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1 Besser mit dem Wind<br />
D<br />
Die Ostsee<br />
im Winter<br />
Die Kindheit prägt, <strong>das</strong> wissen wir alle. Und viele von<br />
uns fühlen es auch, wenn es um <strong>das</strong> geht, was man<br />
mag oder nicht mag oder was man sogar hasst oder<br />
liebt. Beim Essen fällt die Prägung vielleicht am ehesten<br />
auf, denn es geht wohl vielen so, <strong>das</strong>s sie gerne<br />
beim Italiener oder Griechen essen, oder sogar ein<br />
französisches Nichts, gefolgt von einer Kleinigkeit<br />
mit klangvollem Namen genießen. Aber dann müssen<br />
es auch mal Kohlrouladen sein oder Frikadellen<br />
mit Kohlrabi. Oder Spinat mit Kartoffeln und Ei oder<br />
Bratkartoffeln mit Spiegelei. Eben die Gerichte, die<br />
man in seiner Kindheit geliebt hat, meist weit mehr<br />
als den Sonntagsbraten.<br />
So ähnlich geht es vielen beim Reisen auch. Als<br />
Kind waren wir immer in Dahme an der Ostsee, jeden<br />
Sommer, drei Wochen lang, es sei denn, <strong>das</strong> Geld war<br />
knapp. Das Hauptargument für die Ostsee war bei<br />
uns Kindern, <strong>das</strong>s wir da doch alles kannten. Was<br />
natürlich auch für die Eltern ein Argument war, denn<br />
so konnten sie uns laufen lassen, ohne <strong>das</strong>s sie ständig<br />
gefordert waren, sie hatten ja schließlich auch<br />
Urlaub. Als Teenager war <strong>das</strong> Argument, <strong>das</strong>s man<br />
dort alles kannte, gerade <strong>das</strong> wichtigste Gegenargument.<br />
Für mich als Kind war die Lübecker Bucht<br />
<strong>das</strong> Ende der Welt. Unendlich lang die Fahrt dorthin.<br />
Gegenüber konnte man bei bestimmtem Wetter zwar<br />
eine Küste erkennen. Doch die war laut Angaben der<br />
Erwachsenen zwar auch irgendwie Deutschland, aber<br />
da kam man nicht hin. Gut, nach Norden war man<br />
noch nicht ganz am Ende der Welt, doch <strong>das</strong> kam<br />
ganz schnell, wenn man erstmal über die Fehmarnsund-Brücke<br />
gefahren war und in Puttgarden landete.<br />
Danach konnte in meiner kindlichen Vorstellung<br />
nicht mehr viel kommen. Doch dann als Teenager<br />
wusste ich es natürlich besser und konnte ich es<br />
nicht abwarten, die große weite Welt mit eigenen<br />
Augen zu sehen. Als Schüler schon ging es mit dem<br />
Monats-Bahntickt Interrail nach Skandinavien, an<br />
die portugiesische Algarve und zu den griechischen<br />
Kykladen, später dann in alle möglichen Länder auch<br />
außerhalb Europas.<br />
Immer wieder heimkommen<br />
Doch wenn man dann ein Stück der großen,<br />
weiten Welt gesehen hat, dann weiß man schließlich<br />
auch die Heimat, selbst die Urlaubs-Wahlheimat,<br />
wieder zu schätzen. Und daher kann ich es gar<br />
nicht leiden, wenn ich es nicht mindestens einmal<br />
im Jahr an die Ostsee schaffe, besser öfter! Das muss<br />
nicht im Sommer sein, denn es gibt auch durchaus<br />
Gründe im Winter an die Küste zu fahren. Abgesehen<br />
von diesem Jahr eignet sich die Vorweihnachtszeit<br />
durchaus zu einer Ostsee-Reise, denn in vielen Orten<br />
werden Weihnachtsmärkte und alle möglichen<br />
abwechslungsreichen Veranstaltungen angeboten.<br />
Konzerte und Märchenaufführungen gehören unter<br />
normalen Umständen auch dazu.<br />
Gedrängel braucht trotzdem niemand zu fürchten.<br />
Auch preislich ist die Wintersaison interessant,<br />
da es Angebote gibt, die in der Hauptsaison ausgeschlossen<br />
sind. Aber schließlich wollen auch erstklassige<br />
Hotels nicht leer stehen und kommen den<br />
Gästen entsprechend entgegen. Nachfragen lohnt<br />
sich. Ein weiterer Pluspunkt ist mittlerweile, <strong>das</strong>s<br />
sich viele Hotels auf Wellness spezialisiert haben<br />
und ein tolles Verwöhnprogramm für einen günstigen<br />
Kurs anbieten.<br />
Ganz für lau ist natürlich der Spaziergang am<br />
Strand oder entlang der langen Promenaden. Ge-<br />
50 Das Stadtgespräch