Festspiele 2011 Bühne frei für die Stars im Westen Alle Jahre wieder – und immer wieder neu: Die Festspielsaison in Westösterreich wird nicht nur von uns, sondern auch von Kulturfans in aller Welt heiß erwartet. Heuer überbieten sich die Veranstalter in Salzburg, Bregenz und Erl wieder gegenseitig, wenn es darum geht, das anspruchsvollste Programm, das monumentalste Bühnenbild und die prominentesten Namen aufzufahren. Von Ute Dorau Salzburgs Festspiele ziehen Publikum aus der ganzen Welt in die Mozartstadt. Aufwendige Inszenierungen und hochklassige Künstler (hier: Bruno Ganz als „Prometheus“) gehören hier zum täglich‘ Brot. Foto: Salzburger Festspiele
Ein Gemälde, auf dem der ermordete Revolutionär Mar<strong>at</strong> im Augenblick des Todes dargestellt wird, ist das heurige Motiv des Bühnenbilds der Seebühne in Bregenz. St<strong>at</strong>t in der Badewanne sitzt Mar<strong>at</strong> im See. Foto: Bregenzer Festspiele Schon der Aufbau des Bühnenbildes auf der Bregenzer Seebühne lockt alljährlich Touristen und Einheimische in Scharen an den See. Riesige Kräne, winzig aussehende Bauarbeiter vor monumentaler Kulisse, halsbrecherische Konstruktionen: Die Seebühne ist ein Paradies für (Hobby-) Fotografen. Die Aufführungen selber sind nicht minder spektakulär, die Veranstalter wählen nicht umsonst vor allem die Themen, die sich als Augenschmaus in Szene setzen lassen. War es in den vergangenen beiden Jahren Verdis „Aida“, ist es heuer und 2012 das Revolutionsdrama „Andrea Chenier“ (manchmal auch: André Chenier) des italienischen Komponisten Umberto Giordano. „Es ist, als sei dieses Werk nur für diesen Ort komponiert worden“, schwärmt denn auch Intendant David Pountney im Vorfeld. Auch das Programm für 2013 und 2014 steht bereits fest: Dann nämlich dürfen sich Mozart-Fans auf eine „Zauberflöte“ der XXL- Sonderklasse freuen. Die ansässige Wirtschaft wird’s freuen. „Die Bregenzer Festspiele lukrieren Wertschöpfungseffekte von rund 100 Millionen Euro, wovon fast die Hälfte auf den Großraum Bregenz entfällt, das Land Vorarlberg h<strong>at</strong> einen Anteil von rund 25 Millionen“, rechnet Franz Salzmann, kaufmännischer Direktor der Bregenzer Festspiele, vor. Salzburg-Highlight: „Die Frau ohne Sch<strong>at</strong>ten“ Wie lohnend die Festspiele für Stadt und Region sein können, braucht man den Salzbur- Auch 2011 werden sich wieder Tausende von dem schönen Schein auf der Bühne verzaubern lassen. Foto: Tiroler Festspiele Erl gern nicht zu erzählen. Selbst in den entferntesten Winkeln der Welt kennt man die Stadt – wegen Mozart und wegen der glanzvollen und zumeist top-besetzten Festspiele. Rund 225 Millionen Euro Umwegrentabilität haben die Verantwortlichen ausgerechnet, auch wenn diese Zahlen noch aus Zeiten vor der Finanzkrise stammen. Doch Musik und Kultur werden immer Menschen aller N<strong>at</strong>ionen anziehen und sind daher rel<strong>at</strong>iv krisenresistent. Für die 37 Spieltage erwarten die Salzburger Festspiele in diesem Jahr rund 222.000 Besucher. Neben der überarbeiteten Inszenierung des „Jedermann“ – heuer in der nahezu gleichen Besetzung wie im Vorjahr (Martin Reinke, Ben Becker, Peter Jordan, Nicholas Ofczarek, Elisabeth R<strong>at</strong>h, Robin Sondermann, Britta Bayer, Robert Reinagl, Birgit Minichmayr, Felix Vörtler, Thomas Limpinsel, Sascha Oskar Weis und David Supper) – ist sicherlich die Strauss-Oper „Die Frau ohne Sch<strong>at</strong>ten“ das Highlight der Saison. Auch die drei Mozart-Opern „Le Nozze de Figaro“, „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“ werden sich als Publikumsmagneten erweisen. Besonders stolz ist man in Salzburg, dass das vor zehn Jahren ins Leben gerufene „Young Director’s Projekt“ heuer sein glanzvolles Jubiläum feiern kann. St<strong>at</strong>t – wie bislang – vier werden heuer fünf Inszenierungen gegeben, die miteinander um den ersten Pl<strong>at</strong>z gegeneinander antreten. Das „YPD“, wie es abgekürzt genannt wird, darf weitaus mehr experimentieren als die traditionellen Festspielensembles und will die diesjährigen Besucher auch an ungewohnte, ungewöhnliche Orte locken. Erl bleibt Wagner treu Im Tiroler Erl regiert mit ungebrochener Energie und Einfallsreichtum noch immer Musik-Multitalent Gustav Kuhn das Festspielprogramm. Er bietet seiner eingeschworenen – aber stetig wachsenden – Fange- Gustav Kuhn, künstlerischer Leiter der Tiroler Festspiele Erl, mag kein offizielles Motto für die Veranstaltung ausgeben: „Ich habe eine starke Gedenkjahr- und Motto-Allergie. Bei uns soll jede Note schöner klingen als die vorhergehende und jede Bewegung auf der Bühne schlüssiger sein als die vorhergehende.“ Foto: Tiroler Festspiele Erl meinde 2011 wieder ein vielschichtiges und buntes Programm aus Opern, Symphonieund Kammerkonzerten, Liederabenden und einer M<strong>at</strong>inée der Osttiroler Musicbanda Franui. Kuhn mag sich bei der Ankündigung auf kein Motto, keine Linie festlegen: „Ich habe eine starke Gedenkjahr- und Motto-Allergie“, gibt er augenzwinkernd zum Besten. „Bei uns soll jede Note schöner klingen als die vorhergehende und jede Bewegung auf der Bühne schlüssiger sein als die vorhergehende.“ Treu bleibt er aber unbedingt seiner Liebe zu Wagner. So will er mit der Neuproduktion „Tannhäuser“ und den Wiederaufnahmen der „Meistersinger von Nürnberg“ und von „Parsifal“ einen „Querschnitt durch den Wagner-Kosmos“ zeigen. Tausendsassa Kuhn lässt es sich dabei nicht nehmen, gleichzeitig als Dirigent, Regisseur – und sogar Lichtchef – seine Vorstellungen von Schönheit und Musik in Szene zu setzen. Ü TERMINE: Salzburger Festspiele: 27.7. bis 30.8.2011 Bregenzer Festspiele: 21.7. bis 22.8. 2011 Tiroler Festspiele Erl: 7.7. bis 31.7. 2011 WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011 63