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Amy MacDonald – The Human Demands Trotz ihrer<br />
wenigen Lenze ist die Schottin mittlerweile seit anderthalb<br />
Jahrzehnten im Business und hat bis auf ihren Letztling<br />
keine Ausfälle zu verzeichnen: Vom hierauf zelebrierten<br />
Popübermaß ohne nachhaltiger Wirkung hat sie sich glücklicherweise<br />
wieder abgewandt und präsentiert erneut hymnenhaften<br />
Folkpop mit fluffigen 90s-Einwürfen. (sb)<br />
AC/DC<br />
LAMBCHOP<br />
Phil Campbell And The Bastard Sons – We’re the<br />
Bastards Motörheads einstiger Gitarrist versucht samt<br />
seinen Jungs, den wahren Geist des Rock’n’Roll wacker<br />
zu halten – doch seine Konsequenz in allen Ehren, musikalisch<br />
und gesanglich fehlt schon viel vom Anarchischen.<br />
Mehr als plätschernder Altherrenrock, der im Hintergrund<br />
nicht sonders stört, ist das leider nicht. (sb)<br />
Power Up<br />
Quasi gestern noch zeigten die australischen<br />
Hardrocker massive Zersetzungserscheinungen<br />
– Malcolm Young verstarb, Cliff Williams<br />
wollte in Rente, Brian Johnsons Gehör befand<br />
sich auf Talfahrt und Phil Rudd in den Fängen<br />
der Judikative. Andere Bands hätten mit<br />
ihrem Finanzpolster gesegnet wohl den<br />
Stecker gezogen – doch AC/DC drehen<br />
(power up!) nach einer kurzen Aspiration<br />
die Regler nicht nur wieder auf, sondern<br />
gleich auf die sprichwörtliche 11: Ein „Back<br />
in Black“ mag ihnen nicht gelungen sein,<br />
dafür kurz vor dem 50. Bandgeburtstag ein<br />
Album wenngleich ohne Überflieger auch<br />
ohne Ausfälle, straighte Kost von durchgehend<br />
gewohnter Qualität. (sb)<br />
Trip<br />
Es war ein brüsker, aber seltsam gelungener<br />
Stilbruch, als die „most fucked-up country<br />
band in Nashville“ nach zwei Dekaden<br />
gediegener Americana plötzlich die Elektronika<br />
für sich entdeckte. Nun, zwei Alben<br />
später, bringt das Kollektiv um Kurt Wagner<br />
plötzlich wieder ein erfrischend sprödes<br />
Album raus. Dabei nimmt sich der Bandkopf<br />
so weit als möglich zurück und überlässt<br />
die Basisdemokratie seinen Mitstreitern,<br />
die erwählen fremde, dabei Preziosen aus<br />
zweiter und dritter Reihe: Das Ergebnis<br />
klingt mal geisterhaft, dann wieder stampfend<br />
und schwelend, vor allem mangels<br />
Autotune warm und zumeist wie ein<br />
Slowjam, eine diesige Fata Morgana. (sb)<br />
Kylie Minogue – Disco Die Popdiva lässt nach ihrem<br />
Country-Ausflug den nostalgischen Discosound wieder aufleben:<br />
Ja, „Disco“ ist überinszeniert und hie und da tritt<br />
man mit Autotune, Schnulz und Kaugummi-Pop auch ins<br />
Häuferl, einen Überhit sucht man ebenso vergebens. Trotz<br />
des mal irrgeleiteten Unmaßes ist der glitzernde Funkbeat<br />
doch ein Lichtblick im tristen Jahr. (sb)<br />
Paris Jackson – Wilted Bereits als Teenager verarbeitete<br />
die Tochter des King of Pop ihre Depressionen in Balladen,<br />
immer wieder stimmte die Umweltaktivistin auf ihren<br />
sozialen Plattformen Lieder an und veröffentlichte mit ihrem<br />
Ex Gabriel Glenn einige Songs. Mit ihrem Debüt „Wilted“<br />
und dem hierauf zärtlich-melancholisch mäandernden Indiefolk<br />
emanzipiert sie sich vornweg. (sb)<br />
DIE TOTEN HOSEN<br />
Learning English Lesson 3<br />
Die Hosen haben sich auf ihrem dritten<br />
Englisch-Lehrgang (die Vorgänger erschienen<br />
1991 und 2017), inspiriert von Campinos<br />
quasi gleichzeitig erschienenen ersten<br />
Buch „Hope Street“, dem Liverpooler<br />
Sound gewidmet und poltern in die Ära<br />
der 50er und der 60er – und ja, der ungestüme,<br />
wilde Beat von damals war schon<br />
ziemlich Punkrock, vielleicht sogar näher<br />
dran als die Hosen heute, möchte manch<br />
einer ätzen. Zwar fehlt diesmal die ausschweifende<br />
Gästeschar, aber eines muss<br />
man den Düsseldorfern schon lassen: Auch<br />
wenn sie natürlich ihren eigenen Stempel<br />
aufdrücken, bleibt die urige Atmosphäre<br />
der Originale liebevoll konserviert. (sb)<br />
ANNENMAYKANTEREIT<br />
12<br />
LIVE<br />
Mit ihrem neuen Album werden die Kölner<br />
Langweiler Teil der Krise: „12“ ist – dementsprechend<br />
„düster“ klingt es auch –<br />
ein spontan entstandenes Zeitgeistdokument,<br />
das wie auch das Virus selbst ohne<br />
Vorwarnung auf die unbedarfte Hörerschar<br />
losgelassen wurde. Jemand klimpert Klavier,<br />
ein anderer spielt unauffällig Gitarre<br />
oder langweilt am Schlagwerk, ein anderer<br />
versucht, am Bass nicht im Weg zu stehen.<br />
Dazu: Trotziges Geseiere. Ja, AnnenMay-<br />
Kantereit sangen auch vor der Pandemie<br />
schon mit unglaublicher Lethargie über<br />
studentische Revolution, mit ihrem Drittling<br />
sind sie jedoch endgültig eins mit der<br />
Schmuddelcouch geworden. Helden! (sb)<br />
Fotos: Hersteller<br />
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