architektur Fachmagazin Ausgabe 6 2020
architektur Fachmagazin Ausgabe 620 Material & Oberfläche
architektur Fachmagazin Ausgabe 620
Material & Oberfläche
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73<br />
RETAIL<strong>architektur</strong><br />
Das Stadtviertel, in dem sich das neue Ladenlokal<br />
befindet, ist geprägt von unterschiedlichen<br />
baulichen Maßstäben. Hochhäuser<br />
ragen empor und reihen sich in<br />
direkter Nachbarschaft an eingeschossige<br />
Kleinststrukturen. In einer solchen befindet<br />
sich auch der Croissant-Shop. In den<br />
Erdgeschosszonen der näheren Umgebung<br />
reiht sich ein Garagentor an das nächste.<br />
Dazwischen gibt es immer wieder auch Eingangstüren<br />
oder kleine Vorhöfe, die durch<br />
einen Zaun vom Straßenraum abgegrenzt<br />
sind. Zu erkennen gibt es außerdem, dass<br />
einige der Garagen in Erdgeschosslage eine<br />
Belebung durch Umnutzung erfahren haben,<br />
so auch die des neuen Take-Away-Ladens.<br />
Die ehemalige Fassade wurde in eine reinweiße<br />
umgestaltet und die verspielten<br />
goldfarbenen Lettern transportieren die<br />
Bezeichnung der neuen Nutzung an die<br />
Fassade: Mintchi. In dem ehemaligen Garagenraum<br />
befindet sich jetzt das etwa 15 m²<br />
große Ladenlokal, die Verschlossenheit der<br />
Fassade ist komplett verschwunden und<br />
das Aluminium-Garagentor ist durch eine<br />
einladende Glasfront ersetzt. Diese ist komplett<br />
zu öffnen, sodass der Bereich vor dem<br />
Lokal zu einem erweiterten Verkaufsraum<br />
werden kann. Ansonsten ist der 3 x 5 m<br />
große Raum ziemlich simpel aufgeteilt:<br />
Über die eine Längsseite erstreckt sich der<br />
Verkaufstresen, auf der anderen Seite befindet<br />
sich eine Sitzbank, die ebenso über<br />
die ganze Längsseite gezogen ist. Da sich<br />
in der Rückwand der einen Seite die Zugangstür<br />
zum Nebenraum befindet, wurde<br />
der Tresen auf dieser Seite positioniert.<br />
Das Besondere der Innenraumgestaltung<br />
liegt nicht nur an der schlichten Zweiteilung,<br />
sondern vor allem auch an dem dafür<br />
verwendeten Material. Die gesamte Möblierung<br />
wurde aus gelochten Mauerziegeln<br />
zusammengesetzt. Diese bilden den Fußboden-<br />
und Wandbelag, genauso wie den<br />
Sitzbereich, den Tresen und die Treppenstufen,<br />
die in den höher gelegenen hintersten<br />
Bereich des Ladens führen. Durch die<br />
Füllung der Löcher mit Zement bekommen<br />
die Ziegel den Charakter eines grafischen<br />
Musters, der dem gesamten Raum Einheitlichkeit<br />
und Eleganz verleiht. Auch an der<br />
Decke nahmen die Architekten diese Optik<br />
auf und ornamentieren sie mit Zylindern<br />
aus Pappe. Durch diese wird der Raum<br />
punktuell auch sanft ausgeleuchtet und das<br />
gesamte Gestaltungskonzept abgerundet.<br />
Mintchi trägt wie jedes andere dieser<br />
Kleinst-Geschäfte dazu bei, dass der Straßenraum<br />
ein Stück weit lebendiger und<br />
attraktiver wird. Einzig wenn gerade keine<br />
Croissants verkauft werden und das Geschäft<br />
abends geschlossen wird, nimmt das<br />
kleine Häuschen durch das Herunterziehen<br />
des weißen Alu-Rollladens wieder sein ursprünglich<br />
verschlossenes Wesen an, bevor<br />
es am nächsten Morgen erneut erwacht.