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»feine adressen – finest« – Edition Stuttgart I/2022

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finest culture | 17 a<br />

Stereometrische Gliederpuppen // Schlemmers »Homo«<br />

Schlemmer, im Jahr 1888 in <strong>Stuttgart</strong> geboren, wurde 1920<br />

als Leiter der Werkstatt für Wandbildmalerei an das Bauhaus<br />

in Weimar berufen. Bis 1929 übernahm er dort umfassende<br />

Lehrtätigkeiten, während er sich gleichzeitig einer<br />

Weiterentwicklung der künstlerischen Betrachtung des<br />

Menschen und seiner Umwelt widmete. »Ich will Menschen-<br />

Typen schaffen und keine Portraits und ich will das Wesen<br />

des Raumes und keine Interieurs«. Das 1922 uraufgeführte<br />

»Triadische Ballett« ist bezeichnend für das technische<br />

Menschenbild des Künstlers. Der Mensch wird bei Schlemmer<br />

überindividuell, sachlich und überzeitlich - Mensch und gleichzeitig<br />

mehr als bloß Mensch. Während der regen Tätigkeit in<br />

seinen Bauhaus-Jahren entstand ein Kunststil, der Mensch und<br />

Raum miteinander verschmelzen ließ und die Grenzen zwischen<br />

modernem Menschen und modernem Bau gänzlich<br />

aufhob. Dieser revolutionäre Ansatz und eine Neufassung des<br />

»Triadischen Balletts« (1925) ließen Oskar Schlemmer über die<br />

Grenzen Deutschlands hinweg berühmt werden.<br />

Bauhausmeister // »Kulturbolschewist«<br />

Die Jahre 1925 und 1932 begrenzen den Höhepunkt<br />

Schlemmers künstlerischer Tätigkeit. Nach seinem<br />

Abschied vom Bauhaus (1929) und einem Wechsel an die<br />

Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau<br />

wurde er von den aufstrebenden Nationalsozialisten als<br />

»Kulturbolschewist« verschrien und mehrere seiner Werke<br />

als »entartete Kunst« tituliert. Nicht mehr in der Lage, sich<br />

mit freier Tätigkeit zu finanzieren, musste der ehemalige<br />

Welt-Star der Bauhaus-Schule Auftragsarbeiten annehmen,<br />

die sein eigenes Wirken fast gänzlich zum Erliegen brachten.<br />

Desillusioniert und ausgelaugt verstarb der Künstler<br />

1943 in einem Sanatorium in Baden-Baden.<br />

© Fotos: Staatsgalerie <strong>Stuttgart</strong><br />

Ulla von Brandenburg<br />

Die Gewinnerin des Finkenwerder Kunstpreises 2013 untersucht die<br />

»Facetten des Bühnenhaften« in ihren Werken. Sie fokussiert sich hierbei<br />

auf das Vergängliche, auf den Kontrast zwischen Realität und Illusion,<br />

sowie die Grundfragen der menschlichen Existenz.<br />

»Mich interessiert schon alles Vergängliche besonders. Meine Wandbilder<br />

sind zum Beispiel nur für die Dauer der Ausstellung gedacht. Danach<br />

werden sie übermalt.«<br />

Ulla von Brandenburg<br />

© Foto: Jan Northoff<br />

A recipient of the Finkenwerder-Kunstpreis 2013, Ulla von Brandenburg researches<br />

the aspects of the theatrical, focussing on the transience of things as well as the contrasts<br />

between reality and illusion. Owning up to her infatuation with transience, most of her<br />

works are created for a specific exhibition, after which they are painted over and forgotten.<br />

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