SchlossMagazin Augsburg Schwaben + Fünfseenland Dezember 2020
SchlossMagazin Augsburg-Schwaben + Fünfseenland. Menschen, Orte, Leidenschaften. Das Lifestyle-Magazin aus der Region für die Region.
SchlossMagazin Augsburg-Schwaben + Fünfseenland. Menschen, Orte, Leidenschaften. Das Lifestyle-Magazin aus der Region für die Region.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
| REGION | 13<br />
GONÇALO MARTINS DA SILVA als beeindruckender Hirsch und ALFONSO PEREIRA als personifizierter<br />
Frühling<br />
GABRIELA ZORZETE FINARDI als im fünften Lied thematisierter Lindenbaum und JACQUES LE<br />
ROUX performen inmitten lebendig gewordener, kahler Bäume.<br />
COSMO SANCILIO als Mann mit dem Schnee beschneit den „Winterreisenden“. Der rote ( ANA<br />
ISABEL MARTINS CASQUILHO) und der weiße Tod (GIOVANNI NAPOLI) bemächtigen sich der<br />
Reisekoffer.<br />
guren aus den Liedtexten – darunter<br />
Krähe, Hirsch, Hund und Lindenbaum.<br />
Zweifach lockt der omnipräsente Tod, einer<br />
rot wie Blut und ein zweiter weiß wie<br />
Schnee. Eine Fantasiewelt, die sich im<br />
Kopf von Schuberts Protagonisten, eines<br />
von der Geliebten verlassenen jungen<br />
Mannes, abspielt.<br />
Eine Besonderheit ist die Wahl der musikalischen<br />
Begleitung. Die Lieder, von<br />
Schubert eigentlich für Klavierbegleitung<br />
vorgesehen, wurden von dem erst vor<br />
einem Jahr verstorbenen Komponisten<br />
Hans Zender für Orchesterbegleitung<br />
umarrangiert. Er ersetzte den Pianisten<br />
durch ein Kammerorchester mit einigen<br />
originellen Besonderheiten: ein Akkordeon,<br />
eine Melodika, Windmaschinen sowie<br />
ein mächtiges Schlagwerk. Dirigent Domonkos<br />
Heja und die <strong>Augsburg</strong>er Philharmoniker<br />
katapultierten die Stücke in<br />
neue fesselnde Klangdimensionen.<br />
Die geballte Vielfalt an expressiver Emotionalität<br />
hat auf jeden Fall ein Live-Publikum<br />
verdient. Im Stream fehlte der<br />
Szenenapplaus, der Applaus am Ende der<br />
Aufführung, der für die Künstler Belohnung<br />
und Ansporn zugleich ist. Zum<br />
Schluss herrschte bedrückende Funkstille.<br />
Kein Hän deklappern, nicht einmal ein<br />
Geräusch. Wie traurig, auch für den Zuschauer<br />
am Bildschirm. Stumme Verneigung<br />
mit Tränen in den Augen, einzig<br />
bestrahlt vom Spot aus der Lichtregie.<br />
Doch für die wunderbare Reise zwischen<br />
Traum und Wirklichkeit gibt es noch<br />
Hoffnung. Denn diese stirbt ja bekanntlich<br />
zuletzt. Das Staatstheater <strong>Augsburg</strong><br />
arbeitet mit Hochdruck daran, einen<br />
Pay-Per-View-Stream der „Winterreise“<br />
ins Netz stellen zu können. Noch gilt es<br />
bürokratische Hindernisse aus dem Weg<br />
zu räumen. Für die Web-Aufführungen<br />
angedacht sind die Monate Januar oder<br />
Februar. Sobald es gesetzlich wieder<br />
möglich ist, soll das Ballett auch vor<br />
Live-Publikum gespielt werden. Hoffen<br />
wir das Beste! #