWERT BIETEN<br />
Weil die Wahrnehmung der Öffentlichkeit<br />
für das Thema <strong>Klima</strong> und Umweltschutz<br />
geschärft sei, müsse sich auch<br />
im Bereich Handwerk etwas verändern.<br />
„Wir unterstützen die Firmen durch Informationen,<br />
Sensibilisierung und Beratung.<br />
Zusätzlich sind wir in zahlreichen<br />
Netzwerken und Projekten engagiert,<br />
um den Betrieben einen deutlichen<br />
Mehrwert zu bieten“, so Matysek<br />
weiter. So ist die HWK beispielsweise<br />
in den Arbeitskreisen der Stadt Karlsruhe<br />
zur Entwicklung des <strong>Klima</strong>schutzkonzepts<br />
und den darin enthaltenen<br />
Maßnahmen, im Photovoltaik-Netzwerk<br />
oder im Fachbeirat bei den<br />
Energie- und <strong>Klima</strong>schutzagenturen<br />
im Kammerbezirk der HWK dabei.<br />
IN VIER SCHRITTEN<br />
KÖNNEN BETRIEBE KLIMA-<br />
NEUTRAL WERDEN:<br />
1 Energieeinsparung, um das<br />
<strong>Klima</strong> zu entlasten<br />
Vor Ort werden Arbeitsabläufe,<br />
technische Einrichtungen<br />
und Anlagen auf Einsparmöglichkeiten<br />
hin überprüft.<br />
2 CO2-Ausstoß feststellen<br />
und bewerten<br />
Der CO2-Fußabdruck<br />
der Firma wird ermittelt.<br />
3 CO2-Emissionen verhindern<br />
und reduzieren<br />
Ziel der Beratung: Den Betrieb<br />
sensibilisieren, auf möglichst<br />
klimaneutrale Ressourcen und<br />
Rohstoffvorstufen zurückzugreifen,<br />
um die betriebliche CO2-Bilanz<br />
möglichst gering zu halten,<br />
beziehungsweise möglichst<br />
klimaneutral zu werden.<br />
4 Betrieb und Produkte<br />
klimaneutral stellen<br />
Für nicht vermeidbare CO2-<br />
Emissionen ist es möglich, durch<br />
den Erwerb von entsprechenden<br />
<strong>Klima</strong>zertifikaten die <strong>Klima</strong>bilanz<br />
auszugleichen.<br />
FÜR VIELE EIN KRITERIUM<br />
Bei der Handwerkskammer ist man<br />
sich sicher, dass Betriebe, die etwas<br />
zum Umweltschutz beitragen, einen<br />
Wettbewerbsvorteil erhalten. Heißt<br />
konkret: „Nachhaltigkeit und klimaneutrales<br />
Wirtschaften sichern auch die<br />
Zukunft von Unternehmen. Außerdem<br />
entscheiden sich Mitarbeiter vermehrt<br />
nach diesen Aspekten bei der Wahl des<br />
künftigen Arbeitgebers. Angebote wie<br />
das Jobticket oder das Engagement für<br />
mehr Nachhaltigkeit können eventuell<br />
ein Vorteil gegenüber den Mitbewerbern<br />
sein“, so Matysek im Gespräch<br />
mit dem <strong>Wirtschaftsspiegel</strong>. Kunden<br />
würden zudem vermehrt nach „grünen<br />
Produkten“ fragen. Matysek ergänzt:<br />
„Wer sich mit dem Thema Energieeinsparung<br />
beschäftigt, beschäftigt sich<br />
auch mit dem finanziellen Aspekt.<br />
Auf allen Ebenen, wie Energie,<br />
Materialeinsatz oder bei der kommenden<br />
CO2-Steuer, können Kosten<br />
gesenkt werden.“<br />
Das produzierende Handwerk braucht,<br />
je nach Gewerbe, viel Energie – wie<br />
kann ein Betrieb klimaneutral werden,<br />
mag sich mancher denken. „Das<br />
geht auf jeden Fall“, weiß Matysek<br />
von der HWK. Je nach Gewerk sei das<br />
unterschiedlich: Kreislaufwirtschaft,<br />
Energieverbrauch oder Ressourceneinsatz.<br />
„Der Bäcker kauft Mehl aus<br />
der Region und der Schreiner rüstet<br />
die Beleuchtung in der Werkstatt auf<br />
energiesparende LED-Lampen um. Der<br />
metallverarbeitende Betrieb installiert<br />
eine Photovoltaik-Anlage und stellt für<br />
den restlichen Bedarf auf Ökostrom<br />
um“, führt Matysek konkrete Beispiele<br />
an. „Analog zu den Möglichkeiten, die<br />
jeder Einzelne hat, gibt es auch jede<br />
Menge Ansätze in den Betrieben.“<br />
NETZWERK STATT<br />
EINZELKÄMPFER<br />
Die Resonanz auf die Angebote der<br />
Umweltberatung ist sehr positiv, viele<br />
Betriebe haben diesen Service schon<br />
in Anspruch genommen. „2019 haben<br />
zehn engagierte Schreinereien aus<br />
Karlsruhe bei einem Förderprogramm<br />
des Umweltministeriums des Landes<br />
teilgenommen, dem Projekt ECOfit.<br />
Ein Jahr lang haben sie sich intensiv mit<br />
den Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz<br />
oder Mobilität auseinandergesetzt,<br />
beispielsweise wie in Karlsruhe<br />
die Baustellen beliefert werden können,<br />
wenn nur wenig Material transportiert<br />
werden muss“, so Matysek. Eine<br />
Schreinerei schafft sich aus diesem<br />
Grund ein Lastenfahrrad an, damit die<br />
Kunden schnell und umweltfreundlich<br />
beliefert werden können.<br />
Da die Nachfrage so groß war, wird<br />
<strong>2020</strong> das Projekt fortgeschrieben.<br />
Ute Matysek, Umweltberaterin der<br />
Handwerkskammer Karlsruhe.<br />
Die Zielgruppe: metallverarbeitende<br />
Betriebe. „Die Motivation, etwas im<br />
Betrieb zu verändern, ist in einem<br />
Netzwerk nochmals deutlich größer,<br />
als wenn man sich als ‚Einzelkämpfer‘<br />
auf den Weg macht“, weiß Matysek.<br />
Zusätzlich zu diesem Projekt setzt<br />
die Handwerkskammer Karlsruhe<br />
auch weiterhin auf Informationsveranstaltungen.<br />
Umweltberaterin Ute<br />
Matysek: „Wir möchten weiterhin das<br />
Bewusstsein schärfen, informieren und<br />
die Betriebe bei ihren Aktivitäten in<br />
Sachen <strong>Klima</strong>schutz unterstützen!“<br />
ANYA BARROS<br />
www.wvs.de<br />
22 NR 63 <strong>2020</strong> WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
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