flip-Joker_2021-11
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28 KULTUR JOKER Nachhaltig
Mit der Bibel gegen Atomwaffen
Eine Dokumentation schafft überraschende Einblicke in den christlichen
Antimilitarismus
Radikal christlich, christlich
anarchisch, links-christlich.
Alles Attribute, die gemeinhin
widersprüchlich klingen.
Doch tatsächlich trifft
all das auf die Aktionen
der Pflugschar-Bewegung
(„Plowshares-Movement“)
zu. Mit deutlichem Vorbild
im gewaltlosen Widerstand
von Bürgerrechtler*innen
wie Martin Luther King oder
Gandhi, aber auch dem radikalen
Widerstand kirchlicher
Akteur*innen gegen den
Krieg, etwa in Vietnam, entwickelte
sich die Bewegung in
den 1980er-Jahren. Nicht nur
in den USA, sondern auch in
Deutschland ist sie bis heute
aktiv. Maßgeblich richtet sie
sich gegen die drohende Vernichtung
des Planeten durch
Atomwaffen.
Die Filmemacherin Cristina
Yurena Zerr und der Autor Jakob
Frühmann haben zusam-
men eine Dokumentation über
diesen radikal christlichen
und gewaltfreien Kampf zusammengestellt:
„Brot und
Gesetze brechen. Christlicher
Antimilitarismus auf der Anklagebank“.
Auf Einladung
der Anti-Atom-Gruppe Freiburg
kamen die beiden am 18.
Oktober zur Vorstellung ihres
Buchs in den frisch eröffneten
EWS-Store in der Bismarckallee.
„Zwischen Mystik und Widerstand
gibt es einen Zusammenhang“,
das beweise
die Pflugschar-Bewegung, so
Jakob Frühmann. Überhaupt
ist die Verbindung nicht neu.
Gerade die Befreiungsbewegungen
in Lateinamerika haben
oft biblische Vorbilder.
Für die Pflugscharbewegung
ist es jene längst Redewendung
gewordene biblische
Formulierung der Schwerter,
die zu Pflugscharen werden.
Ein klares Bekenntnis zu einer
gewaltfreien Welt. Der Protest
hin zu dieser Welt fällt zwischen
den USA und Deutschland
unterschiedlich aus. Sind
die amerikanischen Gruppen
eher dezentral organisiert,
tritt der deutsche Ableger der
„Plowshares“ geschlossener
auf.
Was gewaltfrei und doch
radikal bedeutet zeigen zwei
Aktionen, im rheinlandpfälzischen
Büchel, wo US -
amerikanische Atomwaffen
stationiert sind, oder in Kings
Bay (USA), einer Basis für
U -Boote mit nuklearen
Sprengköpfen. In beide Gelände
brachen die Aktivist*innen
ein und protestierten symbolisch
gegen eine Politik, die
Waffen, Zäune, aber keine
Menschenleben schütze. Auch
wenn sich die Widerständigen,
wie die Dokumentation belegt,
im Anschluss vor Gericht rhetorisch
eindrucksvoll äußern,
waren die Konsequenzen
für viele harte Prozesse und
mehrjäh rige Haftstrafen.
Am Ende des Abends blieben
Respekt und Achtung, auch
von einer Person im Publikum,
die sich als Atheist bezeichnete.
Aber die Bibel enthalte
eben, das fügte sie hinzu, auch
viele gute Stellen. Sich darauf
zu berufen, mag ein wichtiger
erster Schritt sein.
Cristina Yurena Zerr, Jakob
Frühmann: „Brot und Gesetze
brechen. Christlicher Antimilitarismus
auf der Anklagebank“,
Mandelbaum 2021.
Fabian Lutz
Tierversuchsfreie Forschung
Gewinner*innen des Herbert-Stiller-Preises 2021
Auch in diesem Jahr vergibt
der bundesweite Verein Ärzte
gegen Tierversuche zwei Herbert-Stiller-Förderpreise
im
Wert von je 20.000 Euro für innovative,
menschenrelevante,
tierversuchsfreie Forschung.
Nun stehen die Preisträger fest:
Ein Preis geht an die MedUni
Wien und ein Preis wird an
das Unternehmen PharmaInformatic
in Emden verliehen.
Beide Projekte besitzen ein
sehr hohes wissenschaftliches
Potenzial und haben sowohl
eine Verbesserung der Humanmedizin,
als auch die Abschaffung
mehrerer leidvoller
Tierversuche zum Ziel.
Dr. Klara Janjic und ihr
Team von der Medizinischen
Universität Wien haben einen
der Preise gewonnen. Mittels
3D-Bioprinting werden
die Wissenschaftler*innen
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ein neuartiges personalisiertes
Modell der gesunden und
kranken menschlichen Mundschleimhaut
entwickeln. Das
Modell soll für die Testung von
verschiedenen Zahnimplantat-
Materialien sowie für die Untersuchung
möglicher Behandlungen
von Parodontitis und
anderen oralen Erkrankungen
eingesetzt werden. „Gerade
im Bereich der Zahn- und Kiefermedizin
sind nur wenige
menschenrelevante Modelle
vorhanden. Zudem werden für
diese Zwecke sehr grausame
Tierversuche, etwa mit Hunden
und Kaninchen, gemacht.
Deswegen freuen wir uns besonders,
dieses vielfältige Projekt
zu unterstützen“, so Dr.
Filipova, Wissenschaftlerin
bei ÄgT.
Der andere Herbert-Stiller-
Preis geht an Dr. Wolfgang
Boomgarden vom bioinformatischen
Unternehmen PharmaInformatic
in Emden. Dr.
Boomgaarden hat computergestützte
Expertensysteme
entwickelt, die mittels künstlicher
Intelligenz (KI) anhand
der chemischen Struktur von
Medikamentenkandidaten
vorhersagen können, wie hoch
ihre Bioverfügbarkeit, d.h. die
Konzentration im Blut, sein
wird. Der Herbert-Stiller-Preis
ermöglicht es Dr. Boomgaarden,
anhand vorhandener Daten
eine detaillierte Analyse
der Bioverfügbarkeit von über
100 Medikamenten bei Menschen
durchzuführen. „Dieses
Projekt wird erneut deutlich
machen, dass Daten aus Tierversuchen
sich nicht auf den
Menschen übertragen lassen.
Weiterhin sollen die Resultate
ein Anreiz für Pharmaunternehmen
sein, diese Expertensysteme
statt der üblichen
Tierversuche zu verwenden,
um die Wirksamkeit ihrer Medikamentenkandidaten
schneller
und genauer zu berechnen“,
sagt Dr. Filipova.
Noch immer fließen, wie
der Verein dokumentiert, in
Deutschland weniger als 1
Prozent der öffentlichen Fördergelder
in diese zukunftsrelevante
Forschung, während
99 Prozent für Tierversuche
verschwendet werden.
Weitere Infos: www.aerztegegen-tierversuche.de
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