23.12.2012 Aufrufe

at - Wirtschaftsnachrichten

at - Wirtschaftsnachrichten

at - Wirtschaftsnachrichten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

20<br />

GELD & FINANZEN<br />

Bitteres<br />

Erwachen<br />

n Sie haben ja die Einführung der neuen<br />

Währung in Österreich maßgeblich<br />

mitgestaltet. Trotz Spitznamen wie<br />

„Teuro“ h<strong>at</strong> dieser Schritt ja den Weg<br />

für eine echte Erfolgsstory geebnet.<br />

Doch heute sprechen zahlreiche Kritiker<br />

davon, dass das Modell gescheitert<br />

sei. Macht die Währungsunion noch<br />

Sinn?<br />

N<strong>at</strong>ürlich macht sie das! Auch wenn man<br />

einräumen muss, dass die Institution „EU“<br />

selber oft recht umständlich und schwerfällig<br />

wirkt. R<strong>at</strong> und Kommission treffen auch Entscheidungen,<br />

die mit der Wirtschaft der Länder<br />

nichts zu tun haben – und manchmal beschädigen<br />

sie damit den Europa-Gedanken.<br />

Auch bei der Integr<strong>at</strong>ion neuer Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

ist nicht immer alles optimal vonst<strong>at</strong>tengegangen.<br />

Daher resultieren ja viele unserer<br />

heutigen Probleme. Doch die Währungsunion<br />

war, ist und bleibt immens wichtig<br />

für unsere Wirtschaft. Von Anfang an war<br />

sie vollkommen auf Stabilität ausgelegt. Und<br />

die Wirtschaft in den einzelnen Ländern h<strong>at</strong><br />

die Neuerungen ja auch hervorragend angenommen.<br />

Das zeigt mir meine Lebenserfahrung<br />

immer wieder: Die Wirtschaft reagiert<br />

viel schneller und flexibler auf neue, positive<br />

Entwicklungen, die politischen Institutionen<br />

hinken da sehr oft noch lange hinterdrein.<br />

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011<br />

n Die derzeitige Situ<strong>at</strong>ion – nicht nur im<br />

Hinblick auf Griechenland, sondern<br />

auch auf andere währungsschwache<br />

Sta<strong>at</strong>en wie Portugal und Irland –<br />

sieht aber alles andere als stabil aus.<br />

Können wir es uns auf Dauer leisten,<br />

ein währungsschwaches Land nach<br />

dem anderen zu stützen und unendlich<br />

Geldmittel hineinzupumpen?<br />

Zunächst einmal möchte ich mit einem –<br />

auch von den Medien immer wieder verbreiteten<br />

Missverständnis – aufräumen: Die Kredite,<br />

die Österreich und auch andere Sta<strong>at</strong>en<br />

an Griechenland vergeben, sind doch keine<br />

Geschenke oder milden Gaben. Sie sind an<br />

strenge Bedingungen geknüpft, die die Griechen<br />

erfüllen müssen. Die Umsetzung von<br />

Reformen geht nicht von heute auf morgen.<br />

Es wäre illusorisch zu glauben, in einem Jahr<br />

könnte wieder alles beim Alten sein. Die<br />

Wettbewerbsfähigkeit – beispielsweise zwischen<br />

Deutschland und Griechenland, um<br />

zwei extrem unterschiedliche Beispiele zu<br />

nennen – läuft schon seit Jahren immer weiter<br />

auseinander. Und nun heißt es, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der einzelnen Länder aneinander<br />

anzugleichen oder zumindest ein<br />

weiteres Auseinanderklaffen der Schere aufzuhalten,<br />

ohne eine Abwertung vornehmen<br />

zu müssen. Dabei müssen wir Solidarität<br />

OeNB-Vizegouverneur Dr.<br />

Wolfgang Duch<strong>at</strong>czek:<br />

„Zahlreiche Politiker haben<br />

über Jahre hinweg<br />

einfach nicht verstanden,<br />

was es bedeutet, eine einheitliche<br />

Währung zu haben<br />

– und jetzt haben wir<br />

den Sal<strong>at</strong> …“<br />

Foto: Parlamentsdirektion/<br />

HBF/Roman Icha<br />

Kein Österreicher ist so verwachsen mit dem Um und Auf in der Geschichte der europäischen Währungs-<br />

union wie er: Wolfgang Duch<strong>at</strong>czek, Vizegouverneur der OeNB, war maßgeblich bei der Einführung des<br />

Euro in Österreich beteiligt und gilt als glühender Befürworter der Währungs- und Wirtschaftsunion.<br />

Doch er ist weit davon entfernt, kritiklos zu sein. Politiker im In- und Ausland haben massive Fehler ge-<br />

macht – und müssen die aktuelle Misere mitverantworten. Sein Fazit: Da müssen wir durch!<br />

Von Ute Dorau<br />

und vor allem Geduld zeigen. Die dringend<br />

notwendigen Reformen – auch in politischer<br />

Hinsicht – die in Griechenland, Irland und<br />

Portugal anstehen, brauchen Jahre, bis sie<br />

eingeführt und umgesetzt sind – und dann<br />

auch Wirkung zeigen.<br />

n Das klingt nach einer Sisyphus-Arbeit.<br />

Bei der derzeitigen Stimmung in<br />

Österreich und auch zahlreichen anderen<br />

Ländern lässt sich das politisch<br />

und wirtschaftlich nur schlecht verkaufen.<br />

Glauben Sie t<strong>at</strong>sächlich, dass<br />

Europa das schafft?<br />

Ja. Es h<strong>at</strong> doch keine Altern<strong>at</strong>ive. Außerdem<br />

darf hier keinesfalls kurzfristig gedacht werden.<br />

In einer Währungsunion entstehen Probleme,<br />

wenn die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

einzelnen Länder auseinanderläuft – was ja<br />

t<strong>at</strong>sächlich in Europa der Fall ist. Selbst die<br />

R<strong>at</strong>ingagenturen haben doch vor der Krise<br />

nicht zwischen den einzelnen Euroländern<br />

differenziert. Und jetzt fallen sie ins andere<br />

Extrem: Was vorher ein „undershooting“ war<br />

ist jetzt ein „overshooting“. Aber es existieren<br />

doch schon Programme, die darauf ausgelegt<br />

sind, die Wettbewerbsfähigkeit eines<br />

Landes zurückzugewinnen, damit sie sich<br />

nach einem gewissen Zeitraum wieder am<br />

Markt refinanzieren können. Allerdings geht

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!