at - Wirtschaftsnachrichten
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SERVICE<br />
Bio in der Bredouille<br />
Die Panik um den Krankheitserreger EHEC h<strong>at</strong> die boomende Bio-Branche in Verruf gebracht. Viele Kon-<br />
sumenten fragen sich, ob sie den Versprechungen der über 100 Gütesiegel für Lebensmittel trauen kön-<br />
nen. Wirklich glaubwürdig sind nur wenige. Von Markus Kirchsteiger<br />
Die Bio-Landwirtschaft verspricht den n<strong>at</strong>ürlichen Kreislauf<br />
zwischen Boden, Pflanzen und Tieren zu beachten<br />
und damit eine nachhaltigere Bodenbewirtschaftung.<br />
Viele Gütesiegel täuschen den Konsumenten jedoch mit<br />
idyllischen Bildern. Wirklich glaubwürdig sind nur Produkte<br />
mit der Kennzeichnung „Bio“ oder „Biologisch“.<br />
Foto: Jupiterimages<br />
Sie war ein einprägsames Feindbild: die<br />
spanische Gurke. Viel anschaulicher als<br />
der t<strong>at</strong>sächliche Krankheitserreger<br />
EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia<br />
coli), ein nur unter dem Mikroskop sichtbares<br />
Darmbakterium. Nach den ersten Erkrankungen<br />
h<strong>at</strong>ten die Medien mit der spanischen<br />
Bio-Gurke rasch den perfekten Schuldigen<br />
gefunden. Die Angst vor der Pandemie ging<br />
um – wieder einmal nach der Lungenkrankheit<br />
SARS und der Schweinegrippe. Erneut<br />
konnte es jeden treffen, insbesondere jedoch<br />
ernährungsbewusste Konsumenten, hieß es.<br />
Heftige Ums<strong>at</strong>zeinbrüche verzeichnete der<br />
Handel aber nicht nur bei Import-Gemüse,<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011<br />
sondern auch bei inländischen Gurken, Tom<strong>at</strong>en<br />
und Melanzani, die gerade zum Höhepunkt<br />
der EHEC-Krise in den Handel kamen.<br />
Und das, obwohl hierzulande kein einziger<br />
Fall nachgewiesen werden konnte.<br />
Bio am Pranger<br />
Besonders getroffen h<strong>at</strong> es Bio-Gemüse. In<br />
einer medial orchestrierten Rückholaktion<br />
wurden sämtliche Bio-Gurken aus Spanien<br />
von den zuständigen Behörden aus den heimischen<br />
Bioläden entfernt. Gegner der biologischen<br />
Landwirtschaft fühlten sich bestätigt<br />
in ihrer Meinung, es bestehe ohnehin nur<br />
ein Unterschied zwischen bio und konven-<br />
tionell: die Differenz beim Preis. Medien<br />
stellten Bio-Produkte, die von weit her importiert<br />
werden mussten, an den Pranger:<br />
Wie gesund kann ein Lebensmittel sein, das<br />
Tausende Kilometer über den Kontinent oder<br />
die Ozeane transportiert worden ist? Warum<br />
konnte im Mai noch kein Bio-Gemüse aus<br />
heimischer Produktion im Handel sein? Und<br />
betreibt die boomende Bio-Branche nicht<br />
ohnehin nur Etikettenschwindel?<br />
Unbestrittenes Faktum ist: Nirgendwo spielt<br />
die biologische Landwirtschaft eine so bedeutende<br />
Rolle wie hierzulande. Österreich<br />
ist das Bio-Land Nummer eins in Europa.<br />
Rund 21.000 Bio-Bauern bewirtschaften