Filmakademie Baden-Württemberg Campus Magazin 21/22
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20 JAHRE MONTAGE/SCHNITT<br />
AN ALLE: Was macht für euch die Faszination der<br />
Montage aus?<br />
Jens: Menschen zum Lachen und zum Weinen und zum<br />
Nachdenken zu bringen.<br />
Unsere Arbeit ist für viele Menschen sichtbar, manchmal<br />
für Millionen. Es ist ein Geschenk, etwas herzustellen,<br />
was bleibt. Die Faszination besteht auch darin, etwas<br />
zu tun, von dem nur wenige wissen, was wir eigentlich<br />
machen und von dem nur wenige wissen, welche Macht<br />
wir haben. Selbst innerhalb der Filmbranche wissen es<br />
nur sehr wenige. Das ist faszinierend und erschreckend<br />
zugleich.<br />
Julia: Das Spannende am Montageprozess sind die unendlichen<br />
Kombinationsmöglichkeiten. Alle Puzzleteile<br />
sind miteinander kombinierbar, man muss nicht alle benutzen<br />
und auch mal welche verdreht einfügen. Es ergibt<br />
sich immer ein Bild, das aber jedes Mal unterschiedliche<br />
Stärken und Schwächen aufweist. Darüber hinaus<br />
ist es amüsant, dass es nicht per Definition erklärbar ist,<br />
was Montage eigentlich bedeutet.<br />
Boris Gromatzki<br />
Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und<br />
Ton hat er 2001 als einer der ersten Montage/Schnitt<br />
an der <strong>Filmakademie</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> studiert. Seit<br />
2005 montiert er Spielfilme und Serien. Unter anderem<br />
hat er an CHARITÉ, DEUTSCHLAND 83, MITTEN IN<br />
DEUTSCHLAND: NSU – DIE OPFER und DARK mitgewirkt.<br />
Boris: Die Faszination liegt für mich im Prozess der<br />
Filmmontage. Spannend sind dabei vor allem die Situationen,<br />
in denen eine Szene, oder womöglich der ganze<br />
Film, nicht so funktionieren wie geplant. Da gibt es<br />
diesen erlösenden Moment, nach monatelanger Auseinandersetzung<br />
mit dem Material und unzähligen Schnittfassungen,<br />
in dem Emotionen spürbar werden und mich<br />
die eigene Arbeit berührt, das hat schon was Magisches.<br />
JENS, Du bist seit den Anfängen des Studienschwerpunkts<br />
Montage/Schnitt als Dozent dabei. Gab es seitdem größere fachliche<br />
oder technologische Veränderungen und wie hast Du Dich<br />
darauf eingestellt?<br />
Jens: Ich bin seit den Gründungstagen an der Akademie<br />
tätig. Zuerst habe ich selber Studentenfilme geschnitten,<br />
später unterrichtet. Die größte Veränderung war natürlich<br />
die Umstellung auf das digitale Arbeiten. Wir haben<br />
den analogen Filmschnitt solange wie möglich im Unterricht<br />
behalten, da er als Lerninhalt sehr besonders war.<br />
Wenn man physisch einen Filmstreifen durch trennt, ist<br />
es etwas anderes, als wenn man immer wieder die UN-<br />
DO-Taste drücken kann. Die neuen Serienformate erfordern<br />
auch ein anderes Arbeiten, da man mit mehreren<br />
Editoren gleichzeitig arbeitet und man mit Showrunnern<br />
anstatt Regisseuren zusammenarbeitet. All dies versuchen<br />
wir den Studenten zu vermitteln.<br />
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