rik April/Mai 2022
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10 Gesellschaft<br />
LANDTAGSWAHL<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM / CUNAPLUS / M.FABA<br />
AGENDA FÜR QUEERE<br />
VIELFALT IN NRW<br />
Am 15. <strong>Mai</strong> wird in Nordrhein-<br />
Westfalen ein neues Parlament<br />
gewählt. Was es im Bereich der Queerpolitik<br />
konkret zu verbessern gibt,<br />
haben die queeren Landesverbände LAG<br />
Lesben in NRW, Aidshilfe NRW, Netzwerk<br />
Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW und<br />
Queeres Netzwerk NRW zusammengefasst.<br />
Elf Kernforderungen im Überblick:<br />
Mit der Ampel-Koalition hat auf Bundesebene<br />
ein queerpolitischer Zeitenwechsel<br />
eingesetzt. Das Transsexuellengesetz<br />
(TSG) dürfte noch 2023 fallen, Verantwortungsgemeinschaften<br />
sollen als weiteres<br />
Modell für Lebensgemeinschaften künftig<br />
möglich sein und mit Sven Lehmann hat<br />
die Bundesrepublik Deutschland nun<br />
ihren ersten Queer-Beauftragten in der<br />
Bundesregierung.<br />
Queerpolitische Themen spielen aber<br />
auch auf Landesebene eine große Rolle.<br />
Die derzeitige Landesregierung hat sich<br />
mit dem Aktionsplan „Impulse 2020 – für<br />
queeres Leben in NRW“ ein ambitioniertes<br />
Programm vorgenommen, das sie<br />
weiterführen will. Das wird von den queeren<br />
Landesverbänden im Grundsatz begrüßt,<br />
dennoch haben LAG Lesben in NRW,<br />
Aidshilfe NRW, Netzwerk Geschlechtliche<br />
Vielfalt Trans* NRW und das Queere Netzwerk<br />
NRW mehrere Bereiche identifiziert,<br />
die im Aktionsplan nicht ausreichend<br />
berücksichtigt werden. Daraus ergeben<br />
sich elf queerpolitische Forderungen an die<br />
derzeitige bzw. an künftige Landesregierungen,<br />
die wir euch vorstellen wollen.<br />
1.<br />
QUEERE MINDESTSTRUKTUREN<br />
(GRUNDVERSORGUNG) FÜR NRW<br />
Die Landesverbände erhalten ihre<br />
öffentliche Zuwendungen für landesweite<br />
Fachstellen fast ausschließlich als jährliche<br />
Projektförderungen. Das soll sich ändern:<br />
Um kontinuierliche, gesicherte und zuverlässige<br />
Angebote für LGBTIQ*s und Regelstrukturen<br />
zur Verfügung stellen, braucht es<br />
ein institutionalisiertes Förderungsmodell.<br />
Nicht institutionalisierbare Zuwendungen<br />
müssen zudem auf mehrjährige Projektzeiträume<br />
umgestellt werden, denn nur so ist<br />
eine langfristige Planbarkeit für Zielgruppen,<br />
Träger und Personal gewährleistet.<br />
2.<br />
EINRICHTUNG EINER ANTIDISKRI-<br />
MINIERUNGSSTELLE DES LANDES<br />
NRW<br />
Diskriminierung schadet: nicht nur den<br />
adressierten Menschen, sondern auch der<br />
Kooperations-, Partizipations- und Integrationsfähigkeit<br />
von Menschen und Gruppen.<br />
Eine effektive Antidiskriminierungsarbeit<br />
zählt daher zu den wichtigsten Maßnahmen<br />
demokratischer Politik. Einige<br />
Bundesländer haben zusätzlich zur Antidiskriminierungsstelle<br />
des Bundes bereits eine<br />
Antidiskriminierungsstelle auf Landesebene<br />
eingerichtet. Auch in Nordrhein-Westfalen<br />
bedarf es einer Antidiskriminierungsstelle<br />
als zentrale Beschwerde-, Beratungs- und<br />
Koordinationsstelle, die intersektional<br />
aufgestellt und mit ausreichend Personal für<br />
alle Diversity-Dimensionen ausgestattet ist.<br />
3.<br />
KLARE KANTE FÜR LGBTIQ* IM<br />
BUNDESRAT<br />
Viele LGBTIQ*-Themen betreffen<br />
bundes- oder europaweite Gesetze und<br />
Regelungen. Die Landesregierung soll sich<br />
hier klar positionieren, bei Diskussionen und<br />
Stellungnahmen konsequent für queere<br />
Selbstbestimmung und Menschenrechte<br />
einstehen und entsprechend abstimmen.<br />
Das meint konkret<br />
■ einen Ersatz für das Transsexuellengesetz<br />
im Sinne eines<br />
Selbstbestimmungsgesetzes,<br />
■ die Aufhebung der Diskriminierungen<br />
im Abstammungs- sowie im<br />
Adoptionsgesetz,<br />
■ die Aufnahme von sexueller Orientierung<br />
in Artikel 3 Absatz 3 und die Öffnung für<br />
alle Geschlechter in Artikel 3 Absatz 2<br />
des Grundgesetzes.<br />
4.<br />
UMSETZUNG DES AKTIONS-<br />
PLANS IN ALLEN MINISTERIEN:<br />
FÜR EINE ECHTE QUERSCHNITTS-<br />
VERANKERUNG<br />
Aktuell werden die Maßnahmen des<br />
Aktionsplans in den Ministerien mit unterschiedlichem<br />
Engagement umgesetzt.<br />
Doch Akzeptanz und diskriminierungsfreie<br />
Teilhabe von LGBTIQ*s sind echte<br />
Querschnittsaufgaben. Sie sind im Beruf<br />
genauso relevant wie in der Freizeit, im<br />
Gesundheitssystem, in der Stadt oder im