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HANSA 12-2017

BBC Chartering | Jones Act | Glory Amsterdam | Hellespont | CMA CGM & LNG | Multimodalität | X Freight | Lübeck | Rostock | Hamburg | Neue Katamarane | MSC denkt neu

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Häfen | Ports<br />

»Koordiniertes Verkehrsmanagement fehlt«<br />

Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), spricht im<br />

<strong>HANSA</strong>-Interview über die Fahrrinnenanpassung der Elbe, die Herausforderungen durch<br />

größere Schiffe sowie über die Hinterlandanbindung<br />

Die heutigen Peaks sind eine große Herausforderung.<br />

Wie stellen sich die Unternehmen<br />

im Hafen auf diese Stoßzeiten<br />

ein?<br />

Gunther Bonz: Die Umschlagbetriebe<br />

haben für mehrere 100 Mio. € die Suprastruktur<br />

angepasst und größere Krane<br />

und Brücken beschaff. Pro Schiff fallen<br />

heute bis zu 10.000 Moves an. Das sind<br />

etwa dreimal so viele, wie bei den früheren<br />

Größeneinheiten. Daraus resultieren<br />

Flächenengpässe in Teilbereichen. Die<br />

Terminals haben sich darauf eingestellt<br />

und durch Umrüstung zusätzliche Flexibilität<br />

geschaffen.<br />

Gerade in den Peak-Zeiten werden viele<br />

Container per Bahn aus dem Hafengebiet<br />

befördert. Das hat jedoch Engpässe<br />

im allgemeinen Schienenverkehrsnetz<br />

zur Folge. Deshalb stößt auch die Verlagerung<br />

des Transports von der Straße auf<br />

die Schiene an physische Grenzen.<br />

Für den Lkw-Verkehr gibt es im Hamburger<br />

Hafen ein Truck Appointment<br />

System der Terminals. Der Trucker erfährt<br />

vorher, wann die Ware abgeholt<br />

werden kann. Bevor er auf das Gelände<br />

fährt, bekommt er per App die Daten des<br />

Containers übermittelt. Das beschleunigt<br />

die Abläufe.<br />

Ein Großteil der Waren wird weiterhin<br />

mit dem Lkw transportiert. An einigen<br />

Hauptverkehrsachsen wird gleichzeitig<br />

gebaut, was zusätzlich für Probleme und<br />

Staus sorgt. Ist Besserung in Sicht?<br />

Bonz: Die Straßenbaumaßnahmen laufen<br />

größtenteils unkoordiniert ab. Zudem<br />

gibt es eine zu kleinteilige Betrachtung<br />

bei Erneuerungsmaßnahmen, allein<br />

im Hamburger Stadtgebiet gibt es über<br />

300 Baustellen neben den großen Baumaßnahmen<br />

auf der Autobahn A7. Ferner<br />

sind die Kurvenradien für Schwerlastverkehre<br />

nicht geeignet, da sie schlicht zu<br />

eng sind. Folglich müssen Straßenschilder<br />

oder Leitplanken abmontiert werden.<br />

Die A7 Richtung Flensburg wird aktuell<br />

ausgebaut. Es ist das größte Autobahnausbauprojekt<br />

in Nordeuropa, das sich<br />

über mehrere Jahre erstreckt. Obwohl<br />

dieses Bauprojekt seit Jahren bekannt ist,<br />

werden auf der A1 Richtung Lübeck zeitgleich<br />

weitere Bauprojekte eingerichtet.<br />

Das ist nicht akzeptabel! Probleme gibt<br />

es auch mit Brücken, die für die heutigen<br />

Gewichte nicht mehr ausgelegt sind.<br />

Dann bietet sich doch gerade für schwere<br />

Güter der Transport mit Binnenschiffen<br />

an.<br />

Bonz: Das wird auch gemacht, jedoch<br />

verfügt nicht jeder Produktionsstandort<br />

über eine Anbindung an eine Binnenwasserstraße<br />

oder einen -hafen. Um<br />

dort hinzugelangen benötigt es also ohnehin<br />

Schwertransporte und jedes Umsetzen<br />

der Ladung ist mit Aufwand und<br />

Kosten verbunden. Wenn die Ware erst<br />

einmal auf einem Schwertransport geladen<br />

ist, ist es daher günstiger, direkt zum<br />

Seehafen weiterzufahren.<br />

Sehen Sie dennoch einen Trend, sperrige<br />

Waren mit dem Binnenschiff zu transportieren?<br />

Bonz: Solche Transporte haben durchaus<br />

zugenommen und deren Anzahl wird<br />

sich künftig weiter erhöhen. Um Kosten<br />

für die Beförderung zu sparen, verlagern<br />

solche Industrieunternehmen ihre Produktion<br />

mittlerweile aber auch verstärkt<br />

in die Küstenregion.<br />

Welche Potenziale sehen Sie für die Binnenschifffahrt,<br />

den Anteil am Modal<br />

Split zu erhöhen?<br />

Bonz: Die Binnenschifffahrt im Hamburger<br />

Hafen hat sich sehr gut entwickelt und<br />

wird auch weiter steigen. Gleiches gilt für<br />

die Trimodalität. Auch die Politik strebt einen<br />

höheren Anteil an, aber sie gefährdet<br />

dies durch Entscheidungen wie der EEG-<br />

Umlage für die Bahn, und die NRMM-<br />

Richtlinie für die Binnenschifffahrt. Beides<br />

hat enorme zusätzliche Kosten zur Folge,<br />

was eher ein zusätzliches Argument für<br />

Straßentransporte ist. Das ist ein Widerspruch!<br />

In Deutschland fehlt ein geschlossenes<br />

Verkehrskonzept, denn so wird die<br />

Trimodalität sicher nicht gefördert.<br />

Der Hafenentwicklungsplan strebt ja<br />

vermehrt Schienen- und Binnenschiffstransporte<br />

an.<br />

Bonz: Das ist richtig, jedoch können die<br />

Potenziale nur gehoben werden, wenn die<br />

Kosten nicht zu hoch werden. Die Hamburg<br />

Port Authority (HPA) will Nutzungsgebühren<br />

für Bahn- und Binnenschiff erhöhen<br />

und teilweise sogar neue Gebühren<br />

einführen. Für Unternehmen rechnet sich<br />

das dann nicht mehr. Das wird dazu führen,<br />

dass diese Transporte in andere Häfen<br />

Abstract: »We need a coordinated traffc management«<br />

Gunther Bonz, President of the federation of enterprises (UVHH), sees considerable<br />

deficits in regional and national transport policy in Germany. The road construction<br />

projects are mostly uncoordinated. In addition, a small section approach to often prevails<br />

when it comes to consider renewal measures. In addition, the EEG levy for rail<br />

transport and the NRMM directive for inland navigation would create significant costs<br />

for both sectors. This would rather favor road transport.<br />

Further information: redaktion@hansa-online.de<br />

Der Ausbau der Autobahn A7 sorgt<br />

in Hamburg immer wieder für Staus<br />

Foto: Hafen Hamburg<br />

56 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 154. Jahrgang – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>12</strong>

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