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Zukunftsmusik<br />

MONKEY BUSINESS<br />

von Walter Gröbchen<br />

Klingt trocken, ist aber ein erfreuliches<br />

Faktum: Das Musikgeschehen<br />

in Österreich erlebte in den letzten<br />

Jahren einen erstaunlichen Boom – bei<br />

gleichzeitiger inhaltlicher und stilistischer<br />

Ausdifferenzierung. Mit dem plötzlichen<br />

Auftauchen des Coronavirus erfuhren<br />

aber sowohl die hiesige Popkultur als<br />

auch die Musikwirtschaft einen nachhaltigen<br />

Schock. Das Ausweichen ins<br />

Netz als jenen Ort, an dem sich gezwungenermaßen<br />

nun auch das Live-Geschehen<br />

ereignet, wurde Mainstream. Und<br />

veröffentlicht wird mehr denn je, vorrangig<br />

auf Spotify & Co. Dabei ist etwas<br />

offensichtlich, was den ebenfalls merkbaren<br />

Trend zu hochwertigen Vinyl-Ausgaben<br />

und analogen Re-Issues fast schon<br />

begünstigt: was digital nicht vorhanden<br />

ist, existiert nicht.<br />

Schon mal versucht, das erste Minisex-<br />

Album, Songs von Ronnie Urini, Al Cook<br />

oder den Schmetterlingen zu streamen?<br />

Oder das komplette Œuvre des Wienerlied-Erneuerers<br />

Roland Neuwirth? Viel<br />

Glück! Jede gängige Streaming-Plattform<br />

kennt diese Namen nur sehr lückenhaft,<br />

wenn überhaupt. Versucht man hier tatsächlich<br />

vielfältige, durch Zeit, Namen<br />

und Genres mäandernde Playlists zu<br />

generieren, wird dies schnell zum Hindernislauf.<br />

Und das gilt für die halbe<br />

Austropop-Historie, von Free Jazz oder<br />

Neunzigerjahre-Elektronik ganz zu<br />

schweigen. Zu viel ist im persönlichen<br />

musikalischen Bewusstsein und Gedächtnis<br />

vorhanden, aber nicht digital<br />

verfügbar und damit teilbar. Ein trauriger<br />

Befund. Der Speicher ist leer.<br />

Was also fehlt ist eine Plattform, die<br />

sich systematisch um den digitalen Erhalt<br />

und die kommerzielle Verfügbarkeit von<br />

österreichischer Musik kümmert, von<br />

gemeinfreier ebenso wie von solcher,<br />

die (in Kooperation mit den Urheber/inne/n<br />

und Rechteinhabern) erstmals digital<br />

verfügbar gemacht wird. Nennen<br />

wir dieses Kulturerbe-Projekt „Zukunftsmusik“.<br />

Interesse anyone? Man könnte<br />

sich damit nachhaltig Lorbeeren um die<br />

hiesige Popkultur verdienen.<br />

MUNDPROPAGANDA<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen sollten in<br />

keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen.<br />

Oder? (ab)<br />

LIVE<br />

Mynth – Shades I Mynth<br />

Die Zwillinge aus Salzburg vermischen Triphop-<br />

Beats mit Gitarren und sinnlichen Vocals.<br />

Austro-Elektropop voller Facetten!.<br />

LIVE<br />

Culk – Zerstreuen über Euch<br />

Das zweite Album der Wiener Formation sagt<br />

dem tiefverwurzelten Patriachat den Kampf<br />

an. Post-Punk auf seine dringlichste Weise.<br />

LIVE<br />

THE FICTIONPLAY<br />

Mirror, Mirror<br />

Die Fuzz-Rocker beenden mit einer<br />

neuen Single zwei Jahre Funkstille.<br />

Eine knurrende Bassline legt das Fundament<br />

für den neuen Track „Mirror Mirror“, der<br />

von Synthesizern und E-Gitarren umspielt<br />

die außergewöhnliche Stimme in Szene<br />

setzt – dazu pumpt das Schlagzeug, garniert<br />

mit dezent eingesetzten Percussion: Das<br />

klingt dann letztlich nach dem Sound früher<br />

Muse, und das ist verdammt gut so. Im<br />

April wird schließlich auch die lange Live-<br />

Funkstille beendet: The Fictionplay gastieren<br />

am 22. April in der ((szene)).<br />

HUBERT VON GOISERN<br />

Zeit & Zeichen<br />

Gar nicht so „flüchtig“: Das neue<br />

Album des Goiserers.<br />

Ende Mai erschien mit „Flüchtig“ Hubert<br />

Achleitners Debütroman im Zsolnay Verlag,<br />

Ende August schließlich dann sein neues<br />

Album „Zeiten & Zeichen“, das freilich<br />

unter seinem Pseudonym Hubert von Goisern<br />

den Weg in die Läden fand. Dabei<br />

geriet das Album überwältigend vielfältig,<br />

dynamisch, freudvoll, aber auch kritisch<br />

und besonnen. Live werden die neuen Songs<br />

ab Mai vorgestellt, u. a. in Wien, auf Burg<br />

Clam und der Donaubühne Tulln.<br />

Wiener Blond – Bis in die Früh<br />

Entschleunigend: Verena Doublier & Sebastian<br />

Radon singen, beatboxen, komponieren, granteln<br />

– und machen die Krise tanzbar.<br />

Kommando Elefant – Seltene Elemente<br />

Betörende Stimmungsmusik: Nostalgie, aber<br />

auch Zuversicht und Zwischenmenschliches<br />

bestimmen die Texte auf dem 6. Album.<br />

Jansky – LP1<br />

Zarte Vocals schweben über einem Teppich<br />

aus Gitarre, Piano und Synths – das Geschwisterpaar<br />

aus NÖ macht Musik zum Genießen.<br />

LIVE

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