at - Wirtschaftsnachrichten
at - Wirtschaftsnachrichten
at - Wirtschaftsnachrichten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
n Wenn man die Lebensläufe der Spitzenmanagerinnen<br />
in Österreich ansieht,<br />
gibt es einige Parallelen: Viele<br />
von ihnen haben schon sehr früh Auslandserfahrungen<br />
gesammelt, erstaunlich<br />
viele haben zunächst eine politische<br />
Karriere gestartet, und viele<br />
sagen, dass sie zu Beginn ihrer Karriere<br />
auch einen starken Mentor gehabt<br />
haben. Sehen Sie sich da auch beschrieben?<br />
Ja, ich kann mich hier durchaus wiederfinden.<br />
Auch wenn ich schon seit rund 20 Jahren<br />
in der E-Wirtschaft tätig bin, war die Politik<br />
sicherlich ein sehr prägender beruflicher<br />
Lebensabschnitt. In dieser Zeit habe ich sehr<br />
viel gelernt, und ich glaube, es war auch die<br />
Politik, die mich in meinem weiteren Weg<br />
bestärkt h<strong>at</strong>. Mit Sicherheit haben auch<br />
starke Mentoren meine berufliche Laufbahn<br />
geprägt. Sie haben mir geholfen, dass ich<br />
mich ständig weiterentwickeln und mit meinen<br />
Aufgaben wachsen konnte.<br />
n Was halten Sie von den offiziellen<br />
Mentoring-Programmen in zahlreichen<br />
Unternehmen? Lassen sich solche<br />
Beziehungen von außen regeln<br />
oder müssen sie sich n<strong>at</strong>ürlich ergeben?<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 7-8/2011<br />
40<br />
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten,<br />
Frauen auf dem Berufsweg zu unterstützen<br />
und zu fördern. Wie diese Programme<br />
und Maßnahmen heißen, ist letztlich egal.<br />
Im Berufsleben werden wir alle an Leistung<br />
und Erfolg gemessen. Auf dieser grundsätzlich<br />
geschlechtsneutralen Anforderung müssen<br />
wir aufbauen und Frauen verstärkt ihre<br />
Möglichkeiten aufzeigen. Beispiel Technik:<br />
Es spricht alles für mehr Frauen in dieser<br />
Männerdomäne. Wir ermutigen daher junge<br />
Frauen, sich um eine Lehrstelle in unserem<br />
Unternehmen zu bewerben, oder fördern<br />
Studierende mit dem VERBUND-Frauenstipendium.<br />
n Sind Ihnen – zumindest zu Beginn Ihrer<br />
Karriere – nie die auch in den<br />
1990ern noch weit verbreiteten klassischen<br />
Männer-Rituale in den Chefetagen<br />
in die Quere gekommen (z.B. recht<br />
rauer Umgangston, gemeinsames Umdie-Häuser-Ziehen<br />
mit Endst<strong>at</strong>ion<br />
Nachtbar u.ä.)? Wie haben Sie reagiert?<br />
Wenn eine Frau in eine Männerdomäne eindringt,<br />
und ich sage bewusst eindringt, dann<br />
ist das durchaus mit einer Extra-Portion<br />
Kraftaufwand verbunden. Dessen muss man<br />
sich im Vorhinein bewusst sein. Als ich in<br />
„Ohne langen Atem und den<br />
Willen, zu gewinnen, geht‘s<br />
nicht“: Ulrike Baumgartner-Gabitzer,Vorstandsmitglied<br />
im Verbund.<br />
Foto: Wikipedia<br />
„Jederzeit wieder“<br />
Top-Karrieren sind kräfteraubend und fordern den Managern oft das Letzte ab. Egal, ob sie männlich<br />
oder weiblich sind. Eine Frau, die das bestätigen kann, ist Ulrike Baumgartner-Gabitzer. Als Vorstands-<br />
mitglied des Verbunds gehört sie nicht nur zur Spitzenriege eines österreichischen Leitbetriebs, sondern<br />
sie ist hierzulande die einzige Frau, die im Vorstand eines börsenotierten Konzerns sitzt. Wie ist die Luft<br />
dort oben? Von Ute Dorau<br />
den 90er-Jahren in die E-Wirtschaft gekommen<br />
bin, musste ich mich erst einmal durchboxen.<br />
Die Messl<strong>at</strong>te wurde mir von meinen<br />
männlichen Kollegen sehr hoch gelegt. Aber<br />
mein Ehrgeiz war groß, und ich konnte durch<br />
Leistung und nicht aufgrund meines Geschlechts<br />
überzeugen. Eines muss ich aber<br />
festhalten: Ohne langen Atem und den Willen,<br />
zu gewinnen, geht's nicht.<br />
n Ein erfundener Fall: Eine Top-Position<br />
im Unternehmen ist frei. Zwei Kandid<strong>at</strong>en<br />
kommen infrage, ein Mann und<br />
eine Frau. Kämpfen sie unterschiedlich<br />
um diese Stelle? Wenn ja: Wer<br />
kämpft wie?<br />
Die Frage ist für mich eher, mit welcher Ausgangssitu<strong>at</strong>ion<br />
haben die Bewerberin und der<br />
Bewerber zu kämpfen. Wenn die Frau auf eigenen<br />
Beinen steht, einen Beruf erlernt h<strong>at</strong><br />
und hoch qualifiziert ist, so bleibt für sie<br />
noch immer die Frage der Familie, der sich<br />
im Allgemeinen leider eher die Frauen verpflichtet<br />
fühlen. Wir müssen daher die Gesellschaft<br />
dahingehend sensibilisieren, dass<br />
auch Männer die Familienbetreuung wahrnehmen<br />
wollen. Ganz entscheidend für die<br />
Waffengleichheit – um beim Bild des Kampfes<br />
zu bleiben – ist, dass Familien Möglichkeiten<br />
haben, ihre Kinder in der Zeit, in der