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SONDERAUSSTELLUNG
„Als Corona anfing...“ Das war der Satz, mit dem die talentierte
Fotografin in den vergangenen 16 Monaten über 50
Gespräche begonnen hat. Denn als Corona anfing, hatte sie
schnell die Ahnung, dass diese Pandemie uns alle sehr lange
beschäftigen und auch gesellschaftlich verändern würde.
Das sonst so lebendige Münster, in dem Anne Knoke als
Fotografin lebt und arbeitet, war wie fast alle Städte weltweit
plötzlich ganz still. In den sozialen Medien hingegen
wurde es laut und es zeigte sich bald, wie unterschiedlich
die Menschen mit den Einschränkungen, die die Pandemie
uns auferlegte, umgingen. Dort offenbarte sich eine Art
Schwarz-Weiß-Denken und wenig Bereitschaft zum Anerkennen
anderer Meinungen, was der Künstlerin und Mutter
dreier Kinder persönlich am meisten Sorgen machte. Sie
hatte auch von Anfang an ihre ganz eigene Meinung zu
politischen Entscheidungen und dem, was sie persönlich
als bedrohlich erachtete. Anne Knoke interessierte deshalb,
was andere dachten, was sie beschäftigte und warum. So
fing sie an Freunde zu fragen, ob sie Lust hätten, vor ihrer
Kamera ihre Gedanken über die Pandemie zu teilen. Was in
ihrem Freundes- und Bekanntenkreis begann, fand schnell
auch darüber hinaus Interessenten und so wurde aus der
Idee, mit anderen über Corona zu kommunizieren und auch
bei unterschiedlichen Meinungen im Dialog zu bleiben, ein
Projekt, das in seiner Form wohl einzigartig ist. Denn „Faces
in Times of Corona. Geschichte(n) einer Pandemie.“ zeigt in
über 200 Bildern und 52 Interviews Menschen seit Beginn
der Pandemie und gibt ihnen allen eine Stimme. Quer durch
die sozialen Schichten, durch die unterschiedlichsten Berufsgruppen
und fast alle Generationen hinweg. So brachte
Anne Knoke das Projekt auch immer wieder in ihre Heimatstadt
Quakenbrück, wo sie erst Freunde wie den Fotografen
Detlef Bülow und den Musiker Bob Giddens und später
unter anderem auch Pastorin Christina Richter und Bürgermeister
Matthias Brüggemann vor ihre Kamera bekam und
mit ihnen über ihre Erfahrungen der letzten Monate sprach.
Wichtig war der Künstlerin dabei immer, die Emotionen,
die während der Gespräche entstanden, mit ihrer Kamera
einzufangen. Ungestellt zu zeigen, wie es den Menschen
in dieser besonderen Zeit mit all ihren Einschränkungen
geht. Sehr dankbar ist sie, dass sie zuletzt auch Interviews
mit Kindern führen konnte, denen die Gesellschaft – das
zeigen die Gespräche deutlich – in den letzten Monaten
viel zu viel abverlangt haben. So wurde „Faces in Times of
Corona“ ein Projekt, hinter dem die Idee steht, miteinander
im Austausch zu bleiben, andere Perspektiven kennenzulernen
und eigene Positionen zu hinterfragen. Alle Interviews
können unter www.faces-in-times-of-corona.de abgerufen
werden und stehen dabei in eindrucksvoller Verbindung
zu den Bildern, von denen eine kuratierte Auswahl vom
06. Juni bis 24. Oktober 2021 im Stadtmuseum Quakenbrück
in der Sonderausstellung „Faces in Times of Corona.
Geschichte(n) einer Pandemie.“ und im demnächst erscheinenden
Bildband zu sehen ist.
Fotos: Detlef Bülow
Faces in Times of Corona
Fotografin Anne Knoke
Ausgabe Sommer 2021 mq | 47