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fremd-Sprache<br />
Eine Glosse von Alfred Dorfer<br />
Der Wiener Alfred Dorfer zählt zu den wichtigsten<br />
Satirikern und Autoren im deutschen Sprachraum,<br />
den er als seine Bühne begreift. Nach ersten Erfolgen<br />
mit der Gruppe Schlabarett erlangte er neben Josef<br />
Hader als Hauptdarsteller im Film „Indien“ überregionale<br />
Bekanntheit.<br />
Dorfer ist großer Fan des Fußballklubs FK Austria<br />
Wien und dissertierte 2011 an der Universität Wien<br />
mit „Satire in restriktiven Systemen Europas im 20.<br />
Jahrhundert“.<br />
Aktuelle Live-Termine findet Ihr unter dorfer.at!<br />
Warum Sex rechts der Mitte und in der<br />
Schweiz besser ist und wie aussagekräftig<br />
sogenannte Studien sind.<br />
Foto: Peter Rigaud<br />
Eine ganz spezielle Sprache<br />
kommt immer auf, wenn sogenannte<br />
Studien im Spiel sind.<br />
Damit werden wir täglich überflutet<br />
und manche halten das sogar für<br />
Wissenschaft. Am lustigsten sind Studien<br />
über Sex: Zunächst müssen wir<br />
wissen, dass bei diesem Thema ja stets<br />
wahrheitsgemäß geantwortet wird.<br />
So ergab eine Untersuchung in der<br />
Schweiz, dass die Eidgenossen doppelt<br />
so viel Sex haben wie die Deutschen.<br />
Eine ähnliche Studie in Deutschland<br />
brachte wiederum zum Ausdruck, dass<br />
die Deutschen wesentlich mehr<br />
Geschlechtsverkehr haben als der<br />
übrige Kontinent und damit auch die<br />
Schweizer. In Österreich war das<br />
Resultat komplett anders. Dort wurden<br />
Rekordwerte festgestellt. Sprich:<br />
Vergiss die Deutschen und die<br />
Schweizer, der genitale Hotspot liegt<br />
eindeutig bei uns. Die austriakischen<br />
Männer haben im Durchschnitt die<br />
meisten Frauen pro Leben, nämlich<br />
29,3. Das ist Rekord, abgesehen von<br />
dem Rätsel, wie wohl ein Drittel Frau<br />
im Bett ist. Ein kleiner Wermutstropfen<br />
mischt sich da drunter: „Österreicher<br />
haben mehr Sex, aber kurz!“ Bei der<br />
Ausdauer sind Brasilianer<br />
Weltspitze. Österreichs Qualitäten<br />
dürften eher im Sprint liegen.<br />
Interessant auch, dass besonders die<br />
Schweizer Managerinnen großen<br />
sexuellen Frust mit sich tragen.<br />
Vermutlich suchen sie sich ihre Partner<br />
aus dem gleichen beruflichen Umfeld<br />
aus. Wer schon einmal eine größere<br />
Anzahl von Managern um sich hatte,<br />
weiß, wie prickelnd das ist.<br />
Richtig spannend wird es aber bei einer<br />
anderen, natürlich höchst seriösen,<br />
Untersuchung. Da wurde festgestellt,<br />
dass zu viel Sex für ältere Männer<br />
negative gesundheitliche Auswirkungen<br />
hat. Im Gegensatz zu älteren<br />
Frauen, wo häufiger Geschlechtsverkehr<br />
ein Lebenselixier ist. Das ist durchaus<br />
überraschend, wird aber durch ein<br />
Resultat einer europaweit durchgeführten<br />
Befragung noch<br />
getoppt. Befriedigender Sex ist<br />
eindeutig eine Frage der politischen<br />
Ausrichtung. Das Ergebnis zeigt, dass<br />
ideologisch eher rechts Stehende den<br />
weitaus besseren Sex haben, nach<br />
eigenen Angaben! Die Schnittmenge<br />
würde nun ergeben, dass rechte, ältere<br />
Frauen das sexuelle Nonplusultra<br />
wären, und das scheint revolutionär.<br />
Will auch heißen: Finger weg von alten<br />
Linken, meine Damen, die können es<br />
nicht und werden Ihnen am Ende gar<br />
noch krank. Dann schon lieber ein<br />
gestandener Rechtskonservativer diesseits<br />
der Lebensmitte. Aber was bleibt<br />
dann den ach so lockeren Linken? Die<br />
müssen sich halt wieder ihrer Kernkompetenzen<br />
besinnen. Rotwein,<br />
Toskana und beseelte Erinnerungen<br />
an angeblich wilde Zeiten. Immer noch<br />
besser als schlechter Sex, oder?<br />
Wir sehen, die Sprache bei Sexstudien<br />
ist die der Lüge, aber wir alle wissen:<br />
Lügen können doch sehr amüsant sein.<br />
Besonders beim Thema Sex.<br />
glosse| 53