Quality Engineering 02.2021
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» TECHNIK<br />
Bild: Werth<br />
timale Anspritzstelle, die Lage der Kühlkanäle, Aufmaße,<br />
Bombierungen und vieles mehr. Erst wenn sich<br />
die Spritzguss-Spezialisten sicher sind, dass die<br />
Werkzeugkonstruktion im Großen und Ganzen passt,<br />
fertigen sie die Stahlform. Dies geschieht bei TPK<br />
vorwiegend auf modernen Werkzeugmaschinen etwa<br />
durch 5-Achs-Fräsen und Erodieren.<br />
Die Maßhaltigkeit der komplexen formgebenden<br />
Werkzeuge wird in einfachen Fällen direkt auf der<br />
Werkzeugmaschine gemessen. Schwierige Messungen<br />
wie die der Position einer Kontur zu den Außenkanten<br />
sowie der Lage von Einstichen zu einer Tasche<br />
oder von gedrehten Kernen können die Werkzeugbauer<br />
mit dem Scopecheck FB und der Kombination<br />
aus optischer und taktiler Sensorik durchführen.<br />
Ist das Werkzeug fertig, wird es auf einer der 15<br />
Spritzgießmaschinen mit Schließkräften von bis zu<br />
2.200 kN bemustert und im Werkzeugbau weiter optimiert,<br />
bis das Spritzgießen und Entformen stabil<br />
ablaufen. Dann erstellt der TPK-Konstrukteur an einem<br />
gespritzten Musterteil auf den Scopecheck ein<br />
Messprogramm, das alle entscheidenden Kriterien<br />
erfasst. Anhand der Ergebnisse werden weitere Veränderungen<br />
an der Form beschlossen. Ternka: „In<br />
dieser Phase reden wir meist von Korrekturen im Bereich<br />
weniger Zehntel bis hundertstel Millimeter, die<br />
erforderlich sind, um sehr eng gesetzte Toleranzen<br />
einzuhalten. Ohne die Präzision unseres Multisensor-<br />
Geräts könnten wir solche Werte nicht oder nur sehr<br />
aufwendig erfassen.“<br />
Reverse <strong>Engineering</strong><br />
für den Formenbau<br />
Als Beispiel für eine solche hochpräzise Nacharbeit<br />
nennt er eine Fläche an einem medizinischen Bauteil,<br />
die eine Ebenheit im Bereich von kleiner 0,1 mm aufweisen<br />
muss. Wenn sich diese Toleranz nicht durch<br />
Hier das Messergebnis der Petrischale: Jedes Feld misst nur wenige zehntel Millimeter.<br />
Diese kleine Petrischale enthält am Boden Mikrokavitäten für<br />
Einzelzellanalysen, die mit dem Scopecheck optisch mikrometergenau<br />
erfasst werden können.<br />
die Einstellung von Temperierung oder anderen<br />
Spritzgießparametern prozesssicher erreichen lässt,<br />
geht TPK den Weg über eine minimale Werkzeugkorrektur.<br />
Zunächst misst der verantwortliche Mitarbeiter<br />
die betroffene Fläche mit dem chromatischen<br />
Sensor Werth CFP. „Mit diesem optischen Sensor sind<br />
wir in der Lage, auch Ebenheiten auf einem Linienzug<br />
zu erfassen, was vorher nur sehr schwer und mit großem<br />
Zeitaufwand möglich war“, so Ternka. „Wenn<br />
wir die Fläche mit dem Sensor überfahren, bekommen<br />
wir schnell eine hochgenaue Aussage zur Ebenheit<br />
unseres Artikels.“<br />
Lässt sich beispielsweise eine durch Materialschwund<br />
verursachte leichte Wölbung feststellen,<br />
kann der Konstrukteur die Messdaten ins CAD-System<br />
zurückführen und die gewölbte Fläche am entsprechenden<br />
Bereich des Formwerkzeugs spiegeln.<br />
Aus den korrigierten CAD-Daten erzeugt er ein CAM-<br />
Programm, mit dem diese Bombierung, wie eine solche<br />
wölbende Verformung genannt wird, ins Formwerkzeug<br />
gefräst wird. Nach dem erneuten Spritzgießen<br />
stellt sich beim Schwinden des Kunststoffs<br />
die gewünschte Ebenheit ein.<br />
Eine solche Form der Flächenrückführung wird als<br />
Reverse <strong>Engineering</strong> bezeichnet. „Durch die Kombination<br />
optischer und taktiler Messverfahren können<br />
wir mit unserem Scopecheck auch ganze Werkstücke<br />
Bild: Werth<br />
38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02|2021