tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe Januar/Februar 2021
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Handgeschrieben, über zwei Seiten, in altdeutscher Sprache: So sieht<br />
<strong>die</strong> Abschrift des originalen Wessobrunner Gebets aus.<br />
Wessobrunner Gebet eingraviert.<br />
Darüber hinaus bekommen alle<br />
Teilnehmer historischer Klosterführungen<br />
ein 32 Seiten dünnes<br />
Büchlein mit nach Hause, wo alles<br />
Wissenswerte <strong>r<strong>und</strong></strong> <strong>um</strong> <strong>das</strong> Wessobrunner<br />
Gebet in gut leserlichem<br />
Hochdeutsch geschrieben steht. In<br />
<strong>die</strong>sem Falle nicht aus der Feder<br />
von Konrad Hölzl, sondern aus der<br />
des Wildsteiger Professors Hans<br />
Pörnbacher, der im Jahr 2010 sogar<br />
mit dem B<strong>und</strong>esver<strong>die</strong>nstkreuz<br />
für sein Lebenswerk ausgezeichnet<br />
wurde. Insofern gibt es für Touristen<br />
wie Einheimische genug<br />
Zeugnisse vor Ort, <strong>die</strong> an <strong>das</strong> Wessobrunner<br />
Gebet zurückerinnern –<br />
ein Besuch in der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek in München ist<br />
also nicht notwendig. Schon gar<br />
nicht, <strong>um</strong> Aussagekraft <strong>und</strong> Sinnhaftigkeit<br />
des historisch wertvollen<br />
Schriftstückes zu beurteilen. Selbst<br />
Nicht-Christen müssen beim Lesen<br />
der Übersetzung zugeben, <strong>das</strong>s<br />
der Autor es in weiser Voraussicht<br />
geschrieben hat. Einige Passagen<br />
können eins zu eins auf <strong>die</strong> heutige<br />
Zeit übertragen werden, regen<br />
z<strong>um</strong> Nachdenken <strong>und</strong> Innehalten<br />
an <strong>und</strong> fordern zugleich auf zu<br />
einem friedlichen Miteinander.<br />
Doch lesen Sie, in <strong>die</strong>sem Falle <strong>die</strong><br />
hochdeutsche Übersetzung, am<br />
besten selbst:<br />
„Das erfuhr ich unter den Menschen als der W<strong>und</strong>er größtes,<br />
Dass <strong>die</strong> Erde nicht war, noch der Himmel über ihr,<br />
Noch Ba<strong>um</strong> noch Berg,<br />
Noch [...] irgendetwas, noch <strong>die</strong> Sonne nicht schien,<br />
Noch der Mond nicht leuchtete, noch <strong>das</strong> herrliche Meer.<br />
als da nichts war von Enden <strong>und</strong> Grenzen,<br />
da war der eine allmächtige Gott, der Männer mildester,<br />
da waren auch viele göttliche Geister mit ihm.<br />
Und der heilige Gott [...]<br />
Gott, Allmächtiger, der Du Himmel <strong>und</strong> Erde erschaffen hast<br />
<strong>und</strong> den Menschen so viele gute Gaben gegeben hast,<br />
gib mir in Deiner Gnade rechten Glauben <strong>und</strong> guten Willen,<br />
Weisheit <strong>und</strong> Klugheit <strong>und</strong> Kraft, dem Teufel zu widerstehen,<br />
<strong>und</strong> <strong>das</strong> Böse zu meiden <strong>und</strong> Deinen Willen zu verwirklichen.“<br />
januar / februar <strong>2021</strong> | 21