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16 KULTUR JOKER KUNST

Die Abwesenheit des Bildes

Martin Bruno Schmid zeigt im Kunstverein

Kirchzarten die Ausstellung „Blanko“

Der Raum als Herausforderung.

Der Kunstverein Kirchzarten

bespielt bereits seit 44

Jahren die alte evangelische

Kirche, ein Ort, der aufgelassen

wurde, als die Gemeinde einen

größeren Neubau am Dorfrand

erhielt. Dieser ehemalige Kirchenraum

stellt alle, die darin

ausstellen und sich darauf einlassen

vor die Frage, wie damit

umzugehen sei. Der aus Stuttgart

stammende Maler und

Konzeptkünstler Martin Bruno

Schmidt setzt sich schon lange

mit Räumen auseinander, auch

mit Kirchenräumen, jüngst in

Waldkirch, wo er einen kirchlichen

Gestaltungsauftrag ausführte.

Für seine Ausstellung

im Kunstverein Kirchzarten

geht der Künstler, der an der

Freiburger Pädagogischen

Hochschule eine Dozentur inne

hat, auf die besondere Raumsituation

der ehemaligen Kirche

ein und hat eine, wie er selbst

es formuliert, „dezente und exquisite

Lösung“ gesucht. Sofort

beim Eintritt in die Ausstellung

wird spürbar, diese Lösung hat

er gefunden.

Der Raum leuchtet, alle Arbeiten

an den Wänden sind in

Weiß-, Grau-, Silbertönen. In

der Apsis unter der Fensterblume

hängt zentral ein leerer

Rahmen, ausgebohrt aus einer

5 cm dicken, kompakten Aluminiumplatte.

Der Innenrand

ist glatt, der Außenrand verschnörkelt.

Die Schnörkel entstehen

durch Ausbohrungen

mit leistungsstarken, unterschiedlich

dicken Bohrern.

Man sieht die Arbeitsspuren

und stellt sich den Entstehungsprozess

mühsam, zeitintensiv

und mit viel Lärm verbunden

vor. Das Ergebnis ist ein silbern

glänzendes Wandobjekt

mit dem Titel „Ausbohrung“,

das aussieht wie ein leerer Rahmen,

dem das Bild abhandengekommen

ist. Was eingerahmt

wird, ist lediglich ein Stück

der Wand. Nichts ist an diesem

Wandstück besonders, es ist

einfach nur die Wand so wie

sie ist, mit allen Macken und

Unebenheiten, nicht mehr und

Sehnsuchtsorte

7.10. – 4.12.2021

nicht weniger. Durch

die Umrandung erfährt

der Wandausschnitt,

der genauso

gut auch ein anderer

sein könnte, seine

Besonderheit. Darin

könnte man eine

versteckte Botschaft

vermuten, gleichsam

als Aufforderung

verstehen, sich kein

Bildnis zu machen,

vielleicht auch, sich

nichts vorzumachen

oder auch genau hinzusehen,

was da ist.

Die Abwesenheit

des Bildes beschäftigt

den Künstler

schon seit seinen

Studienjahren beim

Kon z e pt k ü n stle r

Joseph Kosuth an der

Kunstakademie in

Stuttgart. In Kirchzarten

zeigt er eine

Arbeit, die seit 1996

bis heute als „work in

process“ immer weitergeführt

wird, sie

heißt „Facepeelings“.

Was wie abstrakte, hochformatige,

immer gleich gerahmte

Gemälde aussieht, sind tatsächlich

Zeitschriftenmagazine

mit abgeschliffenem Cover.

Die Hochglanzmagazine vom

Kiosk mit den perfekten Covergirls,

Schönheiten aus der

Retorte, nichts davon ist noch

zu erkennen. Durch Abschleifen

bis auf die unterste Schicht

wird das Bild ausgelöscht und

das Weiß des Papiers freigelegt.

Was durchscheint ist die

ROLF ESCHER

atelier4e.de/galerie

Martin Bruno Schmid bei der Vernissage

Foto: Christiane Grathwohl

Reklame auf der Innenseite. Es

ist eine künstlerische Korrektur,

ein Auslöschen der Scheinwelt

von Life-Style und Botox.

Freilegen und Durchdringen,

durchaus im übertragenen Sinn

gemeint, sind zwei Charakteristika

der Kunst von Martin

Bruno Schmid. Es wird gebohrt,

geschliffen und mit dem

Bleistift perforiert. Die tieferen

Schichten werden hervorgeholt

und Öffnungen herbeigeführt.

Eine Kunst, bei der kein Pinsel,

keine Farbe zum Einsatz

kommt. Selbst mit dem Bleistift

wird nicht gezeichnet,

sondern Löcher ins Papier gestochen.

Was sich ein wenig

martialisch und technisch anhört,

erzeugt genau das Gegenteil:

poetische, farbzarte Werke

entstehen, eine nachdenkliche

und hinterfragende Kunst, die

Sinne und Geist herausfordert.

Ästhetische Freude und Lust an

Schönheit kommen bei allem

Hintersinn nicht zu kurz.

Am 14. November um 18

Uhr hält der Künstler in der

Ausstellung unter dem Titel

„Fast Nichts?“ einen Vortrag

über seine realisierten und

un-realisierten Kunst-am-Bau-

Projekte. Das sollte man sich

nicht entgehen lassen.

„Blanko“, Kunstverein

Kirchzarten. Geöffnet:

Fr|Sa|So 17 bis 19 Uhr. Bis

14.11.2021

Christiane Grathwohl

MUSEEN & AUSSTELLUNGEN

REGIONAL, NATIONAL, INTERNATIONAL

FREIBURG

Archäologisches Museum Colombischlössle

- „freiburg.archäologie - Leben vor der

Stadt“-09.01.22

Atelier 4e Galerie

- „Rolf Escher: Sehnsuchtsorte“-04.12.

Augustinermuseum

- „Johann Baptist Kirner. Der Blick des

Zeichners“-30.01.22

- „Johann Baptist Kirner. Erzähltes

Leben“27.11.-27.03.21

Beschläge Koch

- „Anja Braun: Variations of Presence“

04.11.-31.12.

Carl-Schurz-Haus

- „X Bonnie Woods: Workers at

Ground Zero“ -06.11.

depot.K

- „Mitgliederausstellung des BBK“

-13.11.

Die Nr. 9

- „Jacques Thomann“-18.12.

Elisabeth Schneider-Stiftung

- „Appelt - Bernhard - Rennertz:

Fotografie und Skulptur“-26.02.22

Erich-Lexer-Klinik

- „Andrea Grimm“ -14.01.22

E-Werk

- „Vikenti Komitski, Patrick Goddarf:

Urban Ecologies“-07.11.

- „Regionale22: Anas Kahal: between

war and sea“27.11.-16.01.22

- „Regionale22: Material Worlds -

Storied Matters“ 27.11.-16.01.22

Faulerbad

- „Kunst auf der Liegewiese“-21.05.22

Galerie Albert Baumgarten

- „Walter Moroder: Dalonc“ -20.11.

Galerie im Alten Wiehrebahnhof

- „Freiburger Jugendfotopreis: Ausblicke“

-Ende Nov

Galerie Marek Kralewski

- „Norbert Neon: Besessenheit II“

09.11.-28.11.

Haus der Graphischen Sammlung

- „Johann Baptist Kirner: Der Blick des

Zeichners“-30.01.22

Jos-Fritz-Café

- „Isabell Steinert: Birth“ -18.12.

Katholische Akademie

- „Alexander Dettmar: Painting to

remember“-17.12.

Kulturaggregat

- „Freiburger StraßenSchule: Warmer

Schlafsack - Kalte Stadt Version 2.0“

-06.11.

Kunsthaus L6

- „Allerletzte Lockerung“ 27.11.-18.12.

- „Laura Sacher / Paul Ege Kunstpreis“-07.11.

Kunstverein Freiburg

„Regionale22: Looking at a blackbird“

27.11.-09.01.22

Morat Institut

- „Susi Juvan: Retrospektiv“ -08.01.22

Museum für Natur und Mensch

- „Tierisch giftig!“ -23.01.22

- „In Gesellschaft. Freiburger Frauen*

im Blick“ -05.12.

Museum Für Neue Kunst

- „Gesellschaft. Freiburger Frauen* im

Blick“-05.12.

Freundschaftsspiel. Horst und Gabriele

Siedle-Kunststiftung“ -06.03.22

PEAC Museum

- „Spurensuche“ -20.02.22

Stiftung für Konkrete Kunst Roland

Phleps

- „Mathias Hornung: Fragment und

Ganzheit. Datencluster in Holzreliefs“

-07.11.

Stiftung WaldHaus

- „StadtWaldMensch - 900 Jahre Wald

für Freiburg“ -31.03.22

T66 Kulturwerk

- „Mitgliederausstellung des BBK“

-13.11.

Volkshochschule Freiburg

- „Seit 100 Jahren ein eurer Seite /

100 Jahre Studierendenwerk Freiburg“

-19.11.

BASEL

Antikenmuseum

- „tierisch! Tiere und Mischwesen in

der Antike“-19.06.22

Fondation Beyeler

- „Close-Up“-02.01.22

- „Goya“ -23.01.22

Haus der elektronischen Künste

- „Radical Gaming: Immersion, Simulation,

Subversion“-14.11.

Historisches Museum Basel

- „Wildsau & Kopfsalat“ -31.12.

Kunsthalle Basel

- „Judith Kakon: Rückwand-Projekt“

-15.08.21

„Michaela Eichwald: Auf das Ganze

achten und gegen die Tatsachen

existieren“ -23.01.22

Kunsthaus Baselland

- „Slowly Arriving: Atelier Mondial zu

Gast“05.11.-21.11.

Kunstmuseum Basel

- „Continuously Contemporary“

-09.01.22

- „Camille Pissarro: Das Atelier der

Moderne“-23.01.22

. „Tacita Dean: Antigone“ -09.01.22

Museum Tinguely

- „Paddy Hatley: The Cost of Life. A

perspective on healthy“ -23.01.22

- „Auf den Spuren Tinguelys zwischen

Paris, Amsterdam und Basel“

-23.01.22

Spielzeugmuseum

- „Ho Ho Ho - Vom heiligen Nikolaus

zum Santa Claus“06.11.-13.02.22

ANDERE ORTE

Amsterdam (NL)

Foam Fotografiemuseum

- „Liz Johnson Artur: of life of love of

sex of movement of hope“-09.02.22

AUGSBURG

Galerie Noah

- „Karin Kneffel plus Meisterschüler“

-14.11.

- „Hermann Nitsch“ 18.11.-16.01.22

Baden-Baden

Kunstmuseum Gehrke Remund

- „Frida Kahlo: Leid und Leidenschaft“-Dauer

Museum Frieder Burda

- „James Turrell: Accretion Disc“

(ständig)

- „Katharina Sieverding: Die Sonne

um Mitternacht schauen“

-09.01.22

Staatliche Kunsthalle

„State and Nature“-21.11.

BAD-KROZINGEN

Kurhaus (Bistro)

- „Annabella Szabo: Genälde-Unikate“

-07.01.22

BARCELONA (E)

Fundació Joan Miró

- „The Point Of Sculpture“-06.03.22

Museu Picasso

- „Picasso And Artist‘s Jewellery“

-09.01.22

Museu d‘Art Contemporani

- „In Real Time. Rafael Tous Collection

of Conceptual Art“-06.06.22

BERLIN

Deutsches Historisches Museum

- „documenta. Politik und Kunst“

-09.01.22

- „Die Liste der „Gottbegnadeten“.

Künstler des Nationalsozialismus in

der Bundesrepublik“ -05.12.

Deutsch-Russisches-Museum

- „Dimensionen eines Verbrechens.

Sowjetische Kriegsgefangene im

Zweiten Weltkrieg“-16.01.22

Galerie Brockstedt

-“Isabel Quintanilla: Gemälde und

Zeichnungen“ -Ende 2021

Gropius Bau

- „Thea Djordjadze: all building as

making“-16.01.22

- „Emeka Ogboh“ -16.01.22

- „The Cool and the Cold. Malerei aus

den USA und der UdSSR 1960–1990“

-09.01.22

Schwules Museum

- „Mercury Rising - Inter*

Hermstory(ies) Now and Then“

-14.02.22

BERN (CH)

Alpines Museum der Schweiz

- „Let‘s Talk about Mountains: Eine

filmische Annäherung an Nordkorea“

-03.07.22

- „Auf Pirsch“ -02.01.22

Kunstmuseum Bern

- „August Gaul: Moderne Tiere“

-24.1.22

- „Der Weg zum Glück. Die Berner

- „Große Retrospektive zu Meret

Oppenheim“-13.03.22

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