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Seit 150 Jahren sind wir da, wo das Leben passiert. - DSW 12

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Unser Club als solcher hatte nun aufgehört zu existieren. Auf dem Kieshüwel<br />

konnte nur noch Rudersport betrieben werden, aber dennoch bewahrten sich die<br />

Mitglieder ein gewisses Maß an Eigenständigkeit. Bruno Wisnewski, langjähriger<br />

Abteilungsleiter in der Nachkriegszeit, hat die Geschehnisse in den <strong>Jahren</strong><br />

1936 bis 1945 noch selbst erlebt. Er schreibt in seinem Beitrag „Unser Altrhein“:<br />

„Es gelang seinerzeit durch geschicktes Verhandeln, die Ruderabteilung zwar<br />

in die TSG überzuführen, sie jedoch in ihrer vollen Selbstständigkeit zu belassen.<br />

Wir waren nun ein Teil eines anderen Vereins, jedoch am Altrhein änderte sich<br />

nichts. Vielleicht war gerade in jener Zeit <strong>da</strong>s Zusammengehörigkeitsgefühl stärker<br />

denn je. Wir fühlten uns praktisch als selbstständiger Club und handelten <strong>da</strong>nach.<br />

Wir bauten unser Clubhaus völlig um aus eigenen Mitteln. Der Rennsport<br />

wurde wesentlich aktiviert und führte zu schönen Erfolgen. Wir kamen zu neuen<br />

Booten und unsere gesamten Anlagen waren ein Schmuckstück am Altrhein.<br />

Der Hannibal in Darmstadt war nach wie vor die Stätte des „Ausgleichssports“,<br />

und <strong>wir</strong> blieben trotz aller sanften und unsanften Ermahnungen von oben, uns<br />

der neuen Zeit anzupassen, eben doch der „Club.“<br />

Abteilungsleiter in jener Zeit war Otto Petry. Seinem Taktieren und seinem<br />

Verhandlungsgeschick war hauptsächlich die Sonderstellung zu ver<strong>da</strong>nken, die<br />

anderen Vereinen nicht zuteil wurde.<br />

Unter dem neuen Namen lief der Sport am Kieshüwel<br />

weiter. Es gelang immer wieder, von der GfL Unterstützung<br />

zu bekommen. So konnte 1938 ein Renngigachter<br />

erstanden werden. Er ist <strong>da</strong>s einzige Vorkriegsboot, <strong>da</strong>s<br />

heute noch existiert und auch noch gefahren <strong>wir</strong>d. Schöne<br />

sportliche Erfolge wurden erzielt und große Wanderfahrten<br />

unternommen. Die Ruderabteilung mit Carl Herber,<br />

Bruno Wisnewski, Otto Petry, Adolf Schäfer und Gustav<br />

Krauth war der erste deutsche Verein, der vor dem<br />

2. Weltkrieg die oberitalienischen Seen in ganzer Länge in<br />

einem geliehenen Rennvierer befuhr. Auf Wanderfahrten<br />

nach Bu<strong>da</strong>pest, auf dem Neuchateler See, in Trier auf der<br />

Mosel, in Heilbronn am Neckar und in Berlin vertraten<br />

die Mannschaften nicht die GfL, sondern ihren Club.<br />

Noch größere Fahrten waren in Planung: Rhone,<br />

Donau und finnische Seen. Aber mit dem Ausbruch des<br />

2. Weltkrieges war mit einem Schlag alles vorbei. Es kam<br />

der totale Krieg. Viele Clubmitglieder verloren an der<br />

Front oder bei Bombenangriffen ihr <strong>Leben</strong>. Im Spätsommer<br />

1943 traf eine verirrte Brandbombe „unser Häuschen“. Es brannte bis auf<br />

die Grundmauern nieder. Die Bootshallen blieben glücklicherweise verschont.<br />

Noch während des Krieges wurden innerhalb der Abteilung 3.000 Reichsmark<br />

für den Wiederaufbau gesammelt. Diese Summe hätte für die Wiederherstellung<br />

nicht gereicht. Sie zeugt aber <strong>da</strong>von, welche Bedeutung Altrhein und Clubhaus<br />

für die Mitglieder hatten, die sich mit dieser Stätte ein Stück Heimat, Ruhe,<br />

sportliche Kameradschaft und unbeschwerte Geselligkeit erhalten <strong>wo</strong>llten.<br />

Die in der Region Darmstadt Verbliebenen waren während des Krieges an den<br />

Wochenenden unentwegt zum Kieshüwel gefahren. Viele Fronturlauber verbrachten<br />

einen Teil ihrer Ferien am Altrhein, ja sogar Hochzeitsreisen von <strong>da</strong>-<br />

57<br />

Bootshaus vor<br />

dem 2. Weltkrieg

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