0831 - Das Kemptener Stadtmagazin (März/April 2023)
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„TANZ DER WUT“
WAS SEXUELLE GEWALT MIT
DER SEELE MACHT
Von Jasmin Kaiser
Das getanzte Theaterstück „Tanz der Wut“ von Andréa Bescond
und Eric Métayer befasst sich mit einem der abscheulichsten
Themen unserer Gesellschaft: sexueller Gewalt von
Minderjährigen durch Verwandte oder Freunde der Familie.
Eine schmerzbehaftete Thematik, deren Darstellung in Form
eines Theaterstücks eine komplexe Herausforderung ist. Mit
der Choreographie und Inszenierung von Christina Comtesse
und Silvia Armbruster sowie der schauspielerischen Umsetzung
durch Corinne Steudler wird die Bandbreite an Emotionen eines
Traumas greifbar. Die Triggerwarnung in der Beschreibung
des Stückes spricht für die Intensität der Umsetzung. Auf der
Bühne im Kemptener Stadttheater ist Corinne Steudler schon
länger zu Hause. Durch welchen Umweg sie zur Schauspielerei
gekommen ist, was sie mit ihrer Arbeit ausdrücken möchte und
was sie gerne einmal ihrer Rolle Odette sagen möchte, verrät sie
uns im Interview.
Wie würdest du das Stück „Tanz der Wut“ beschreiben?
Das Stück schildert die Abgründe und Folgen jahrelanger sexueller
Gewalt an einem Mädchen. Es ist intensiv, direkt, körperlich,
bösartig, emotional, energetisch sowie humorvoll.
Was bewegt dich dazu, eine emotional sehr belastende Rolle
wie die der Odette in „Tanz der Wut“ anzunehmen? Kannst
du diesen Schmerz nach Verlassen der Bühne ablegen oder
belastet dich die Schwere dieser Rolle auch im privaten
Leben?
Die Herausforderung! Ich kann die Rolle ablegen und nehme sie
nicht nach Hause mit – zum Glück!
Nutzt du bei schwierigen Charakteren wie dem der Odette
die Methoden des Method Acting? Wenn ja, erkläre bitte
unseren Leser:innen, wie das genau funktioniert.
Ich halte Method Acting für keine sinnvolle Schauspielmethode,
da man beim gezielten Aufrufen von durchlebten Emotionen
SCHAUSPIELERIN
CORINNE STEUDLER ÜBER
IHRE ROLLE IM THEATERSTÜCK
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Birgitta Weizenegger
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Das Kemptener Stadtmagazin Ausgabe März/April 2023