Fairnessbericht 2021
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fair-finance – <strong>Fairnessbericht</strong> <strong>2021</strong><br />
Ein Gewinn für Sie und die Welt<br />
Die zentralen, strategischen SDGs ergeben sich aus der<br />
fair-finance Vision, im Sinne einer „Theory of Change“ einen<br />
Beitrag zur Erhaltung und Verbesserung der Lebenschancen<br />
bestehender und vor allem zukünftiger Generationen zu<br />
leisten in Verbindung mit den Ergebnissen aus der Wesentlichkeitsanalyse<br />
der Stakeholder Umfrage.<br />
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum<br />
In Österreich lag das durchschnittliche Wachstum in den<br />
letzten 10 Jahren nur bei 0,8 %. Durch die Pandemie musste<br />
2020 ein Einbruch in stark negatives Terrain verkraftet<br />
werden und auch die aktuelle geopolitische Situation wirft<br />
ihre Schatten voraus. So hat die Bank Austria die Schätzung<br />
bereits um fast 50 % auf nur mehr 3,6 % reduziert. Gleichzeitig<br />
ist aber der Ressourcenverbrauch stark angestiegen<br />
und liegt über dem Europäischen Durchschnitt. Somit sollte<br />
Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Entkopplung des<br />
Verbrauchs vorangetrieben werden.<br />
Bezahlbare & saubere Energie und Klimaschutz<br />
In Österreich beträgt der Anteil der erneuerbaren Energie<br />
am Bruttoenergieverbrauch 36,5 %, der Großteil des<br />
Energiebedarfs wird nach wie vor durch nicht erneuerbare<br />
Energieträger gedeckt. In der Stromversorgung liegt der<br />
Anteil aktuell bei 76,8 %. In naher Zukunft gilt es daher die<br />
Energieeffizienz und den Anteil der erneuerbaren Energie<br />
deutlich schneller zu steigern. Dies ist stark mit dem Schutz<br />
unseres Klimas verknüpft. Emissionen durch Verbrennung<br />
aber auch die Zerstörung von natürlichen Ökosystemen und<br />
Bodenversiegelung tragen zu spürbaren<br />
Veränderungen bei. Die zunehmende<br />
Trockenheit und Dauer von regenarmen<br />
Zeiträumen stellen<br />
Nachhaltige Städte und Gemeinden<br />
In Österreich sind die Zuständigkeiten auf Stadt- bzw.<br />
Gemeindeebene zusätzlich noch vom jeweiligen Bundesland<br />
abhängig. Dies verstärkt die Ungleichheiten und verzögert<br />
wichtige nachhaltige Lösungen. Die Bodenversiegelung<br />
nimmt teilweise besorgniserregende Ausmaße an, der<br />
Ausbau nachhaltiger Mobilitätslösungen scheitert an<br />
Konflikten zwischen den Bundesländern und Gemeinden,<br />
die städtischen Hitzeinseln werden deutlich mehr. Green<br />
Buildings und Begrünung wären das Gebot der Stunde –<br />
hinzu kommen die Herausforderungen für ein Zusammenleben<br />
unterschiedlicher Kulturen und der sich verändernden<br />
demografischen Entwicklung. Der Handlungsbedarf für eine<br />
nachhaltige Transformation der urbanen Lebensräume ist hoch.<br />
die Verfügbarkeit von medizinischem bzw. Pflege-Personal<br />
und die sich verschlechternden Umweltbedingungen.<br />
Weltweit gesehen sind die Themen Armut und Hunger<br />
besorgniserregend. Trotz Verbesserung in den letzten<br />
20 Jahren, leben zu viele Menschen in Hunger und Armut.<br />
Kurzfristig verschlechtert sich die Situation sogar. Der<br />
Welthunger-Index <strong>2021</strong> zeigt eine deutliche Verschlechterung<br />
auf, die auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie,<br />
verschlechterten Umweltbedingungen und schwereren<br />
Konflikten basiert. Ehemalige Verbesserungen sind verlangsamt<br />
oder wurden sogar umgekehrt. Weltweit leben über<br />
700 Millionen Menschen in extremer Armut und müssen mit<br />
weniger als 1,90,- US-Dollar pro Tag auskommen. Der überwiegende<br />
Teil dieser Menschen lebt in Afrika, Südasien und<br />
Südamerika. Von der Zielerreichung des SDG 1 und SDG 3<br />
sind die meisten Länder weit entfernt.<br />
Weltweit betrachtet sind die<br />
Unterschiede dagegen sehr<br />
stark: In den führenden<br />
Industrienationen ist die<br />
Situation ähnlich wie in<br />
Österreich, in anderen<br />
Ländern, vor allem in<br />
Afrika und Südamerika<br />
sind die Probleme<br />
zahlreich. In diesen<br />
Ländern ist einerseits<br />
die Arbeitslosigkeit hoch<br />
(z.B. Südafrika 29,2 %)<br />
und es arbeiten mehr als<br />
60 % der Menschen in prekären<br />
Beschäftigungsverhältnissen<br />
ohne arbeits- und<br />
sozialrechtlichen Schutz. Knapp<br />
740 Millionen Frauen arbeiten<br />
weltweit mit nicht ausreichendem<br />
Einkommen; sie verfügen weder<br />
über eine Alters- noch eine<br />
Krankenversicherung und können<br />
auch nicht in Mutterschutz<br />
gehen. Urlaub und Ruhezeiten<br />
gibt es selten oder gar<br />
nicht. Auch Zwangsarbeit,<br />
Menschenhandel und<br />
Sklaverei kommen weltweit<br />
immer noch vor.<br />
die Natur vor schwerwiegende Herausforderungen.<br />
Sowohl Kosten als auch<br />
Schäden werden weiterhin zunehmen.<br />
Man schätzt, dass die Schäden sich in den<br />
nächsten Jahren verdrei- bis versechsfachen<br />
werden.<br />
Weltweit konnten in den letzten Jahren<br />
gute Fortschritte bei der Erzeugung von<br />
Energie aus Wasserkraft, Wind und Sonneneinstrahlung<br />
erzielt werden. Auch der<br />
Anteil an eingesetzter Energie pro BIP<br />
Einheit nimmt in den meisten Staaten ab.<br />
Trotzdem haben derzeit immer noch knapp<br />
3 Milliarden Menschen weltweit keinen<br />
Zugang zu sauberen Brennstoffen bzw. Energietechnologien.<br />
1 Milliarde Menschen lebt sogar<br />
ohne einen Zugang zu Strom. In Bezug auf den<br />
Klimaschutz ist neben der Energieerzeugung die<br />
Reduktion der weltweiten Luftemissionen eine der<br />
wichtigsten Aufgaben der Zukunft. Dies betrifft nicht<br />
nur die Herstellung von Gütern, sondern auch die<br />
Verarbeitung von Müll.<br />
Weltweit werden voraussichtlich bis 2050 bereits mehr als<br />
60 % der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Herausforderungen<br />
liegen in den Industrieländern dabei ähnlich wie in<br />
Österreich. In ärmeren Ländern, speziell im globalen Süden,<br />
ist vor allem das hohe Wachstum der Städte durch Slumbildung<br />
und Umweltzerstörung vordringlichstes Handlungsfeld.<br />
In den Entwicklungsländern kommt der fehlende<br />
Zugang zu sauberem Trinkwasser, zu angemessenen Sanitäranlagen<br />
und zu einem dauerhaft sicheren Wohnraum dazu.<br />
Keine Armut und Gesundheit & Wohlergehen<br />
Österreich gilt als eines der reichsten Länder der Welt,<br />
dennoch sind etwa 14 % der Bevölkerung armutsgefährdet.<br />
Besonders betroffen sind Langzeitarbeitslose, Menschen<br />
mit Migrationshintergrund, Kinder und Frauen im höheren<br />
Alter. Stark steigende Wohnkosten und auch Maßnahmen<br />
zur Bekämpfung der Coronakrise verschärfen die Situation<br />
zusätzlich. Sowohl die staatliche Gesundheitsvorsorge als<br />
auch die private ärztliche Versorgung sind noch in ausreichender<br />
Menge und hoher Qualität verfügbar. Aufgrund<br />
stark steigender Kosten und fehlender Investitionen wird<br />
die Aufrechterhaltung der Versorgung auf diesem hohen<br />
Niveau aber zunehmend zur Herausforderung. Dies betrifft<br />
nicht nur die Pandemie, sondern auch die grundlegende<br />
Gestaltung des Gesundheitswesens, eine bessere Vorsorge,<br />
Leben an Land<br />
Die aktuelle Situation in Österreich unterscheidet sich zu<br />
weiten Teilen nicht von den Herausforderungen weltweit:<br />
Gefährdung von Arten und Lebensräumen, Flächenversiegelung,<br />
Belastung und Auszehrung der Böden durch<br />
intensive Landwirtschaft, starke Zunahme von Trockenheit<br />
und Schädlingsbefall, Rückgang der Grundwasserspiegel.<br />
In allen Bereichen zeigen sich stark negative Trends, genaue<br />
Zahlen fehlen allerdings immer noch. Besonders problematisch<br />
sind die Flächenversiegelung und der damit einhergehende<br />
Verlust natürlichen Bodens.<br />
Zusätzlich zu den Problemen in Europa kommen in anderen<br />
Ländern noch die Ausbeutung von Bodenschätzen, insbesondere<br />
die Gewinnung von Öl und seltenen Erden, die<br />
Gefährdung durch Industrie- und Wohlstandsmüll, Wüstenbildung<br />
und Versteppung, Belastungen durch Biozide und<br />
Chemikalienfreisetzungen und die starke Abholzung der<br />
natürlichen Waldökosysteme hinzu. Besonders letztere stellt<br />
in Kombination mit Armut und Wohlergehen durch deren<br />
komplexe Verknüpfung die gesamte Welt vor die wohl<br />
schwierigste Aufgabe der nächsten Jahrzehnte.<br />
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