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tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe Januar/Februar 2021

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Service vom Fachmann<br />

Der perfekte Ski<br />

Antdorf | Wintersportfans scharren<br />

bereits mit den Hufen. Fürchten<br />

aber, aufg<strong>r<strong>und</strong></strong> der Corona-Pandemie<br />

zuhause bleiben zu müssen.<br />

Falls Skigebiete tatsächlich<br />

längerfristig geschlossen bleiben,<br />

könnte Skilanglauf <strong>und</strong> Skitouring<br />

innerhalb Bayerischer Grenzen<br />

eine machbare Alternative sein –<br />

vorausgesetzt, es fällt ausreichend<br />

Schnee. In jedem Falle gilt: Wer<br />

im Winter 2020 / <strong>2021</strong> seine Latten<br />

unter <strong>die</strong> Füße schnallt, möchte<br />

sie bestmöglich präpariert haben.<br />

Eigenständiges Skikantenschleifen<br />

von Hand? „Beherrschen ehrlich<br />

gesagt nur drei von 100“, sagt<br />

Werner Nägele, 50, Wintersportenthusiast<br />

aus Antdorf, der seit 30<br />

Jahren einen professionellen Skiservice<br />

betreibt. Seit Mitte Oktober<br />

herrscht bei ihm in der Werkstätte<br />

Hochkonjunktur.<br />

In Zahlen ausgedrückt:<br />

1 500 (!) Paar Ski aus allen Kategorien,<br />

<strong>die</strong> er pro Saison in <strong>die</strong> Hand<br />

nimmt. „Und es hat noch keinen<br />

gegeben, den ich nicht gerne präpariert<br />

habe“, sagt er <strong>und</strong> grinst.<br />

Werner Nägele ist Perfektionist.<br />

Wenn er auch nur einen winzigen<br />

Kratzer im Belag entdeckt, „wird<br />

er von mir ausgebessert“. Auch<br />

bei K<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> nur den „einfachen“<br />

Service gebucht haben.<br />

Und damit sind wir auch schon<br />

mittendrin im professionellen<br />

Service von Skiern aller Art, den<br />

Werner Nägele stets mit dem<br />

Ausbessern des Belages beginnt.<br />

Für kleinere Schäden arbeitet er<br />

mit einer Heiß-Pistole, mit der er<br />

zähflüßiges Polyethylen von Hand<br />

auf <strong>die</strong> Schadstelle aufträgt, <strong>die</strong><br />

Flickstelle auskühlen lässt <strong>und</strong><br />

abschließend mit einem Handschaber<br />

planzieht. Breitere, tiefe-<br />

Werner Nägele in seinem Element: 1 500 Paar Ski präpariert er pro Wintersaison.<br />

Hier schleift er den Belag eines Tourenskis am „Band“.<br />

4 | <strong>tassilo</strong><br />

re <strong>und</strong> längere Kratzer, manchmal<br />

sind es richtige Löcher, lässt er dagegen<br />

vollautomatisch von seinem<br />

„ganzen Stolz“ ausmerzen: Eine<br />

Hightech-Maschine der renommierten<br />

Maschinenbau-Firma<br />

Wintersteiger, <strong>die</strong> Belagsschäden<br />

an Skiern <strong>und</strong> Snowboards aller<br />

Art vollautomatisch <strong>und</strong> in erstaunlich<br />

hoher Qualität repariert.<br />

Als Flickmaterial <strong>die</strong>nt auch hier<br />

<strong>das</strong> Kunststoff Polyethylen, entweder<br />

in weiß oder schwarz.<br />

Beläge <strong>und</strong> Kanten<br />

sind Fachmann-Sache<br />

Im zweiten Schritt kommt der jeweilige<br />

Ski „aufs Band“, <strong>um</strong> Belag<br />

<strong>und</strong> Flickstelle exakt anzugleichen,<br />

sowie etwaige Roststellen an den<br />

Kanten zu entfernen. „In <strong>die</strong>sem<br />

Falle mit einem grobkörnigeren<br />

Nassschliff“, sagt Werner Nägele,<br />

der im dritten Schritt erneut <strong>die</strong><br />

Maschine wechselt. Diesmal hin<br />

z<strong>um</strong> „Tuning-Band“, wo der Belag<br />

erst superglatt geschliffen wird,<br />

anschließend eine Struktur mittels<br />

Steinschliff bekommt. Letztere<br />

ist ganz entscheidend in Sachen<br />

Gleiteigenschaften. „Ein glatter<br />

Belag würde dich stark ausbremsen“,<br />

bestätig Werner Nägele, der<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle von mehr als 20<br />

Finale Arbeit: Überflüssiges Wachs wird erst mit einer Klinge abgezogen,<br />

dann ausgebürstet. Hier mit Bohrmaschine <strong>und</strong> Nylonbürste.<br />

verschiedenen Strukturschliffen<br />

spricht – theoretisch gebe es für<br />

alle Schnee- <strong>und</strong> Temperaturbedingungen<br />

einen eigenen. Der<br />

gängigste Schliff, auch im Rennsport<br />

häufig verwendet, wird in<br />

Fachkreisen als „diagonale Struktur“<br />

bezeichnet.<br />

Inzwischen ist Werner Nägele am<br />

anderen Ende seiner Werkstätte<br />

angekommen: Dort steht seine<br />

Maschine z<strong>um</strong> Schleifen der Kanten.<br />

Ganz entscheidend beim sogenannten<br />

Disc-Schliff ist <strong>die</strong> Winkeleinstellung.<br />

88 zu 1,25 Grad sei<br />

der gängigste Wert. Die 88 steht<br />

für den Winkel der Seitenkante, ist<br />

gut geeignet für Pistenski g<strong>r<strong>und</strong></strong>solider<br />

Skifahrer, aber auch für<br />

geländetaugliche Modelle von<br />

Tourengehern <strong>und</strong> Freeridern. Die<br />

1,5 steht für den belagsseitigen<br />

Kantenwinkel. Z<strong>um</strong> Vergleich: Kinderski<br />

werden mit sanfteren 88,5<br />

zu 1,25 oder 1,5 Grad präpariert.<br />

Sehr gute Skifahrer, z<strong>um</strong> Beispiel<br />

Hobbyrennfahrer <strong>und</strong> Skilehrer,<br />

bevorzugen dagegen eine aggressivere,<br />

schärfere Kante, <strong>die</strong> einen<br />

Winkel von 87,6 zu 0,8 Grad voraussetzt.<br />

Reinrassige Rennfahrer<br />

setzen teilweise sogar auf einen<br />

Schliff von messerscharfen 86 zu<br />

0,8 Grad. Während <strong>die</strong> Gefahr<br />

beim Selberschleifen von Hand<br />

verdammt groß ist, <strong>die</strong> Kante<br />

mehr kaputt als scharf zu machen,<br />

ist <strong>die</strong> Disc-Schleif-Maschine vom<br />

Fachmann in Sachen Genauigkeit<br />

nicht zu übertreffen. Insofern rät<br />

Werner Nägele, ohne Werbung in<br />

eigener Sache machen zu wollen:<br />

„Beläge <strong>und</strong> Kanten sollte man<br />

vor der Saison immer beim mann machen<br />

Fachlassen.“<br />

Infrarot-Licht<br />

öffnet <strong>die</strong> Poren<br />

Belag <strong>und</strong> Kanten sind somit<br />

schon mal in Topform. Fehlt nur<br />

noch <strong>das</strong> Wachsen des Skis, <strong>das</strong><br />

sowohl <strong>die</strong> Gleiteigenschaften<br />

erhöht, als auch den Belag vor<br />

äußeren Einwirkungen schützt,<br />

ihn somit langlebiger macht. Bei<br />

Werner Nägele sieht der Wachsvorgang<br />

so aus: Erst den Belag<br />

des Skis mittels Messingbürste von<br />

„Altlasten“ befreien. Dann nach<br />

einem Stück Hartwachs greifen, in<br />

<strong>die</strong>sem Falle universell einsetzbar<br />

für Schneetemperaturen von 0 bis<br />

minus 15 Grad, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses in eine

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