at - Wirtschaftsnachrichten
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GELD & FINANZEN<br />
Bitteres<br />
Erwachen<br />
n Sie haben ja die Einführung der neuen<br />
Währung in Österreich maßgeblich<br />
mitgestaltet. Trotz Spitznamen wie<br />
„Teuro“ h<strong>at</strong> dieser Schritt ja den Weg<br />
für eine echte Erfolgsstory geebnet.<br />
Doch heute sprechen zahlreiche Kritiker<br />
davon, dass das Modell gescheitert<br />
sei. Macht die Währungsunion noch<br />
Sinn?<br />
N<strong>at</strong>ürlich macht sie das! Auch wenn man<br />
einräumen muss, dass die Institution „EU“<br />
selber oft recht umständlich und schwerfällig<br />
wirkt. R<strong>at</strong> und Kommission treffen auch Entscheidungen,<br />
die mit der Wirtschaft der Länder<br />
nichts zu tun haben – und manchmal beschädigen<br />
sie damit den Europa-Gedanken.<br />
Auch bei der Integr<strong>at</strong>ion neuer Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
ist nicht immer alles optimal vonst<strong>at</strong>tengegangen.<br />
Daher resultieren ja viele unserer<br />
heutigen Probleme. Doch die Währungsunion<br />
war, ist und bleibt immens wichtig<br />
für unsere Wirtschaft. Von Anfang an war<br />
sie vollkommen auf Stabilität ausgelegt. Und<br />
die Wirtschaft in den einzelnen Ländern h<strong>at</strong><br />
die Neuerungen ja auch hervorragend angenommen.<br />
Das zeigt mir meine Lebenserfahrung<br />
immer wieder: Die Wirtschaft reagiert<br />
viel schneller und flexibler auf neue, positive<br />
Entwicklungen, die politischen Institutionen<br />
hinken da sehr oft noch lange hinterdrein.<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011<br />
n Die derzeitige Situ<strong>at</strong>ion – nicht nur im<br />
Hinblick auf Griechenland, sondern<br />
auch auf andere währungsschwache<br />
Sta<strong>at</strong>en wie Portugal und Irland –<br />
sieht aber alles andere als stabil aus.<br />
Können wir es uns auf Dauer leisten,<br />
ein währungsschwaches Land nach<br />
dem anderen zu stützen und unendlich<br />
Geldmittel hineinzupumpen?<br />
Zunächst einmal möchte ich mit einem –<br />
auch von den Medien immer wieder verbreiteten<br />
Missverständnis – aufräumen: Die Kredite,<br />
die Österreich und auch andere Sta<strong>at</strong>en<br />
an Griechenland vergeben, sind doch keine<br />
Geschenke oder milden Gaben. Sie sind an<br />
strenge Bedingungen geknüpft, die die Griechen<br />
erfüllen müssen. Die Umsetzung von<br />
Reformen geht nicht von heute auf morgen.<br />
Es wäre illusorisch zu glauben, in einem Jahr<br />
könnte wieder alles beim Alten sein. Die<br />
Wettbewerbsfähigkeit – beispielsweise zwischen<br />
Deutschland und Griechenland, um<br />
zwei extrem unterschiedliche Beispiele zu<br />
nennen – läuft schon seit Jahren immer weiter<br />
auseinander. Und nun heißt es, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der einzelnen Länder aneinander<br />
anzugleichen oder zumindest ein<br />
weiteres Auseinanderklaffen der Schere aufzuhalten,<br />
ohne eine Abwertung vornehmen<br />
zu müssen. Dabei müssen wir Solidarität<br />
OeNB-Vizegouverneur Dr.<br />
Wolfgang Duch<strong>at</strong>czek:<br />
„Zahlreiche Politiker haben<br />
über Jahre hinweg<br />
einfach nicht verstanden,<br />
was es bedeutet, eine einheitliche<br />
Währung zu haben<br />
– und jetzt haben wir<br />
den Sal<strong>at</strong> …“<br />
Foto: Parlamentsdirektion/<br />
HBF/Roman Icha<br />
Kein Österreicher ist so verwachsen mit dem Um und Auf in der Geschichte der europäischen Währungs-<br />
union wie er: Wolfgang Duch<strong>at</strong>czek, Vizegouverneur der OeNB, war maßgeblich bei der Einführung des<br />
Euro in Österreich beteiligt und gilt als glühender Befürworter der Währungs- und Wirtschaftsunion.<br />
Doch er ist weit davon entfernt, kritiklos zu sein. Politiker im In- und Ausland haben massive Fehler ge-<br />
macht – und müssen die aktuelle Misere mitverantworten. Sein Fazit: Da müssen wir durch!<br />
Von Ute Dorau<br />
und vor allem Geduld zeigen. Die dringend<br />
notwendigen Reformen – auch in politischer<br />
Hinsicht – die in Griechenland, Irland und<br />
Portugal anstehen, brauchen Jahre, bis sie<br />
eingeführt und umgesetzt sind – und dann<br />
auch Wirkung zeigen.<br />
n Das klingt nach einer Sisyphus-Arbeit.<br />
Bei der derzeitigen Stimmung in<br />
Österreich und auch zahlreichen anderen<br />
Ländern lässt sich das politisch<br />
und wirtschaftlich nur schlecht verkaufen.<br />
Glauben Sie t<strong>at</strong>sächlich, dass<br />
Europa das schafft?<br />
Ja. Es h<strong>at</strong> doch keine Altern<strong>at</strong>ive. Außerdem<br />
darf hier keinesfalls kurzfristig gedacht werden.<br />
In einer Währungsunion entstehen Probleme,<br />
wenn die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
einzelnen Länder auseinanderläuft – was ja<br />
t<strong>at</strong>sächlich in Europa der Fall ist. Selbst die<br />
R<strong>at</strong>ingagenturen haben doch vor der Krise<br />
nicht zwischen den einzelnen Euroländern<br />
differenziert. Und jetzt fallen sie ins andere<br />
Extrem: Was vorher ein „undershooting“ war<br />
ist jetzt ein „overshooting“. Aber es existieren<br />
doch schon Programme, die darauf ausgelegt<br />
sind, die Wettbewerbsfähigkeit eines<br />
Landes zurückzugewinnen, damit sie sich<br />
nach einem gewissen Zeitraum wieder am<br />
Markt refinanzieren können. Allerdings geht