Highway 05/20
Das Magazin über dein liebstes Kraut – alle zwei Monate neu!
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Aufbau<br />
Anschluss<br />
Fridge-Grow-Unboxing<br />
sich auch. Schwer zu beschreiben<br />
ist die unglaubliche Blütendichte,<br />
die sich entwickelt hatte. Dies lag<br />
unserer Meinung nach zum einen<br />
an der aufgezogenen Sorte und<br />
zum anderen an den guten Bedingungen,<br />
die ein solch ausgeprägtes<br />
Wachstum begünstigten. Und<br />
noch etwas fiel uns auf. Es war<br />
der Geruch, der fehlte. Obwohl<br />
die Pflanze in voller Blüte stand,<br />
war selbst in dem Raum, wo der<br />
Schrank stand, noch nicht einmal<br />
der Hauch eines Dufts zu bemerken.<br />
Damit war<br />
die Aufzucht<br />
definitiv unauffällig<br />
und zumindest<br />
theoretisch<br />
an jedem Standort<br />
mit Stromanschluss<br />
möglich.<br />
Vier Tage<br />
nach dem angegebenen<br />
Erntetermin<br />
war es<br />
dann so weit,<br />
wir konnten alles<br />
in allem 228,5 Gramm frisches<br />
Marihuana für die Trocknung<br />
vorbereiten. Dazu stellten wir die<br />
Steuerung auf eine Temperatur<br />
von 22° Celsius und 40 Prozent<br />
Luftfeuchte ein. Die Beleuchtung<br />
wurde ausgeschaltet und das Gemüsefach<br />
bis auf einen engen<br />
Schlitz verschlossen, damit das<br />
kondensierte Wasser nicht wieder<br />
verdunsten konnte. Es sammelte<br />
sich im Fach und war ein zusätzliches<br />
Indiz für die fortschreitende<br />
Trocknung. Nach drei Tagen waren<br />
die Blüten durchgetrocknet,<br />
auch die inneren Stängel waren<br />
hart und kaum noch elastisch. Und<br />
das konnten wir mit Sicherheit<br />
behaupten, ohne die Schranktür<br />
überhaupt geöffnet zu haben. So<br />
erstaunlich es für manchen auch<br />
sein mag, es lag an der Menge des<br />
freigesetzten Kohlenstoffdioxids.<br />
Weil das Licht nicht brannte, lag<br />
die zugeführte Lichtmenge unter<br />
dem Lichtkompensationspunkt,<br />
ab diesem Punkt gaben die Pflanzenreste<br />
CO 2 ab. Darum, und weil<br />
die Fermentation durch Mikroorganismen<br />
bereits einsetzte, stieg<br />
die Konzentration des Gases im<br />
Schrank.<br />
Sobald der Gehalt nahezu<br />
konstant blieb, konnte von<br />
einem Stillstand jeglicher Stoffwechselreaktion<br />
ausgegangen<br />
werden, sowohl Fermentation als<br />
auch Photosynthese kamen bei<br />
Trockenheit zwangsläufig zum Erliegen.<br />
Übrigens schaffte der umgebaute<br />
Kühlschrank es, die Luftfeuchtigkeit<br />
auf bis zu 27 Prozent<br />
zu senken. Das ist ein hervorragender<br />
Wert für einen Kondensationstrockner.<br />
Allerdings wurde es<br />
durch die Absenkung so kühl, dass<br />
das System aus dem Tritt kam. Der<br />
Versuch, den Innenraum noch entschiedener<br />
zu entfeuchten, führte<br />
bereits ab einer Zielfeuchte von 35<br />
Prozent dazu, dass Kühlung und<br />
Heizung permanent eingeschaltet<br />
waren. Wir blieben also bei den<br />
schon recht trockenen 40 Prozent<br />
relativer Feuchte.<br />
Um die Qualität des<br />
Marihuanas nochmals zu steigern,<br />
wollten wir die Ernte nach<br />
der dreitägigen Trocknung zwei<br />
Wochen lang fermentieren. Dafür<br />
erhöhten wir die relative Luftfeuchtigkeit<br />
auf 70 Prozent und<br />
die Temperatur auf 28° Celsius.<br />
Das war eine recht energiesparende<br />
Einstellung, Heizung und Kühlung<br />
arbeiteten nur gelegentlich.<br />
Auch die Aktivität der Mikroben,<br />
die ihren Stoffwechsel mit zunehmender<br />
Feuchtigkeit reaktivierten,<br />
spiegelte sich rasch in den steigenden<br />
Kohlenstoffdioxidwerten<br />
nieder. Wie erwartet zersetzten<br />
sie unerwünschte Stoffe, in erster<br />
Linie das im Blattgrün enthaltene<br />
Chlorophyll.<br />
Nach der Fermentation<br />
wurden die Blüten noch einen Tag<br />
lang bei 22° Celsius und 50 Prozent<br />
Feuchte endgetrocknet. Dann<br />
endlich konnten wir die Früchte<br />
der Arbeit genießen. Die kleine<br />
Pflanze hatte mehr als fünfzig<br />
Gramm getrocknetes Gras bester<br />
Güte und über acht Gramm hochpotente<br />
Schnittreste erbracht. Aufgewendet<br />
wurden etwa 2<strong>20</strong> kWh,<br />
das sind pro Gramm rund 1,10<br />
Euro Energiekosten. Übrigens<br />
sind der Ertrag und die Effizienz<br />
des Schranks bei der Aufzucht von<br />
regulären Sorten mit einfachen<br />
Mitteln deutlich erhöhbar. Dazu<br />
wird eine Variante des Screen of<br />
Greens (SCROG) angewandt, in<br />
der die Pflanzentriebe nicht nur<br />
horizontal eingeflochten, sondern<br />
zusätzlich an zwei oder drei vertikal<br />
angebrachten Gittern eingewebt<br />
werden. So wird die eher<br />
bescheidene Anbaufläche von<br />
rund 0,2 Quadratmeter etwa verdrei-<br />
bis vervierfacht, ohne dass<br />
der Lichtstrom einer Veränderung<br />
bedarf.<br />
Wie fällt also das Fazit<br />
aus? Entgegen meiner ursprünglichen<br />
Meinung hat sich das System<br />
von Fridge Grow tatsächlich<br />
bewährt. Zwar hätten wir ohne<br />
die tatkräftige Hilfe des Herstellers<br />
wohl zwischenzeitlich das<br />
Handtuch geschmissen und den<br />
Schrank mit Bier bestückt. Aber<br />
das lag an unserem fehlenden Wissen<br />
und an dem seinerzeit noch<br />
nicht existierenden Handbuch, in<br />
dem wir bei Problemen einfach<br />
hätten nachsehen können, und das<br />
inzwischen zur Verfügung steht.<br />
Eine uneingeschränkte Empfehlung<br />
bekommt der Schrank wegen<br />
seiner Eignung zur Trocknung<br />
und Fermentation des Materials.<br />
Auch für Heimgrower, die möglichst<br />
heimlich anbauen müssen,<br />
ist er gut geeignet. Keine verräterischen<br />
Düfte, kein auffälliges Licht<br />
und auch keine verdächtigen Geräusche<br />
weisen auf die in einigen<br />
Ländern immer noch kritisch beäugte<br />
Aufzucht von Cannabis hin.<br />
Die Tür braucht in der Regel pro<br />
Woche höchstens einmal geöffnet<br />
zu werden, um die Feuchtigkeit<br />
des Erdreichs zu kontrollieren und<br />
gegebenenfalls Dünger zu ergänzen.<br />
Bei der Anzucht regulärer<br />
Cannabispflanzen empfiehlt sich<br />
eine Variante des Screen of Greens,<br />
die den Ertrag deutlich steigern<br />
wird.<br />
Auf den ersten Blick<br />
fallen lediglich die hohen Energiekosten<br />
auf. Setzt man diese aber ins<br />
Verhältnis zur geernteten Menge,<br />
relativieren sich die Kosten, das Ergebnis<br />
steht in einer gesunden Beziehung<br />
zu dem anfallenden Aufwand.<br />
Alles in allem gibt es keinen<br />
Grund, den Anbau in einem umgebauten<br />
Kühlschrank nicht einfach<br />
einmal zu versuchen.<br />
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