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Das Artland-Magazin.
ERINNERUNGEN AN DIE SIEBZIGERJAHRE
„Wir machten unsere eigene Musik“
Von Gisbert Wegener
Der Himmel ist mein Zeuge. Schon in den Sechziger- und Siebzigerjahren
bildete das Artland den Boden für eine breite Musikkultur.
Diese spielte vor allem für das Zusammenleben der
„jungen Leute“ eine sehr wichtige soziale Rolle.
Damals waren ,digital‘ und ,virtuell‘ noch Worte, die nur Spezialisten
gebrauchten. Wir trafen uns zur Musik im echten Leben, feierten,
lernten neue, reizvolle Menschen kennen – oder den Partner bzw. die
Partnerin fürs Leben. Wenn irgendwo etwas los war, sprach sich das
schnell herum – ganz ohne Twitter, Facebook und Instagram. Auch
ohne diese Medien konnte man seine Freizeit angenehm gestalten und
gute Kontakte knüpfen. Sicher nicht immer, denn oft genug herrschte
Langeweile, aber zunehmend öfter.
Während die Mattocks aus Nortrup und andere sehr erfolgreich mit
Beat und Pop die Jugendtänze gestalteten und für Hochstimmung
sorgten, ging die Band Yard aus Quakenbrück ihren eigenen Weg: mit
überwiegend selbst komponierten, anspruchsvollen Songs. So boten
sie zu ihren Hoch-Zeiten einen musikalischen Gegenpol.
Damit griffen sie als eine der ersten Gruppen in der Region einen
Trend auf. Diesen hatten vorwiegend britische und US-amerikanische
Bands gesetzt: Weg von der einfachen Beat- und Popmusik hin zu
komplexen Songs, die von den Hörerinnen und Hörern konzentriertes
Zuhören forderten. Der Band Yard gelang es so, eine sehr eigenständige
Musik zu erschaffen. Genau das machte ihre Musik und die
raren Konzerte für viele ihrer aufgeschlossenen Fans so spannend.
Bis heute war diese Band fast vergessen.
Das möchte Ihr MQ+-Magazin mit diesem Beitrag ändern. Denn
Yard bildet einen wichtigen Teil unserer regionalen Musikgeschichte.
Vor einiger Zeit traf ich zwei
ehemalige Musiker von
Yard, den Quakenbrücker
Musikproduzenten Norbert
„Lind“ Lindhorst und
Schlagzeuger Heinz Schulte. Sie sind Jahrgang
1954 und gebürtige Quakenbrücker:
Heinz lebt heute in Oldenburg, Norbert
nach wie vor in Quakenbrück.
Auf meinen Wunsch hin erinnerten sich
beide im Gespräch an die aufregende und
experimentierfreudige Zeit im Artland, die
etwa fünf Jahre nach Woodstock begann.
Norbert „Lind“ Lindhorst war damals 19
Jahre alt und beschreibt die Gründungsphase
von Yard so: „1973 standen der
Schlagzeuger Manfred Drewing und Willi
Hauertmann, den ich damals als Gitarristen
bewunderte, bei mir vor der Tür und
fragten mich, ob ich bei ihnen Gitarre spielen
wollte. Ich wunderte mich sehr, da ich
mit der E-Gitarre keine Erfahrung hatte.
Willi wollte Bass spielen.
Kurze Zeit später trafen wir uns dann in
der Molkerei in Bersenbrück mit Matthias
Möller, der eine elektronische Orgel besaß.
Ich kaufte mir dann meine erste E-Gitarre,
eine Fender Telecaster, die ich günstig
erstehen konnte, denn mein Vater betrieb
damals in Quakenbrück ein Musikfachgeschäft.“
26 | mq Ausgabe Sommer 2021