Greatest“ bedankt er sich in COVID- 19-Zeiten bei allen medizinischen Helfern. Den Song „1973“ widmete er dem Gründungsjahr seines Lieblingsclubs in Ibiza, in dem nicht nur kathartisch geheult, sondern auch kathartisch gesoffen wurde. Wait … whaaaat?! Singender Soldat So authentisch das Schmuse- und Schmachtfetzen-Sänger-Image von Blunt auch ist, so ist es auch nur die Hälfte der Wahrheit. Der Brite verbindet Wärme und Leiden nämlich gerne mit ganz viel – dunklem, trockenem, nicht immer jugendfreiem und vor allem selbstironischem – Humor. Ähnlich wie bei best buddy Ed Sheeran (der gemeinsam mit „Star Wars“-Ikone Carrie Fisher Taufpate von Blunts Erstgeborenem ist) sieht man bei Blunt schon aus kilometerweit Entfernung den unverhohlenen Gizzi aus den Augen rausschauen (für alle Nicht- Steirer: es sitzt ihm ein riesengroßer Schalk im Nacken). James Blunt hat viele Gesichter, ist nicht nur Balladen-Fetischist, sondern auch Ehrendoktor der Universität Bristol, (ehemaliger) Partytiger, Ex-Soldat und Twitter-Kasperl. Blunt war sechs Jahre Berufssoldat, diente im Kosovo und war 2002 sogar ehrwürdiger Sargträger bei der Beerdigung der Queen Mum. Dieser reizvolle Widerspruch und PR-Feuchttraum – nämlich: der Soldat mit den großen Gefühlen – hob Blunt von Beginn an vom Rest seiner Balladen-Kollegen ab. Anfang der Nullerjahre repräsentierte er eine neue Art von Männlichkeit: Kampfgeist und Sensibilität fanden problemlos in derselben (männlichen) Seele ihren Platz. Mehr noch: Stark war der, der sich seiner Tränen nicht schämte. Und der trotzdem in der Notlage dem bösen Widersacher die Stirn bieten konnte. 10 | Humoriges Gezwitscher Der Blunt’sche Widerspruch hört aber mit dem Soldaten-Dasein nicht auf: Mit Sheeran machte er viele Nächte zum Tag, kaufte spontan ein Pub und ließ sich zum Barkeeper ausbilden. Viele seiner Musikvideos sind vollgepackt mit düsteren Metaphern, seinem größten Hit „You’re beautiful“ steht Blunt selbst am kritischsten gegenüber: Der Song sei eher „creepy als romantisch“, betont er, immerhin besingt er darin einen Stalker, der high seiner Ex-Geliebten in der U- Bahn begegnet (true story!) und sich danach aus Liebekummer eine Klippe hinunterstürzt (not true story!). Und zur Sperrstunde wird in seinem Pub eben dieser Song aufgelegt, um die Menschen zur Flucht anzuregen, grinst er. Über seinen vornehmen Akzent macht er sich gerne lustig, erzählt in Interviews schon mal Halbwahrheiten und nennt grinsend das Geheimnis seines ewigjungen Aussehens: „Alkohol!“ Diese Selbstironie, gemixt mit wunderbar trockenem Humor und Bodenständigkeit, tragen nicht nur zu Blunts Entertainer- Qualitäten auf der Bühne bei, sondern machen ihn auch zu einem der sympathischsten Sänger der Gegenwart – und zum Humor-Twitter-König! Man mag’s vielleicht nicht glauben, aber James Blunts Twitter-Account ist einer der witzigsten im Gezwitscher-Universum, regelmäßig wird hier ein Feuerwerk aus Endorphinen gezündet. Seinen Hatern nimmt er mit bemerkenswerter Uneitelkeit, Selbstbewusstsein und vor allem direkter Konfrontation den Wind aus den hasserfüllten Segeln, mittels inzwischen 280 Zeichen entfernt er sich erfolgreich vom Image eines langweiligen Dauer-Depressiven. „Ich nehme mich selbst nicht zu ernst“, sagt er. Wohl deshalb ist James Blunt durch und durch beautiful. BLUNTS TWITTER-BEST-OF „Oh fuck – Ich hab euch vergessen zu sagen, dass ich ein neues Album draußen hab.“ „Aber „Back to Bedlam“ verkaufte sich besser als 488 von ihnen. Lol.“ (als Reaktion auf die „500 Best Albums of all Time“-Liste von Rolling Stones, auf der James Blunt nicht berücksichtigt wurde) „Wenn Ihr dachtet, dass 2016 schlecht war – ich veröffentliche 2017 ein neues Album.“ „Mein Wochenende ist furchtbar, ein Typ hat mich gefragt, ob ich James Blunt sei?!“ – „Meines auch und sogar schlimmer. Ich habe realisiert, ich bin es!“ „Fuck you, James Blunt!“ – „Tut mir leid, aber du musst dich in der Schlange hinten anstellen.“ „Keine Sorge, wenigstens denkt James Blunt, du wärst beautiful.“ – „Ich schwöre: Tu ich nicht.“ „Oh Gott, wer hat zugelassen, dass James Blunt ein neues Album veröffentlicht?“ – „Dein Gott kann dich nicht hören. Er lauscht gerade Track 3.“ „Ich habe nie verstanden, wieso James Blunt die Notwendigkeit verspürt, sich im Musikvideo auszuziehen.“ – „Würdest du auch, wenn deiner so groß wäre.“ „Alles Gute für mich. 27 Jahre alt ... in Spice Girls Jahren.“ Twitter: @JamesBlunt
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