der motor – Ausgabe 5/21 – Kommunikation für die Branche

E-Fuels & Additive
kein Widerspruch
Frau Dr. rer. nat. Svetlana
Crusius ist bei dem bekannten
Additivhersteller ERC in der
Forschung und Entwicklung
tätig. Wir freuen uns, dass Sie
sich für unsere Fragen Zeit
genommen hat.
www.erc-online.de
Der Motor: Frau Dr. Crusius, der Klimaschutz muss und
soll vorangetrieben werden, welche Maßnahmen halten
Sie für notwendig?
Frau Dr. Crusius: Deutschland hat sein Klimaziel von minus
40 % bis zum Jahr 2020 verfehlt. Das liegt an mehreren
Sektoren: Energiewirtschaft, Landwirtschaft, Industrie,
Haushalte, vor allem aber am Verkehr. Letzterer trägt in
Deutschland mit etwa 19 % zur Gesamtemission von CO 2
bei. Anstatt zu sinken, war EU weit sogar das Gegenteil
der Fall. E-Mobilität stößt als Alternative schnell an Ihre
technischen Grenzen. Viele renommierte Institutionen und
Organisationen wie die Deutsche Energieagentur (dena)
oder Verbände wie UNITI halten eine Energiewende nur
mit flüssigen Energieträgern für möglich, welche eine
hohe Energiedichte aufweisen, aber dennoch keinen oder
nur wenig CO 2
emittieren.
Um es also vorwegzunehmen, die Future-Fuels haben einen
wichtigen Stellenwert in der Klimarettung.
Der Motor: Kraftstoffe der Zukunft sind in aller Munde.
Wann spricht man von den sogenannten E-Fuels und wie
setzen sich diese zusammen?
Frau Dr. Crusius: Wird (erneuerbarer) Strom als Energiequelle
für einen flüssigen Kraftstoff verwendet, spricht
man von PtL (Power to Liquid), bzw. E-Fuels. Hergestellt
werden sie aus Wasserstoff und CO 2
aus der Umgebungsluft,
welche wiederum erneuerbaren Strom benötigen um
abgetrennt zu werden.
Der Motor: Welche Quellen können zur Gewinnung angezapft
werden?
Frau Dr. Crusius: Wasserstoff wird mittels Elektrolyse
aus Wasser gewonnen. Als Quelle von CO 2
können dann
Biomasse (Algen, Abfälle, Restbiomasse wie etwa Stroh
u. a.), Begleitgase bei der Erdölexploration oder CO 2
direkt
aus der Luft eingesetzt werden.
Der Motor: Sind Additive überhaupt noch zeitgemäß und
werden diese in Zukunft überhaupt noch benötigt?
Frau Dr. Crusius: Ein klares „Ja“. E-Fuels haben viele
Vorteile, aber Sie sind nicht sofort nach der Synthese einsetzbar.
Kraftstoffzusätze werden benötigt oder sind sogar
vorgeschrieben.
Der Motor: Was genau leisten die Additive?
Frau Dr. Crusius: An jedes entwickelte Additiv werden
andere Ansprüche gestellt, dabei kommt es auf Faktoren
an, wie den Einsatzort, den Kraftstoff und andere Rahmenbedingungen.
Je nachdem sind die Anforderungen
vielfältig und erklärt unsere breite Produktpalette.
Eine Wirkung kann die Reinigung des Systems und der
Injektoren sein, wodurch die Leistung steigt und der Motor
ruhiger läuft. Sie können Korrosion und Verschleiß
vermindern, die Oxidations-, die thermische und die Lagerstabilität
erhöhen, die Kompatibilität mit anderen Kraftstoffen
verbessern, die elektrische Leitfähigkeit erhöhen,
die Schmierfähigkeit verbessern oder auch die Schaumbildung
vermindern. Mit speziellen Zusätzen kann so sichergestellt
werden, dass der Kraftstoff gebrauchsfähig
wird und konform der gesetzlichen DIN-Norm ist. Vor dem
Einsatz sollte man daher genau prüfen was das Additiv
leisten soll, um die richtige Auswahl zu treffen.
64 Ausgabe 5/2021