Bahnsport aktuell Ausgabe 07/2021

BAHNSPORT-LEGENDEN
ANTONIN KASPERS GRÖSSTE ERFOLGE
• U21-Vize-Europameister 1981
• U21-Speedway-Europameister 1982
• Siebenfacher Landesmeister
(Tschechoslowakei/Tschechien)
• Goldhelm-Gewinner von Pardubice 1991
• Speedway-Best Pairs-WM, 3. Platz 1986
• Speedway-Team-WM 1982 (4.), 1983 (4.),
1987 (4. Platz)
• Speedway-Weltfinals: 1983 (14.),
1986 (14.), 1987 (12.), 1990 (15. Platz)
• Speedway-Grand Prix: 1998 (12.),
1999 (15.), 2000 (17.), 2001 (23.)
Zweikampf 1999 beim GP-Challenge in Lonigo: Antonin Kasper und Niklas Klingberg (Schweden)
ne nach 1983 aus der ersten Division zurückzogen.
1984 indes wechselte Kasper zu den
Eagles nach Eastbourne – hier kam er aber nur
in der Hälfte der Meetings zum Einsatz, woraufhin
auch dieser Club in die National League
(zweite Liga) abstieg. Tonys Zeit auf der Insel
war damit endgültig beendet. In seiner Heimat
war Kasper aber weiterhin erfolgreich, so gewann
er siebenmal die Tschechische (Tschechoslowakische)
Meisterschaft. Auf internationaler
Ebene qualifizierte er sich für drei weitere
Einzel-Weltfinals und wurde schließlich der ers-
te Tscheche, der sich für die Grand-Prix-Serie
qualifizierte, die er 1998 mit dem 12. Platz abschloss.
Antonin junior fuhr auch in der schwedischen
und der polnischen Liga. Da er aber nicht über
seinen 40. Geburtstag hinaus Rennen fahren
wollte, zog er sich 2002 zurück und wurde Motorentuner
sowie Trainer des Liga-Teams aus
Prag.
Schon zum Ende seiner Rennsportzeit hatte Tony
Schmerzen in der Magengegend verspürt.
Als er einen Arzt aufsuchte, wurde festgestellt,
dass es sich dabei um Symptome einer Krebskrankheit
handelte. Seinen Eltern erzählte Antonin
davon nichts, woraufhin sein Vater die
bittere Realität, über den desolaten Gesundheitszustand
seines Sohnes, nur durch Zufall
erfuhr. Bei einem Rennen fragten ihn mehrere
Fahrer: „Herr Kasper, wie geht es Tony? Hat er
die Operation gut überstanden?“ Antonin senior
war perplex und versuchte verzweifelt, seinem
Sohn zu helfen. Tony Kasper Junior war
43 Jahre alt, als er am 30. Juli 2006 den Kampf
gegen die Krankheit verlor.
Hat das „Benzin im Blut“ an den Junior weitervererbt:
Antonin Kasper senior im Outfit der „Bienen“ aus Coventry
… die Speedway-Anfänge seines Sohnes.
„Ich kaufte ihm ein kleines Mini-Bike aus Russland, das 50 Rubel
kostete. Ich schob ihn an, aber das Motorrad wollte nicht
fahren und dann merkte ich, dass er den Gasgriff in die entge-
12 BAHNSPORT AKTUELL Juli '21
2017 – im Alter von 85 Jahren verstarb Antonin Kasper senior. Noch 2013, beim Goldhelmrennen
in Pardubice, stand er den Journalisten Rede und Antwort.
Antonin Kasper sen. über ...
gengesetzte Richtung gedreht hatte! Als
ich ihm sagte, was er falsch machte,
drehte er voll auf und katapultierte sich
in Richtung Mauer. Also packte ich ihn im
letzten Moment, sonst wäre das sein erster
Crash gewesen.“
… Ole Olsen als „Unterstützer“.
Ich habe Tony später ein altes Speedway-Bike
gekauft. Beim Training in Prag
war dann auch einmal Ole Olsen mit seinem
Mechaniker vor Ort. Das muss 1975
gewesen sein, als Tony 13 Jahre alt war.
Ole zeigte auf ihn und sagte: „Dein Bub
wird einen anders geformten Lenker
brauchen.“ Er schickte seinen Mechaniker
weg, um ein paar Ersatzlenker zu holen.
Ich rechnete aus, was das kosten
könnte und wie viel Geld ich bei mir hatte,
denn Ole war nicht dafür bekannt,
großzügig zu sein. Aber er übergab die
Lenker an Tony und sagte: „Du wirst eines
Tages Weltmeister sein, das weiß
ich.“ Als ich Ole fragte, wie viel ich ihm
schulde, sagte er: „Ich habe sie ihm gegeben,
nicht dir.“
… Tonys EM-Titel von Pocking.
„Ich durfte damals nicht nach Deutschland
fahren, also habe ich den Rat meines
Freundes befolgt und bin als Offizier
zur Polizei gegangen, womit mir von da
an erlaubt war, mit Tony ins Ausland zu
reisen.“
… die beiden Goldhelme von Pardubice,
welche für immer im Familienbesitz sind
(Tony senior gewann 1961 / Tony junior
siegte 1991).
„Als mein Sohn gewann, war ich nicht
einmal dabei! Bei mir zu Hause waren
Bauarbeiten, da hat mir ein Nachbar gesagt,
dass Tony im Fernsehen ist, weil er
gewonnen hat. Also rief ich meiner Frau
zu: „Er hat gewonnen, er hat gewonnen!“
Meine Emotionen waren intensiver
als damals, als ich gewonnen habe.
Es war ein schönes Gefühl, weil ich wusste,
dass auch meine Arbeit dahintersteckte
– immer war es mein Traum, dass
er erfolgreich ist.“