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DER KONSTRUKTEUR 06/2023

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WERKSTOFF- UND VERBINDUNGSTECHNIK<br />

RECYCELTE<br />

CARBONFASERN FÜR<br />

DEN LEICHTBAU<br />

Die Bundesanstalt für<br />

Materialforschung und -prüfung (BAM)<br />

entwickelt neue Qualitäts- und<br />

Sicherheitsstandards für recycelte<br />

Carbonfasern. Ziel ist es,<br />

dem weltweit steigenden Bedarf<br />

an Leichtbauanwendungen<br />

begegnen zu können.<br />

PRODUKTE UND ANWENDUNGEN<br />

Bei der Transformation zur Klimaneutralität kommt carbonfaserverstärkten<br />

Kunststoffen (CFK) als Leichtbau-Werkstoff<br />

eine wichtige Rolle zu. Von der Luft- und Raumfahrt,<br />

dem Automobilbau, der Windenergie bis zum Freizeitbereich<br />

helfen CFK, Masse, Material und damit gleichzeitig<br />

Ressourcen, Energie und CO 2<br />

einzusparen. Auch für robuste und<br />

leichte Tanks für die Speicherung und den Transport von grünem<br />

Wasserstoff wird der Werkstoff benötigt.<br />

BISLANG KEIN GESCHLOSSENES<br />

KREISLAUFSYSTEM<br />

Dr. Ralf Berhorst, Referat Kommunikation, Marketing, Bundesanstalt<br />

für Materialforschung und -prüfung (BAM), Berlin<br />

Schon jetzt liegt der jährliche Verbrauch des Hochleistungswerkstoffs<br />

weltweit bei rund 130.000 t. Angesichts des wachsenden<br />

Bedarfs ist es umso gravierender, dass für CFK noch keine geschlossenen<br />

Kreislaufsysteme existieren. Zwar ist es technisch<br />

längst möglich, gebrauchte Carbonfasern wieder aus der Kunststoffmatrix<br />

zu lösen, in die sie eingebettet sind und anschließend<br />

zu einem qualitativ hochwertigen Material zu verarbeiten. Doch<br />

die Nachfrage nach recycelten Carbonfasern ist bislang sehr<br />

gering. Der Marktanteil liegt bei unter fünf Prozent.<br />

„In der Industrie halten sich Bedenken gegenüber der Leistungsfähigkeit<br />

von Bauteilen auf Basis recycelter Carbonfasern“,<br />

erklärt Florian Loose, Experte für das Leichtbaumaterial an der<br />

BAM. „Viele Unternehmen, die CFK einsetzen, verwenden lieber<br />

neue Fasern, weil bislang wenig darüber bekannt ist, welchen<br />

Einfluss das Recycling der Carbonfasern auf die Performance des<br />

fertigen Bauteils hat. Hinzu kommt, dass keine Standards zur<br />

Qualitätssicherung recycelter Carbonfasern existieren, die die<br />

Vorbehalte ausräumen könnten. So wird das Material aktuell entweder<br />

einem wenig nachhaltigen Downcycling unterzogen und<br />

zum Beispiel zu Parkbänken verarbeitet oder einfach entsorgt.“<br />

QUALITÄTS- UND SICHERHEITS-<br />

STANDARDS ENTWICKELN<br />

Florian Loose und sein Kollege Volker Trappe wollen das ändern.<br />

In einem neuen Projekt untersucht ein BAM-Team dazu den Recyclingprozess<br />

genauer. Im direkten Austausch mit der Industrie<br />

werden dazu zunächst die Kenngrößen und Materialeigenschaften,<br />

auf die es in der Praxis vor allem ankommt, erhoben. Diese<br />

Parameter beobachten die Forscher dann über den gesamten Lebenszyklus<br />

eines CFK-Prüfkörpers: von dessen Fertigung und<br />

Einsatz über die Rückgewinnung der Fasern mittels Pyrolyse bis<br />

zu deren erneuter Verwendung in einem exakt baugleichen<br />

Werkstück. „Bei diesem direkten Performance-Vergleich von Alt<br />

und Neu ermitteln wir die Bruch- und Schwingfestigkeit“, so Florian<br />

Loose. „Sie sind für den Einsatz des recycelten Materials besonders<br />

relevant, weil sie über seine Belastbarkeit entscheiden.<br />

Bislang wurden sie kaum systematisch untersucht.“<br />

Genauer betrachten wollen die Forscher auch den Prozess des<br />

Recyclings selbst, um zu verstehen, welche Auswirkungen er auf<br />

die Bauteileigenschaften hat. Schließlich wird das Team Standards<br />

zur Qualitätssicherung recycelter Carbonfasern und deren<br />

Einsatz entwickeln, um die Akzeptanz des Materials am Markt zu<br />

steigern und eine geschlossene Kreislaufwirtschaft von CFK zu<br />

ermöglichen – bei einem verlässlich hohen Sicherheitsniveau.<br />

Bild: BAM<br />

www.bam.de<br />

DIE AKZEPTANZ FÜR<br />

RECYCELTE CFK AM MARKT<br />

SOLL GESTEIGERT WERDEN<br />

30 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2023</strong>/<strong>06</strong> www.derkonstrukteur.de

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