at - Wirtschaftsnachrichten
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SERVICE<br />
Umweltverträglichkeit, Energie-Effizienz<br />
und Langlebigkeit sind gewöhnlich Ansprüche,<br />
die wir an das Konzept von<br />
Nachhaltigkeit richten. Entsprechend dieser<br />
Denkweise erweist sich ein nachhaltiges<br />
Produkt allerdings nur weniger schädlich für<br />
die Umwelt – und dies oft lediglich so lange,<br />
als es nicht weggeworfen wird. Ein solches<br />
Konzept konzentriert sich hauptsächlich auf<br />
die Größe des ökologischen Fußabdruckes<br />
und ist weder vom ökologischen Aspekte besonders<br />
zielführend noch aus einer ökonomischen<br />
Sichtweise, weil wir dabei aus<br />
Rücksicht zur Umwelt an bestehenden Dingen<br />
und auch Designs festhalten müssen und<br />
immer weniger Spielraum für Neues besteht.<br />
Nachhaltigkeit, wie sie im klassischen Sinn<br />
verstanden wird, basiert daher also auf einer<br />
Vermeidungsstr<strong>at</strong>egie.<br />
Allerdings kann Nachhaltigkeit auch bedeuten,<br />
dass ein Produkt derart wertbeständig<br />
ist, dass es problemlos wieder in einen Zyklus<br />
eingebracht werden kann. Es gibt wahrscheinlich<br />
auch kaum ein System, das derart<br />
verschwenderisch mit Ressourcen umgeht<br />
wie die N<strong>at</strong>ur selbst. Im Gegens<strong>at</strong>z zum verschwenderischen<br />
Menschen gibt es in der<br />
N<strong>at</strong>ur allerdings keinen unnützen Abfall. Alles<br />
wird umgehend wieder innerhalb der<br />
Stoffkreisläufe verwertet. Aus dieser Perspektive<br />
heraus ist diese Form der Verschwendung<br />
auch als eine Grundlage von<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011<br />
Evolution zu betrachten. Abfall kann daher<br />
als wertvoller Nährstoff für die Entwicklung<br />
von etwas Neuem gesehen werden.<br />
Waste = food<br />
Aus dieser Perspektive heraus haben der<br />
deutsche Chemiker und Verfahrenstechniker<br />
Prof. Michael Braungart und der US-Architekt<br />
William McDonough das Cradle-to-<br />
Cradle (C2C) Designkonzept entwickelt.<br />
Mittlerweile zeigen mehrere Hundert Produkte<br />
weltweit, dass es sich lohnt, nach derartigen<br />
Prinzipien zu produzieren. Der Designprozess<br />
bezieht dabei nicht bloß den Aspekt<br />
der Produktion, sondern den gesamten<br />
Zyklus der Stoffe mit ein und beinhaltet auch<br />
Angebote an den Konsumenten, der die Produkte<br />
beispielsweise in regelmäßigen Abständen<br />
gegen neue eintauschen kann.<br />
C2C unterscheidet dabei zwischen Verbrauchsgütern,<br />
Gebrauchsgütern sowie Gütern,<br />
die nicht mehr zu vermarkten sind. Verbrauchsgüter,<br />
wie etwa Reinigungsmittel,<br />
lassen sich aus biologischen Grundstoffen<br />
fertigen, so dass ihre Reste sicher in die Umwelt<br />
rückgeführt werden können. Theoretisch<br />
lassen sich solche Produkte beispielsweise<br />
kompostieren und nach dem Prinzip<br />
„Waste is food“ in den Nahrungskreislauf<br />
rückführen. Gebrauchsgüter wie Autos oder<br />
Computer hingegen enthalten nicht bio -<br />
logische, sondern technische „Nährstoffe“,<br />
Backhausen präsentierte zuletzt auf der<br />
greenEXPO11 im Juni seine neue<br />
Returnity-Kollektion. Fotos: Backhausen<br />
An der Wiege eines<br />
neuen Industriezeitalters<br />
„From Cradle to Cradle“ geht offensiv mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ um. Von Thomas Duschlbauer<br />
die nach Ablauf ihrer Betriebszeit wieder<br />
ein komplettes Recycling erfahren. Der<br />
Kunde entscheidet sich in diesem Fall genau<br />
genommen nicht unmittelbar für ein be -<br />
stimmtes Produkt, sondern z.B. für ein Abo<br />
von Mobilitäts- oder Kommunik<strong>at</strong>ionslösungen,<br />
weil er primär an Funktionen und<br />
Programmen und nicht an M<strong>at</strong>erialkombin<strong>at</strong>ionen<br />
mit all ihren Schadstoffen interessiert<br />
ist.<br />
C2C made in Austria<br />
„Returnity“ heißt eine der C2C-Lösungen,<br />
die bereits von österreichischen Unternehmen<br />
angeboten werden. Der Waldviertler<br />
Textilhersteller Backhausen h<strong>at</strong> jüngst in Kooper<strong>at</strong>ion<br />
mit dem jungen und progressiven<br />
Modelabel DutchSpirit ECO-Fashion umweltfreundliche<br />
und zu 100 Prozent recycelbare<br />
Stoffe entwickelt. Aus Returnity-Stoff<br />
wurden mittlerweile Sitzbezüge als Sonderausst<strong>at</strong>tung<br />
für den ersten Vollhybrid der<br />
Welt, den Lexus CT200h, gefertigt. Für die<br />
Stoffe wurde ein Rücknahmesystem konzipiert,<br />
sodass sie nach Gebrauch in einem<br />
technischen Wiederverwertungskreislauf zirkulieren<br />
können und somit Abfall vermeiden<br />
und Ressourcen schonen. Renommierte<br />
Künstler wie Kolo Moser, Peter Kogler und<br />
Gerwald Rockenschaub haben mittlerweile<br />
Designs für Returnity-Stoffe von Backhausen<br />
beigesteuert. Ü