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28 KULTUR JOKER Nachhaltig

Mit der Bibel gegen Atomwaffen

Eine Dokumentation schafft überraschende Einblicke in den christlichen

Antimilitarismus

Radikal christlich, christlich

anarchisch, links-christlich.

Alles Attribute, die gemeinhin

widersprüchlich klingen.

Doch tatsächlich trifft

all das auf die Aktionen

der Pflugschar-Bewegung

(„Plowshares-Movement“)

zu. Mit deutlichem Vorbild

im gewaltlosen Widerstand

von Bürgerrechtler*innen

wie Martin Luther King oder

Gandhi, aber auch dem radikalen

Widerstand kirchlicher

Akteur*innen gegen den

Krieg, etwa in Vietnam, entwickelte

sich die Bewegung in

den 1980er-Jahren. Nicht nur

in den USA, sondern auch in

Deutschland ist sie bis heute

aktiv. Maßgeblich richtet sie

sich gegen die drohende Vernichtung

des Planeten durch

Atomwaffen.

Die Filmemacherin Cristina

Yurena Zerr und der Autor Jakob

Frühmann haben zusam-

men eine Dokumentation über

diesen radikal christlichen

und gewaltfreien Kampf zusammengestellt:

„Brot und

Gesetze brechen. Christlicher

Antimilitarismus auf der Anklagebank“.

Auf Einladung

der Anti-Atom-Gruppe Freiburg

kamen die beiden am 18.

Oktober zur Vorstellung ihres

Buchs in den frisch eröffneten

EWS-Store in der Bismarckallee.

„Zwischen Mystik und Widerstand

gibt es einen Zusammenhang“,

das beweise

die Pflugschar-Bewegung, so

Jakob Frühmann. Überhaupt

ist die Verbindung nicht neu.

Gerade die Befreiungsbewegungen

in Lateinamerika haben

oft biblische Vorbilder.

Für die Pflugscharbewegung

ist es jene längst Redewendung

gewordene biblische

Formulierung der Schwerter,

die zu Pflugscharen werden.

Ein klares Bekenntnis zu einer

gewaltfreien Welt. Der Protest

hin zu dieser Welt fällt zwischen

den USA und Deutschland

unterschiedlich aus. Sind

die amerikanischen Gruppen

eher dezentral organisiert,

tritt der deutsche Ableger der

„Plowshares“ geschlossener

auf.

Was gewaltfrei und doch

radikal bedeutet zeigen zwei

Aktionen, im rheinlandpfälzischen

Büchel, wo US -

amerikanische Atomwaffen

stationiert sind, oder in Kings

Bay (USA), einer Basis für

U -Boote mit nuklearen

Sprengköpfen. In beide Gelände

brachen die Aktivist*innen

ein und protestierten symbolisch

gegen eine Politik, die

Waffen, Zäune, aber keine

Menschenleben schütze. Auch

wenn sich die Widerständigen,

wie die Dokumentation belegt,

im Anschluss vor Gericht rhetorisch

eindrucksvoll äußern,

waren die Konsequenzen

für viele harte Prozesse und

mehrjäh rige Haftstrafen.

Am Ende des Abends blieben

Respekt und Achtung, auch

von einer Person im Publikum,

die sich als Atheist bezeichnete.

Aber die Bibel enthalte

eben, das fügte sie hinzu, auch

viele gute Stellen. Sich darauf

zu berufen, mag ein wichtiger

erster Schritt sein.

Cristina Yurena Zerr, Jakob

Frühmann: „Brot und Gesetze

brechen. Christlicher Antimilitarismus

auf der Anklagebank“,

Mandelbaum 2021.

Fabian Lutz

Tierversuchsfreie Forschung

Gewinner*innen des Herbert-Stiller-Preises 2021

Auch in diesem Jahr vergibt

der bundesweite Verein Ärzte

gegen Tierversuche zwei Herbert-Stiller-Förderpreise

im

Wert von je 20.000 Euro für innovative,

menschenrelevante,

tierversuchsfreie Forschung.

Nun stehen die Preisträger fest:

Ein Preis geht an die MedUni

Wien und ein Preis wird an

das Unternehmen PharmaInformatic

in Emden verliehen.

Beide Projekte besitzen ein

sehr hohes wissenschaftliches

Potenzial und haben sowohl

eine Verbesserung der Humanmedizin,

als auch die Abschaffung

mehrerer leidvoller

Tierversuche zum Ziel.

Dr. Klara Janjic und ihr

Team von der Medizinischen

Universität Wien haben einen

der Preise gewonnen. Mittels

3D-Bioprinting werden

die Wissenschaftler*innen

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ein neuartiges personalisiertes

Modell der gesunden und

kranken menschlichen Mundschleimhaut

entwickeln. Das

Modell soll für die Testung von

verschiedenen Zahnimplantat-

Materialien sowie für die Untersuchung

möglicher Behandlungen

von Parodontitis und

anderen oralen Erkrankungen

eingesetzt werden. „Gerade

im Bereich der Zahn- und Kiefermedizin

sind nur wenige

menschenrelevante Modelle

vorhanden. Zudem werden für

diese Zwecke sehr grausame

Tierversuche, etwa mit Hunden

und Kaninchen, gemacht.

Deswegen freuen wir uns besonders,

dieses vielfältige Projekt

zu unterstützen“, so Dr.

Filipova, Wissenschaftlerin

bei ÄgT.

Der andere Herbert-Stiller-

Preis geht an Dr. Wolfgang

Boomgarden vom bioinformatischen

Unternehmen PharmaInformatic

in Emden. Dr.

Boomgaarden hat computergestützte

Expertensysteme

entwickelt, die mittels künstlicher

Intelligenz (KI) anhand

der chemischen Struktur von

Medikamentenkandidaten

vorhersagen können, wie hoch

ihre Bioverfügbarkeit, d.h. die

Konzentration im Blut, sein

wird. Der Herbert-Stiller-Preis

ermöglicht es Dr. Boomgaarden,

anhand vorhandener Daten

eine detaillierte Analyse

der Bioverfügbarkeit von über

100 Medikamenten bei Menschen

durchzuführen. „Dieses

Projekt wird erneut deutlich

machen, dass Daten aus Tierversuchen

sich nicht auf den

Menschen übertragen lassen.

Weiterhin sollen die Resultate

ein Anreiz für Pharmaunternehmen

sein, diese Expertensysteme

statt der üblichen

Tierversuche zu verwenden,

um die Wirksamkeit ihrer Medikamentenkandidaten

schneller

und genauer zu berechnen“,

sagt Dr. Filipova.

Noch immer fließen, wie

der Verein dokumentiert, in

Deutschland weniger als 1

Prozent der öffentlichen Fördergelder

in diese zukunftsrelevante

Forschung, während

99 Prozent für Tierversuche

verschwendet werden.

Weitere Infos: www.aerztegegen-tierversuche.de

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