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60 Millionen Käufer können nicht irren: Seit drei Jahrzehnten gehört<br />

Zucchero zu den Fixsternen am Blues-Himmel. Bei seinem aktuellen<br />

Album „D.O.C.“ bedient sich die Reibeisenstimme neuer Sounds, Pop<br />

und Beinahe-Dance überraschen. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

Sting, Peter Gabriel, Eric Clapton,<br />

Bono von U2 oder Bryan Adams<br />

– um nur einige zu nennen –<br />

kommen gerne zur Kollaboration ins<br />

Studio, wenn Adelmo Fornaciari ruft.<br />

Beim aktuellen Werk „D.O.C.“ verzichtet<br />

Zucchero allerdings auf Hochkaräter<br />

und holte sich die junge Schwedin<br />

Frida Sundemo an seine Seite. Nach<br />

einer überlangen Tournee mit 166<br />

Konzerten gönnte sich die 64-jährige<br />

Italo-Röhre keine großartige Auszeit.<br />

„Nach einer kurzen Pause habe ich sofort<br />

wieder begonnen, Titel für das<br />

neue Album zu schreiben“, erzählt er,<br />

„Ich mag es nicht, zu lange in den Ferien<br />

zu sein. Da roste ich ein, mir wird<br />

rasch langweilig.“ Innerhalb von nur<br />

zehn Monaten war der neue Longplayer<br />

„D.O.C.“ fertig. Es ist die Ambivalenz<br />

des Songschreibens und des Tourens,<br />

die den alten Blues-Warrior jung hält:<br />

„Wenn ich an neuen Liedern schreibe,<br />

bin ich zu Hause. Es ist ein konzentriertes,<br />

diszipliniertes und ruhiges Arbeiten.<br />

Auf der Bühne kickt das Adrenalin<br />

ein und ich sehe sofort die Reaktionen<br />

des Publikums. Wenn man<br />

jeden Tag in einer anderen Stadt aufwacht,<br />

ist man ständig in Bewegung.<br />

Das ist das richtige Leben!“<br />

„D.O.C.“ startet mit der Aussicht auf<br />

„Licht am Ende des Tunnels“, auch<br />

wenn „Spirito Nel Buio“ frei übersetzt<br />

„Der Geist im Dunklen“ bedeutet. „Ich<br />

hatte die Idee eines modernen Gospels.<br />

Dabei geht es immer um den Geist,<br />

das Licht, um Nebel, die sich lichten.<br />

Der Song hat eine Menge Energie, verströmt<br />

Positives“, erklärt der Maestro,<br />

„In Gospels finde ich auch Sinnlichkeit.<br />

Wenn in der Kirche jeder singt und<br />

tanzt, dann ist das doch etwas Wunderbares.<br />

So ist derzeit mein Gemütszustand.<br />

Ich bin weniger aggressiv, weniger<br />

provokant.“ Wunderbar und<br />

Feen gleich steigt Zuccheros Duett-<br />

Partnerin bei „Cose che già sai“ ein.<br />

Man könnte vermuten, dass sich der<br />

Blues-Man Tochter Irene ins Studio<br />

geholt hätte, die selbst längst erfolgreich<br />

Musik macht. „Nein, das ist Frida Sundemo,<br />

eine junge Künstlerin aus<br />

Schweden, die früher viel mit Avicii<br />

gearbeitet hat. Sie hat eine sehr klare<br />

Stimme“, gibt sich Zucchero noch immer<br />

von der Skandinavierin beeindruckt,<br />

„Ich wollte kein normales Duett<br />

aufnehmen, bei dem man nacheinander<br />

singt. Ihre Stimme liegt direkt über<br />

meiner, wir singen im wahrsten Sinn<br />

des Wortes wirklich zusammen.“ Tochter<br />

Irene Fornaciari wäre auch gar nicht<br />

zur Verfügung gestanden. „Nach ihrer<br />

erfolgreichen Sommer-Tournee<br />

schreibt sie bereits an ihrem nächsten<br />

Album“, gibt sich der Papa voller Stolz<br />

im Gespräch.<br />

Bei den neuen Songs fällt auf, dass sie<br />

zeitgemäßer instrumentiert sind. Für<br />

Zucchero im Normalfall ungewöhnlich,<br />

dürfen jetzt schon mal Computersounds<br />

und Pop-Elemente im Vordergrund<br />

stehen. „Ich wiederhole mich<br />

nur ungern und experimentiere ständig<br />

mit neuen Sachen herum“, freut<br />

er sich über das Ergebnis, „Wenn man<br />

sich meine 14 Studioalben ansieht,<br />

klingt jedes anders. Die Herausforderung<br />

dabei ist, sich selbst treu und wiedererkennbar<br />

zu bleiben. In den vergangenen<br />

Jahren hat sich ein Generationswechsel<br />

vollzogen. Also fragte ich<br />

mich, wie das neue Album denn klingen<br />

könnte.“ Das Rezept war rasch<br />

gefunden, der organische Zucchero-<br />

Sound trifft auf synthetische Klänge:<br />

„Es gibt echte Musiker, den Gospelchor,<br />

die Bläser, echte Streicher. Dann<br />

wollte ich Synthesizer und viele unterschiedliche<br />

Filter. Für mich ist das<br />

etwas völlig Neues. Ich war erstaunt,<br />

dass Elektronik auch warm klingen<br />

kann, und nicht nur kalt und maschinell.“<br />

Deshalb finden sich gleich<br />

mehrere Producer auf „D.O.C.“. Der<br />

bewährte Don Was kümmerte sich<br />

gemeinsam mit Zucchero um die<br />

klassischen Rock-Partien, vier junge<br />

Produzenten sorgten für den Pepp<br />

des 21. Jahrhunderts: „Wenn man diese<br />

Stilmittel vorsichtig und sorgsam ein-<br />

Fotos: Universal Music<br />

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