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BS 11-2017

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Wasserstraßen | Häfen<br />

Rhein bei Basel wird vertieft<br />

Der Fluss bekommt eine tiefere Fahrrinne. Die entsprechende Baubewilligung für das<br />

Projekt liegt nun vor. Dadurch soll sich die Befahrbarkeit bei Niedrigwasser verbessern<br />

Bereits im Jahr 2016 hatten die Schweizerischen<br />

Rheinhäfen (SRH) das<br />

Projekt bekannt gemacht. Aufgrund<br />

verschiedenster Abklärungen und Gespräche<br />

kam es jedoch zu Verzögerungen<br />

im Ablauf. Im kommenden Jahr sollen<br />

die Arbeiten nun beginnen können.<br />

Das Projekt sei das größte seiner Art, das<br />

im Basler Rhein je vonstatten gegangen<br />

sei, heißt es.<br />

Die zeitaufwändige Vorabinformation<br />

habe sich insofern ausgezahlt, dass<br />

nur ein einziger Einspruch gegen das geplante<br />

Vorhaben eingegangen sei, der mit<br />

der Bewilligung habe abgewiesen werden<br />

können. Häfen und Kanton hoffen nun,<br />

dass die Arbeiten innerhalb eines Jahres<br />

abgeschlossen werden können.<br />

Bei der Fahrtsrinne handelt es sich um<br />

ein virtuelles Sicherheitskonstrukt nach<br />

Bundesvorgaben über dem unebenen Relief<br />

des Flussgrundes. Erhebungen wolle<br />

man konkret bis zu 30 cm sorgfältig abfräsen,<br />

damit Frachter auch bei niedrigem<br />

Pegel voll beladen fahren könnten.<br />

Künftig sollen so durchgehend 3,50 m<br />

statt der bisherigen 3,20 m Abladetiefe<br />

erreicht werden.<br />

Heute führt der Rhein den Angaben zufolge<br />

im Schnitt während zweier Monate<br />

im Jahr so wenig Wasser, dass Frachter<br />

nicht voll beladen die Baselbieter Häfen in<br />

Birsfelden und Muttenz erreichen können.<br />

Schiffe zu leichtern, erfordere zusätzliche<br />

Kosten und einen erhöhten Zeitaufwand,<br />

was zu einem Wettbewerbsnachteil führen<br />

würde, heißt es weiter. Durch die tiefere<br />

Rinne soll die Phase, in der der Rhein<br />

zu wenig Wasser führt als für voll beladene<br />

Schiffe erforderlich, auf zwei Wochen<br />

verkürzt werden.<br />

Für 4,2 Mio. Franken, umgerechnet<br />

mehr als 3,6 Mio. €, soll zwischen<br />

dem Kraftwerk Birsfelden und der Basler<br />

Dreirosenbrücke Material abgetragen<br />

werden. Unterhalb bestimmt der Stau des<br />

Kraftwerks Kembs (F) den Rheinpegel.<br />

An der einzigen Schweizer Fracht-Wasserstraße<br />

darf nur mit Einverständnis der<br />

Nachbarn gearbeitet werden.<br />

Es gilt, rund 20.000 m3 Material zu bewegen.<br />

Die Arbeiten sollen während des<br />

laufenden Schiffsbetriebs erfolgen, inmitten<br />

der Strömung – soweit es der Wasserstand<br />

zulässt.<br />

Besonders anspruchsvoll sei es bei der<br />

historischen Mittleren Brücke, wie Projektleiter<br />

Frank Schmidt vom baselstädtischen<br />

Tiefbauamt erläutert. Dort werde<br />

ein spezieller Bagger mit längeren beweglichen<br />

Armen benötigt, der unter den engen<br />

Bogen die Arbeitsstellen sicher erreichen<br />

solle.<br />

Rücksicht auf Fischlaichzeiten<br />

Die Baubewilligung wurde im September<br />

dieses Jahres unter diversen Auflagen<br />

erteilt. Dazu zählt das Zeitfenster<br />

außerhalb der Laichzeiten der wichtigsten<br />

Rheinfischarten, von August bis November,<br />

denn abdriftendes feines Material<br />

könne den im Kies abgelegten Laich<br />

ersticken, heißt es. Sei kein Forellenlaich<br />

vorhanden, dürfe bis Februar gearbeitet<br />

werden. Die Schifffahrt soll von den Arbeiten<br />

nur wenig beeinträchtigt werden.<br />

Michael Lyons, Schiffahrts-Verantwortlicher<br />

der SRH, rechnet unter Umständen<br />

jedoch mit zeitweisem Einbahnbetrieb.<br />

Den Angaben zufolge verbleibt das Aushubmaterial<br />

im Rhein, denn es soll aus der<br />

Schifffahrtsrinne in Uferzonen verschoben<br />

werden. Wegen vieler Neozoen – darunter<br />

Muscheln, Krebse und Fischarten<br />

– dürfe es nicht woanders hin verbracht<br />

werden. Auch wegen des durch die Staus<br />

beeinträchtigten Geschiebehaushalts im<br />

Rhein gäbe es wenig Spielraum.<br />

Sorgfältig platziert, soll der Rinnen-<br />

Aushub neue Kiesbänke formen und<br />

den Unterwasser-Lebensraum aufwerten.<br />

Dazu sei ein separates Projekt noch<br />

in Arbeit, das bis zum Rinnen-Baubeginn<br />

fertig sein müsse. Angedacht seien<br />

auch Buhnen im Fluss. Die stadtbildprägenden<br />

Fischergalgen und Fähren<br />

dürften indes nicht beeinträchtigt werden.<br />

Weil das Aushubmaterial im Rhein<br />

bleibt, soll die Vertiefung der Fahrrinne<br />

den Wasserstand nicht verändern, wie<br />

Schmidt verspricht. Frühe Projektskizzen<br />

hatten noch eine Pegelabsenkung<br />

beim Kraftwerk Birsfelden von bis zu<br />

10 cm erwarten lassen. Mit dem bewilligten<br />

Projekt gebe es «definitiv keinen<br />

Einfluss auf den Wasserspiegel», betont<br />

der Projektleiter.<br />

TWG<br />

Die Häfen Birsfelden (li.) und Muttenz (re.) sind bei Niedrigwasser von voll beladenen Schiffen teilweise nicht zu erreichen<br />

Fotos: Marc Eggimann<br />

Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>11</strong> 55

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