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EVP-Fraktion - EPP Group

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196<br />

V<br />

Europäische Strategie für Energie<br />

und Energieeffizienz 2011-2020<br />

Die Aufgaben, die im Zusammenhang mit der Energieversorgung zu lösen sind, werden<br />

in der Strategie Europa 2020 als einer der Kernbereiche für die nächste Zeit benannt.<br />

Das Wohlergehen von Bevölkerung, Industrie und Wirtschaft ist in hohem Maße abhängig<br />

von verlässlicher, erschwinglicher und umweltfreundlicher Energieversorgung. Das für Energie<br />

zuständige Kommissionsmitglied Oettinger stellte im Mai 2010 das vorläufige Dokument zum<br />

Thema „Auf dem Weg zu einer neuen Energiestrategie für Europa 2011-2020“ vor. Das Dokument<br />

diente als Grundlage einer umfassenden öffentlichen Konsultation, und Günter Oettinger ersuchte<br />

das Europäische Parlament, sich als wichtiger Akteur an der Konsultation zu beteiligen.<br />

Zwei Berichte unter Federführung der <strong>EVP</strong><br />

Das Europäische Parlament behandelte die künftigen Herausforderungen im Energiebereich in<br />

zwei Initiativberichten des ITRE-Ausschusses. Beide Berichte wurden unter der erfolgreichen<br />

Leitung von <strong>EVP</strong>-Berichterstattern erstellt und tragen die Handschrift der <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong>. Der<br />

Bericht des polnischen Mitglieds Prof. Lena Kolarska-Bobińska über die neue Energiestrategie<br />

für Europa 2011-2020 stellt die wichtigsten Energieziele des Vertrags von Lissabon, zum Beispiel<br />

das Funktionieren und die Vollendung des Energiebinnenmarkts, die Entwicklung neuer und<br />

erneuerbare Energieträger nutzender Technologien, die Entwicklung moderner EU-weiter Netze<br />

und außerdem eine einheitliche Stimme Europas in der Energieaußenpolitik und transparente<br />

Vereinbarungen mit Drittländern in den Mittelpunkt. Ein zweiter Initiativbericht liefert Beiträge<br />

zu der von der Kommission für Anfang 2011 angekündigten Überarbeitung des Aktionsplans<br />

für Energieeffizienz. Dieser Bericht wurde unter der Leitung des zur <strong>EVP</strong> gehörenden MdEP und<br />

ehemaligen dänischen Wirtschaftsministers Bendt Bendtsen erstellt.<br />

Eine wahrhaft europäische Energiepolitik<br />

Bei der Errichtung des Energiebinnenmarkts ist die umfassende und korrekte Umsetzung der<br />

EU-Rechtsvorschriften von grundlegender Bedeutung. Die <strong>EVP</strong> hat großes Augenmerk auf die<br />

Stärkung der Regulierungsbehörden für den Energiemarkt sowohl auf Ebene der EU als auch<br />

der Mitgliedstaaten gelegt und sich für eine wichtige Rolle der Kommission bei der Umsetzung<br />

ausgesprochen. Ein wesentliches Merkmal des energiepolitischen Ansatzes der <strong>EVP</strong> war es<br />

dabei stets, der Stärkung der Transparenz, dem Funktionieren der Großhandelsmärkte und der<br />

Sicherstellung der vollständigen Umsetzung des dritten Energiepakets Vorrang vor der Einführung<br />

neuer Rechtsvorschriften einzuräumen.<br />

Lena Kolarska-Bobińska stellt fest, dass es eine Menge Diskussionen über institutionelle<br />

Veränderungen infolge des Vertrags von Lissabon, über den Europäischen Auswärtigen Dienst<br />

und über die Haushaltsverfahren gegeben habe. Doch würden im Vertrag von Lissabon auch<br />

die Energiepolitik und die Energiesolidarität in der Europäischen Union angesprochen. In ihrem<br />

Bericht fordert sie deshalb eine stärkere Europäisierung der Energiepolitik, ohne dass dafür<br />

Änderungen am Vertrag von Lissabon erforderlich seien. In dem Bericht wird bekräftigt, dass bei<br />

allen gegenwärtigen und künftigen Vereinbarungen in den Bereichen Infrastruktur und Handel<br />

der Besitzstand der EU im Energiebereich und die Transparenz gewahrt werden müssten. Frau<br />

Kolarska-Bobińska sprach sich dafür aus, dass Russland und andere Energielieferanten gemäß<br />

unseren Normen und Regeln handeln sollten.<br />

Ferner wird in ihrem Bericht bekräftigt, dass die Hohe Vertreterin der Europäischen Union für<br />

Außen- und Sicherheitspolitik die Energiepolitik der Union intensiv unterstützen sollte, damit<br />

die Energieversorgungssicherheit verbessert wird. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments<br />

sprechen sich dafür aus, dass diese Energiepolitik insbesondere darauf abzielen sollte, mit der<br />

Verwirklichung des südlichen Gaskorridors der EU, insbesondere des Pipelineprojekts Nabucco,<br />

fortzufahren, mit dem die Sicherheit der Gasversorgung der Europäischen Union erheblich<br />

verbessert wird. Allerdings wird in dem Bericht auch die Förderung der Initiativen Desertec und<br />

Transgreen im Rahmen des Solarprogramms für den Mittelmeerraum befürwortet. Ferner wird in<br />

dem Bericht darauf hingewiesen, dass es Aufgabe der Mitgliedstaaten ist, über ihren speziellen<br />

Energiemix zu entscheiden, mit dem die CO 2 -Emissionen und die Abhängigkeit von Brennstoffen<br />

mit schwankenden Preisen verringert werden sollen, und betont, dass die Kommission und die<br />

Mitgliedstaaten dafür sorgen sollten, dass bei neuen und alten Atomkraftwerken innerhalb und<br />

außerhalb der Union die höchsten internationalen Sicherheitsnormen angewandt werden.<br />

Infrastrukturfinanzierung und Forschung im Energiebereich<br />

von grundlegender Bedeutung<br />

Die <strong>EVP</strong> unterstützt voll und ganz die Strategie Europa 2020 und betrachtet es daher als außerordentlich<br />

wichtig, dass im neuen Mehrjährigen Finanzrahmen die in dieser Strategie aufgeführten politischen<br />

Prioritäten zum Ausdruck kommen. In dem Bericht wird daher gefordert, dass ein höherer<br />

Anteil der Haushaltsmittel für die Energiepolitik, insbesondere eine moderne und intelligente<br />

Energieinfrastruktur, Energieeffizienz, Projekte im Bereich erneuerbare Energieträger sowie für die im<br />

Strategieplan für Energietechnologie vorgesehene Erforschung, Entwicklung und Verbreitung neuer<br />

Energietechnologien zweckgebunden werden sollten. Innovative Finanzinstrumente wie zum Beispiel<br />

Fazilitäten mit Risikoteilung und Kredite öffentlicher Banken werden dabei als ein wichtiges Mittel zur<br />

Förderung solcher Investitionen betrachtet. Deshalb wird in dem Bericht betont, dass Hindernisse für<br />

die Inanspruchnahme privater Investitionen ermittelt werden müssen.<br />

Die Mitglieder des Europäischen Parlaments begrüßen die Fortschritte, die vor kurzem<br />

bei der Einleitung der ersten vier Europäischen Industrieinitiativen und der Gemeinsamen<br />

Forschungsinitiativen erzielt wurden, und fordern, dass die anderen Initiativen so bald wie möglich<br />

eingeleitet werden. Vor dem Hintergrund der Abhängigkeit Europas von Einfuhren folgten die<br />

Mitglieder einer Initiative der <strong>EVP</strong> und fordern nachdrücklich, umweltfreundliche Pilotprojekte in<br />

der EU für die Ausbeutung nicht konventioneller einheimischer Energiequellen zu unterstützen.<br />

Energieeffizienz – eine der wichtigsten Energiequellen der Zukunft?<br />

Neben den politischen Zielen, bis 2020 einen Anteil erneuerbarer Energiequellen von 20 % und<br />

eine Verringerung der CO2-Emissionen um 20 % zu erreichen, vereinbarte der Europäische Rat<br />

2007 für die Energieeinsparungen ein Ziel von 20 % gegenüber dem für 2020 prognostizierten<br />

Energieverbrauch. Nachdem seit dieser Vereinbarung nahezu vier Jahre vergangen sind, wird die<br />

EU dieses Ziel mit ihrem bisherigen Kurs kaum erreichen. Eine wichtige Rolle bei der künftigen<br />

EU-Energiestrategie spielen daher Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz. In dem von<br />

<strong>EVP</strong>-Berichterstatter Bendt Bendtsen verfassten Bericht des ITRE-Ausschusses über die<br />

Überarbeitung des Aktionsplans für Energieeffizienz (EEAP) wird betont, dass die Energieeinfuhren<br />

der EU steigen und 2007 einen Gesamtwert von 332 Mrd. EUR erreicht haben. Durch<br />

die Verwirklichung des Energieeffizienzziels könnte daher nicht nur die Abhängigkeit von<br />

Energieeinfuhren um jährlich mehrere zehn Milliarden Euro gesenkt werden. Den Angaben<br />

der Kommission zufolge können Haushalte durch Energiesparen ihre Ausgaben um mehr als<br />

1000 EUR pro Jahr senken. Darüber hinaus bieten Investitionen im Bereich Energieeffizienz ein<br />

Potenzial zur Schaffung einer großen Anzahl lokaler Arbeitsplätze.<br />

Die <strong>EVP</strong>-<strong>Fraktion</strong> schlug vor, die Überwachung der Kommission im Hinblick auf die Anstrengungen<br />

der Mitgliedstaaten zur Steigerung der Energieeffizienz durch die Einführung individueller<br />

Zielvorgaben für Energieeffizienz zu stärken. Zugleich sollten die nationalen Aktionspläne für<br />

Energieeffizienz von der Europäischen Kommission überprüft und genehmigt werden, damit<br />

sie dem Gesamtziel von 20 % entsprechen. (Entgegen der allgemeinen Linie der <strong>EVP</strong> ist in dem<br />

Bericht die Aufforderung an die Kommission enthalten, Vorschläge zur Einführung rechtlich<br />

verbindlicher Zielvorgaben für Energieeffizienz zu unterbreiten.)<br />

Das wichtigste Handlungsfeld bleibt jedoch weiterhin in der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Im<br />

Bericht Bendtsen werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verstärken und<br />

konkrete Maßnahmen zur Modernisierung ihrer Gebäudebestände zu ergreifen und dabei mit den<br />

Gebäuden öffentlicher Behörden zu beginnen. Der Energieverbrauch von Gebäuden macht etwa<br />

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