at - Wirtschaftsnachrichten
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Überspur<br />
Foto: oneye<br />
Diese Erhebung <strong>at</strong>testiert den Unternehmen<br />
obendrein eine erstaunlich hohe Exportquote<br />
von 26 Prozent, während der Durchschnitt<br />
der gewerblichen Dienstleister bei zwölf<br />
Prozent liegt. Wenn auch der Beschäftigungsstand<br />
von vier Prozent gegenüber dem<br />
Tourismus von 12,4 Prozent sehr gering anmutet,<br />
ist im europäischen Vergleich Österreich<br />
Spitzenreiter, was das Beschäftigungswachstum<br />
von 6,2 Prozent im Kre<strong>at</strong>ivbereich<br />
anlangt.<br />
Das Charakteristikum, das allen kre<strong>at</strong>iven<br />
Branchen eigen ist, findet man in den Vorleistungen<br />
für andere Geschäftszweige. So<br />
werden für Bekleidungsindustrie,<br />
EDV, für Banken<br />
und Versicherungen, aber<br />
auch für Hotels und Gaststätten<br />
neue Produkte entworfen,<br />
neue Inform<strong>at</strong>ionstechnologien<br />
nutzbar gemacht<br />
und Kommunik<strong>at</strong>ion<br />
gestaltet. Ebenso für Automobilbau,<br />
Pharmaindustrie<br />
und Maschinenbau. 61 Prozent<br />
ihres Ums<strong>at</strong>zes lukrieren<br />
die Kre<strong>at</strong>iven daher auch<br />
aus dem Unternehmenssektor, 23 Prozent<br />
aus dem öffentlichen Sektor und 14 Prozent<br />
aus dem Priv<strong>at</strong>bereich. 21 Prozent des Ums<strong>at</strong>zes<br />
werden im Rahmen von Partnerschaften<br />
erzielt, denn Kooper<strong>at</strong>ionen mit Geschäftspartnern<br />
sind Teil von „Kre<strong>at</strong>ivnetzwerken“,<br />
die gerade in diesem Geschäftsfeld<br />
besonders ausgeprägt sind. Daher ist es nicht<br />
verwunderlich, dass die Studie angibt, dass<br />
Weiterempfehlung als wichtigste Form der<br />
Akquisition genannt wird.<br />
Als besonders stark in ihrer Region verankert<br />
gelten die Kre<strong>at</strong>iven, wenngleich sie in hohem<br />
Maße in großen, urbanen und wohlhabenden<br />
Regionen und Hauptstädten zu finden<br />
sind. Die höchste Konzentr<strong>at</strong>ion von<br />
Kultur- und Kre<strong>at</strong>ivwirtschaft findet sich derzeit<br />
vor allem in Berlin und Barcelona sowie<br />
in Paris, London, Mailand und Amsterdam.<br />
Graz ist „City of Design“<br />
In Österreich gelten die Landeshauptstädte<br />
traditionell als Hochburgen der heimischen<br />
Kre<strong>at</strong>iven. Graz konnte bereits intern<strong>at</strong>ional<br />
in Sachen Design punkten. So darf sich<br />
Österreichs zweitgrößte Stadt mit dem Titel<br />
„City of Design“ schmücken, einer<br />
UNESCO-Auszeichnung, die weltweit nur<br />
zehn Städten zuteil wurde. Die Murmetropole<br />
ist nun im weltweiten Netzwerk mit<br />
Berlin, Kobe, Buenos Aires, Shanghai, Seoul<br />
im „Cre<strong>at</strong>ive Cities Network“ vernetzt.<br />
Wien setzt Maßstäbe<br />
Die unumstrittene Kre<strong>at</strong>iv-Hauptstadt Österreichs<br />
ist und bleibt allerdings Wien, was<br />
eine brandaktuelle Studie der KMU-Forschung<br />
Austria und des Zentrums für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung belegt. „Mit<br />
einem Gesamtums<strong>at</strong>z von knapp elf Milliarden<br />
Euro pro Jahr und 57.400 Beschäftigten<br />
sind die Cre<strong>at</strong>ive Industries heute ein bedeutender<br />
Wirtschaftszweig der Wiener Wirtschaft“,<br />
stellt die Wiener Wirtschaftskammer-Präsidentin,<br />
Brigitte Jank, fest. „Auf<br />
diesen Stärken gilt es weiter aufzubauen,<br />
denn die Wachstumspotenziale sind bei Weitem<br />
noch nicht ausgeschöpft.“ 44 Prozent aller<br />
Erwerbstätigen in der Kre<strong>at</strong>ivwirtschaft<br />
haben ihren Arbeitspl<strong>at</strong>z in der Bundeshauptstadt,<br />
und 39 Prozent der heimischen<br />
Kre<strong>at</strong>ivunternehmen sind in Wien ansässig,<br />
was rund 14.000 Betrieben entspricht. Als<br />
D<strong>at</strong>engrundlage für diese aktuelle Studie<br />
SERVICE<br />
dienen Zahlen aus den Jahren 2008 und<br />
2009. Für die Gründungstätigkeit zog die<br />
Wirtschaftskammer Wien auch Zahlenm<strong>at</strong>erial<br />
aus dem Vorjahr heran. „In hoch entwickelten<br />
Wissensgesellschaften ist die Kre<strong>at</strong>ivität<br />
ein unabdingbarer Wettbewerbsfaktor“,<br />
macht Jank bewusst, „daher werden<br />
Cre<strong>at</strong>ive Industries auch von anderen Großstädten<br />
seit Jahren intensiv betrieben.“ Mit<br />
Erfolg wie sich zeigt: So h<strong>at</strong> sich Berlin zur<br />
Kre<strong>at</strong>ivmetropole schlechthin gemausert und<br />
erwirtschaftet in diesem Zweig heute doppelt<br />
so viel wie die Wiener Branchen-Kollegen.<br />
Mailand ist diesem Beispiel in den vergangenen<br />
20 Jahren gefolgt, ebenso Barcelona,<br />
das durch gezielte Programme und Investitionen<br />
im Bereich Design heute als Messl<strong>at</strong>te<br />
für alle europäischen Städte gilt.<br />
„Die aktuelle betriebswirtschaftliche Analyse<br />
der KMU-Forschung verdeutlicht, dass<br />
gerade Wiener Kre<strong>at</strong>ivbetriebe mit einer<br />
Ums<strong>at</strong>zrentabilität von 5,5 Prozent deutlich<br />
über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft<br />
von 2,8 Prozent liegen“, so die Wiener Kammerpräsidentin.<br />
„Software und Games“ sowie „Werbung“<br />
sind die beiden ums<strong>at</strong>zstärksten Branchen<br />
der Wiener Kre<strong>at</strong>ivwirtschaft. Im Bereich<br />
„Software und Games“ arbeiten mehr als<br />
3.000 Unternehmen und mehr als 16.000 Erwerbstätige.<br />
Diese erzielen einen jährlichen<br />
Ums<strong>at</strong>z von 2,8 Milliarden Euro. „Wiens<br />
Spieleentwickler sind auch intern<strong>at</strong>ional gefragt“,<br />
lobt Jank. Im Sektor „Werbung“ sind<br />
rund 2.700 Unternehmen registriert, die<br />
ebenfalls einen Ums<strong>at</strong>z von 2,8 Milliarden<br />
Euro pro Jahr generieren. In dieser Branche<br />
sind mehr als 9.000 Personen beschäftigt.<br />
Drei Viertel der Werktätigen sind männlich,<br />
der Anteil der Frauen beträgt nur 25 Prozent<br />
und liegt unter jenem der Gesamtwirtschaft<br />
mit 38 Prozent. Die meisten Unternehmerinnen<br />
findet man in den Branchen „Werbung“<br />
mit 33 Prozent und „Musik, Buch und künstlerische<br />
Tätigkeiten“ mit 29 Prozent. Der<br />
durchschnittliche Kre<strong>at</strong>ive ist zwischen 40<br />
und 49 Jahre alt, und jeder Zweite verfügt<br />
über einen Hochschulabschluss. Rund 70<br />
Prozent der in Wien erbrachten kre<strong>at</strong>ivwirtschaftlichen<br />
Leistungen werden laut Studie<br />
für Unternehmen, der Rest für öffentliche<br />
Einrichtungen erbracht. Nur 26 Prozent der<br />
Kre<strong>at</strong>ivbetriebe zählten auch Priv<strong>at</strong>haushalte<br />
zu ihren Kunden. 28 Prozent des Ums<strong>at</strong>zes<br />
werden in Wien durch Export<br />
lukriert, die höchste Quote<br />
erreicht hierbei die Softwareund<br />
Gamesbranche.<br />
„Generell ist die Kre<strong>at</strong>ivwirtschaft<br />
sehr personalintensiv,<br />
jedoch rentabel“, resümiert<br />
Brigitte Jank und betont,<br />
dass „neben den etablierten<br />
Branchen wie der Werbung<br />
auch junge Wirtschaftszweige<br />
höchst erfolgreich<br />
sind“. Ü<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011 33