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trotzdem schießen mir bei einem Pegelstand<br />
jenseits von Gut und Böse die Tränen<br />
in die Augen, wenn im Gassenhauer ein<br />
Jüngling sein Elternhaus verlässt, weil er<br />
trotz Reichtum kein Gefühl von Freiheit<br />
in sich trägt … Sofern für den Verlag Kiepenheuer<br />
& Witsch interessant, stelle ich<br />
für ihre „Musikbibliothek“ nur zu gern<br />
ein ausformuliertes Manifest über die hofftastische<br />
Brillanz zusammen – allzeit bereit<br />
ist nicht nur die Devise der Pfadfinder.<br />
Radikal subjektive Liebeserklärungen<br />
Zugegeben, die Autorinnen, die für den<br />
KiWi-Verlag Ohr und Herz öffnen und<br />
den geneigten Leser teilhaben lassen an<br />
ihren jahrzehntealten Beziehungen, kreisen<br />
nicht so tief im Trash wie ich: Thees Uhlmann,<br />
die Stimme von Tomte, durchlebte<br />
mit den Toten Hosen die Geschichte<br />
Deutschlands (die ja Hasselhoff maßgeblich<br />
mitprägte, als er die Mauer zu Fall<br />
brachte), Uebel-&-Gefährlich-Mitbegründer<br />
Tino Hanekamp trat Nick Cave auf<br />
den Schlips, Spex-Journalistin Anja Rützel<br />
hingegen Enissa Amani, hat dafür bei<br />
Take That alles über die Liebe gelernt.<br />
Sophie Passmann, etwa aus Böhmermanns<br />
Neo Magazin Royale ein Begriff,<br />
bekämpft mit Frank Ocean ihre manischen<br />
Depressionen, die Musikerin Lady<br />
Bitch Ray würde ohne Madonna heute<br />
vielleicht Lady Princess Ray heißen. Kabarettist<br />
Frank Goosen ist Beatles-Fan<br />
nicht nur seitdem er 13 ist, sondern<br />
auch „Acht Tage die Woche“, so der<br />
Titel seines aktuellen Kabarettsolos, das<br />
auf ebendiesem autobiografischen Buch<br />
basiert. Autor Klaus Modick hingegen (er<br />
schrieb auch für Fröhling & Schickes Album<br />
„Metamorphosen“ die Texte) vertrieben<br />
die Fab Four bloß den Mief der<br />
Nachkriegszeit, bevor er zu Leonard Cohens<br />
„Suzanne“ mehr als nur seine leibliche<br />
Unschuld verlor. Da merkte auch er, dass<br />
Frauen (und Männer) kommen (ba dum<br />
tss!) und gehen, Musik hingegen ein Leben<br />
lang wirkt – und hätte Hasselhoff in den<br />
späten Sechzigern schon gewirkt, wäre<br />
wohl auch Modick in Versuchung geraten,<br />
über die Wirkung der Musik zu trällern:<br />
„You and I belong together, like the sand<br />
and sea, I’m crazy for you.“<br />
n Thees Uhlmann spielt mit Band am 18.<br />
Juli vor The Kooks beim METAStadt Open<br />
Air, Nick Cave gastiert mit seinen Bad Seeds<br />
am 15. Mai in der Wiener Stadthalle D.<br />
Die Musikbibliothek<br />
In den Büchern der Musikbibliothek schreiben AutorInnen<br />
wie Thees Uhlmann (Foto) über ihre Liebe zur Musik, über ihre<br />
Lieblingsband. Es sind dies allesamt Herzensbekenntnisse, die freilich<br />
unterschiedlicher nicht sein könnten. Bisher sind 7 Bände erschienen.<br />
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