DER KONSTRUKTEUR 06/2023
DER KONSTRUKTEUR 06/2023
DER KONSTRUKTEUR 06/2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
STANDPUNKT<br />
DROHT EUROPA EINE<br />
KI-BLOCKADE?<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Aktuell stimmen die Ausschüsse Industrie und Justiz im EU-<br />
Parlament über das europäische KI-Gesetz (Künstliche Intelligenz)<br />
ab. Welche Auswirkungen dies auf Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Innovationskraft und Umsetzbarkeit haben kann, sollte<br />
nicht unterschätzt werden. Ein Kommentar von Prof. Claus<br />
Oetter, Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung.<br />
Es ist gut, dass sich das EU-Parlament auch intensiv mit den<br />
Chancen und nicht nur mit den Risiken von Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) beschäftigt. Viele der nun zur Abstimmung stehenden<br />
DAS KI-GESETZ DARF NICHT IN<br />
EINE KI-BLOCKADE MÜNDEN<br />
Vorschläge gehen in die richtige Richtung, aber die Debatte ist<br />
immer noch stark von der Betonung der Risiken und von<br />
kleinteiligen regulatorischen Ansätzen geprägt. Noch sind<br />
die Vorschläge viel zu kompliziert, um einen innovationsfreundlichen<br />
Rahmen für die Entwicklung und den Einsatz<br />
von Künstlicher Intelligenz in Europa bilden zu können.<br />
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />
werden eher verunsichert als motiviert.<br />
Dies gilt auch für den Einsatz von Künstlicher<br />
Intelligenz in der Industrie: Unternehmen<br />
brauchen unbedingt Rechtsicherheit und<br />
klare, einfach anzuwendende Regeln. Vor<br />
allem im Maschinen- und Anlagenbau<br />
mit Tausenden kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen sowie<br />
den zahlreichen kundenspezifischen<br />
Anwendungen sind komplizierte<br />
Regelwerke und langwierige<br />
Zertifizierungsverfahren Gift<br />
für die Innovation und die<br />
Wettbewerbsfähigkeit. Dabei<br />
sind die Risiken von KI in der<br />
industriellen Anwendung<br />
begrenzt: Schließlich sind<br />
Maschinen bereits seit langem<br />
schon Gegenstand von<br />
umfangreichen Sicherheitsvorschriften,<br />
die auch beim<br />
Einsatz von Künstlicher<br />
Intelligenz gelten.<br />
Wir fordern daher die EU-<br />
Politik auf, die KI-Verordnung<br />
hinsichtlich der Auswirkungen<br />
auf Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft<br />
und Umsetzbarkeit<br />
auf den Prüfstand zu stellen.<br />
Wichtig wird es sein, ausreichende<br />
Übergangsfristen vorzusehen,<br />
damit die notwendigen Normen<br />
rechtzeitig fertig werden und die Unternehmen sich vorbereiten<br />
können. Ansonsten droht Europa eine KI-Blockade.“<br />
Der VDMA vertritt 3.600 deutsche und europäische Unternehmen<br />
des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Unternehmen beschäftigen<br />
insgesamt rund 3 Millionen Menschen in der EU-27,<br />
davon mehr als 1,2 Millionen allein in Deutschland. Damit ist<br />
der Maschinen- und Anlagenbau unter den Investitionsgüterindustrien<br />
der größte Arbeitgeber, sowohl in der EU-27 als auch<br />
in Deutschland. Er steht in der Europäischen Union für ein<br />
Umsatzvolumen von geschätzt 770 Milliarden Euro. Rund<br />
80 Prozent der in der EU verkauften Maschinen und Anlagen<br />
stammen aus einer Fertigungsstätte im Binnenmarkt.<br />
Bild: VDMA<br />
www.vdma.org<br />
PROF. CLAUS OETTER,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER VDMA SOFTWARE UND DIGITALISIERUNG<br />
UND LEITER ABTEILUNG INFORMATIK<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>2023</strong>/<strong>06</strong>