Vergani Magazin Nr. 04

«Im Bürgli erlebe ich mich in der Rolle des Fundaments»,
sagt sie. Doch beklatschen konnte man
Catharina als gar manches: Sie war schon der blonde,
unnahbare Vamp und Teufel, war die erfolgreiche
Anwältin in Esther Vilars «Eifersucht», war Model
in einem Fassbinder­Stück und Psychologin in der
Komödie «Hotel zwischen den zwei Welten». Nur
die Rolle der Mirandolina, die hat man ihr damals
nicht gegeben. Als sie beim Vorsprechen nämlich
die ersten Sätze in den Raum geredet hatte, brachen
die Anwesenden in verwirrtes Gelächter aus. Nicht
etwa, weil Catharina nicht überzeugend aufgetreten
war, sondern weil man mit so einer Stimme nun
wirklich nicht gerechnet hatte. Es ist wahr: Sie, die
äusserlich so weiblich schön und lieblich wirkt, so
zierlich und zerbrechlich fast, beschützenswert und
­würdig, redet mit überraschend fester, rauer Stimme.
Macht diese attraktive Blonde mit den blauen Augen
den Mund auf, will man sie sofort als Komplizin
haben, will sie singen hören in einer verruchten Bar
und mit ihr um die Häuser ziehen bis dann die
Vögel zwitschern. Wie sagt man so schön: Der Ton
macht die Person.
Und Catharinas Stimme wirft den ersten, rein optischen
Eindruck komplett über den Haufen und
macht ganz und gar klar, dass sie nie und nimmer
in eine Schublade passt. Dafür umso besser ins
Bürgli. Die Gäste im Bürgli sind so unterschiedlich
wie Catharinas Facetten: Im Restaurant und dem
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