EVP-Fraktion - EPP Group
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V<br />
40 % des gesamten Energieverbrauchs in Europa aus. In dem Bericht werden die Mitgliedstaaten<br />
ferner aufgefordert, angemessene Finanzierungsinstrumente zu schaffen, um die Verwirklichung<br />
von Gebäudesanierungen, Modernisierungen der Energie- und Verkehrsinfrastruktur sowie<br />
die Forschung im Bereich Energieeffizienz und technologische Innovationen (z. B. IKT und<br />
energieverbrauchsrelevante Produkte) usw. zu gewährleisten. In dem Bericht wird vorgeschlagen,<br />
auf nachhaltige nationale Finanzierungsinstrumente wie revolvierende Instrumente zu setzen,<br />
die in einem europäischen Rahmen für revolvierende Finanzierungsinstrumente koordiniert<br />
werden könnten. Diese Finanzierung sollte nicht ausschließlich aus öffentlichen Mitteln geleistet<br />
werden, sondern eine Hebelwirkung entfalten, indem in hohem Maße private Mittel mobilisiert<br />
werden. Die Strukturfonds sollten besser auf Investitionen in die Energieeffizienz ausgerichtet<br />
werden. Übertriebene Forderungen der Linken im Parlament nach EU-Vorschriften in den<br />
Bereichen Besteuerung, „Energiearmut“ und öffentliches Beschaffungswesen konnten erfolgreich<br />
zurückgewiesen werden.<br />
Auf die europäische Ebene bezogen wird in dem Bericht die Ansicht vertreten, dass in der<br />
Produktpolitik der EU eine stärkere Kohärenz und Synergie erreicht werden sollte, z. B. indem<br />
die Überprüfung und Umsetzung politischer Instrumente wie der Richtlinien für umweltgerechte<br />
Gestaltung und Energiekennzeichnung koordiniert wird. Beide Richtlinien sollten rasch und<br />
ordnungsgemäß umgesetzt werden. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments fordern, weitere<br />
Produkte in die Richtlinie zur umweltgerechten Gestaltung einzubeziehen; außerdem wird es<br />
als notwendig betrachtet, die Verbraucher und das Verkaufspersonal für die Energieeffizienz von<br />
Produkten zu sensibilisieren.<br />
Die Verbraucher in den Mittelpunkt der Energie-<br />
und Energieeffizienzpolitik der EU stellen<br />
In beiden Berichten wird betont, wie wichtig intelligente Messgeräte für Verbraucher sind, damit diese<br />
ihren Höchstverbrauch besser überwachen und die Energieeffizienz im Wohnbereich verbessern<br />
können. Im Bericht Del Castillo über das Thema „Eine digitale Agenda für Europa“ wird das Politikziel<br />
festgelegt, bis 2015 50 % und bis 2020 80 % aller Haushalte der EU mit intelligenten Zählern<br />
auszustatten (drittes Energiepaket). Doch muss für den Erfolg von Projekten in den Bereichen<br />
intelligente Messtechnik und Energienutzung gesichert sein, dass die Verbraucher unterstützt werden<br />
und sich die Maßnahmen positiv auswirken. Um der Allgemeinheit den Nutzen von Energieeffizienz<br />
aufzuzeigen, sind Sensibilisierungskampagnen und Schulungsprogramme unabdingbar.<br />
Die Energieunternehmen werden an ihre im Rahmen des dritten Energiepakets festgeschriebene<br />
Verpflichtung, eindeutige und verständliche Energieverbrauchsrechnungen auszustellen und innovative<br />
Tarifmodelle zu entwickeln, erinnert. Die Energieverbrauchsrechnungen der Verbraucher müssen gewisse<br />
Mindestangaben enthalten, wie zum Beispiel in den vom Bürgerforum „Energie“ der Kommission<br />
entwickelten Mustern. In den Berichten des ITRE-Ausschusses wird betont, dass diese Muster EU-weit als<br />
Grundlage für transparente Energieverbrauchsrechnungen verwendet werden sollten.<br />
Beide Berichterstatter betonten, dass jetzt die Zeit zum Handeln sei. „Diese Strategie darf nicht<br />
als ein Papier von vielen in der Versenkung verschwinden. Sie muss einen Neuanfang für die<br />
europäische Energiepolitik darstellen“, erklärt die <strong>EVP</strong>-Berichterstatterin Lena Kolarska-Bobińska.<br />
„Die Reaktionen der Mitgliedstaaten sind von entscheidender Bedeutung – werden sie sich um<br />
eine gemeinsame europäische Energiepolitik bemühen, oder sich von engstirnigen nationalen<br />
Interessen leiten lassen? Wenn die Energiestrategie funktionieren soll, brauchen wir die auf das<br />
europäische Interesse gerichtete Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten mit der Kommission und<br />
dem Europäischen Parlament.“<br />
Der <strong>EVP</strong>-Berichterstatter zum Thema „Energieeffizienz“, Bendt Bendtsen, hält eine stärkere Rolle der<br />
Europäischen Union zum Erreichen der Ziele im Bereich der Energieeinsparungen für unerlässlich.<br />
„Am wichtigsten ist jedoch das Engagement der Mitgliedstaaten auf nationaler, regionaler und lokaler<br />
Ebene, damit die nationalen Zielvorgaben erfüllt werden. Vorschriften, insbesondere auf europäischer<br />
Ebene, können niemals die Wirkung richtig gesetzter Anreize entfalten. Und diese Anreize bestehen<br />
vor allem im Zugang zu Finanzmitteln und in der Innovationsfähigkeit.“<br />
Tobias Linnemann<br />
EUROPÄISCHE INDUSTRIEPOLITIK<br />
Im Zeitalter der industriellen Globalisierung steht die Europäische Union vor einer ernsten<br />
wirtschaftlichen und sozialen Krise; mit der Strategie „Europa 2020“ und der Mitteilung der<br />
Europäischen Kommission sowie der einschlägigen Initiative des Ausschusses für Industrie,<br />
Forschung und Energie des EP verfügt die Union daher über das beste Instrumentarium, um den<br />
erforderlichen Wandel in der europäischen Industrie herbeizuführen.<br />
Der europäischen Industriepolitik muss in der Wirtschaft der Union eine zentrale Bedeutung<br />
zukommen, wobei die laufende Debatte über die Industriepolitik im Zeitalter der Globalisierung<br />
vor diesem Hintergrund auf die Verwirklichung eines politischen Programms bzw. einer Strategie<br />
ausgerichtet sein muss, deren anspruchsvolles Ziel darin besteht, der Wettbewerbsfähigkeit, der<br />
Innovation und der Beschäftigung in Europa neue Impulse zu verleihen.<br />
„Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Beschäftigung“ lauten die Schlüsselwörter der neuen<br />
gemeinschaftlichen Industriepolitik, was aber nicht bedeutet, dass die traditionelle Industrie<br />
vernachlässigt werden sollte; diese bedarf vielmehr der Modernisierung bzw. einer Neugestaltung,<br />
um besser an die Erfordernisse der globalisierten Gesellschaft angepasst zu sein.<br />
Oberstes Ziel muss eine Industrie sein, die die wichtigste Ressource der europäischen Wirtschaft<br />
darstellt und dies auch bleibt.<br />
Um dies zu gewährleisten, muss auf eine industrielle Strategie hingearbeitet werden, die sich<br />
auch anderen Märkten öffnet und sich nicht auf den Binnenmarkt der Europäischen Union<br />
beschränkt. Dabei gilt es, den europäischen Markt für Investitionen aus Drittstaaten attraktiver und<br />
effizienter zu gestalten sowie eine Freihandelszone Europa-Mittelmeer voranzutreiben, die unseren<br />
strategischen Partnern in Nordafrika und im Nahen Osten offen steht.<br />
Darüber hinaus ist es erforderlich, die systematischen Produktions- und Unternehmensverlagerungen<br />
einzudämmen und stattdessen auf den Prozess der Internationalisierung zu setzen, insbesondere<br />
in Bezug auf die kleinen und mittleren Unternehmen, die das eigentliche Rückgrat der europäischen<br />
Wirtschaft bilden und der Beschäftigungsmotor Europas sind.<br />
Die Verwirklichung der vorgeschlagenen Ziele setzt ein Eingreifen in verschiedenen Bereichen<br />
voraus, weshalb die wichtigsten Aktionsfelder der neuen <strong>EVP</strong>-Strategie für eine Europäische<br />
Industriepolitik auf die folgenden Ziele ausgerichtet sein müssen:<br />
> Europäische Strategie für den Zugang zu Rostoffen<br />
> Internationalisierung der KMU<br />
> Standardisierung und Dialog über Regulierungsfragen<br />
ROHSTOFFE – Wenn die europäische Industrie ihre globale Wettbewerbsfähigkeit festigen und<br />
stärken will, muss sie eine schlagkräftige integrierte Rohstoffversorgungsstrategie entwickeln. Es<br />
bedarf einer regelrechten „Rohstoffdiplomatie“.<br />
Denn jede Störung beim Rohstoffzugang wirkt sich nicht nur auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der spezifischen Grundmetallsektoren, sondern auch aller nachgelagerten Bereiche der<br />
Wertschöpfungskette aus. Der Zugang zu Rohstoffen muss als einer der Grundpfeiler der neuen<br />
europäischen Industriepolitik angesehen werden.<br />
INTERNATIONALISIERUNG DER KMU – Eine weitere zentrale Herausforderung besteht darin,<br />
die internationale Dimension der Unternehmen weiter voranzutreiben.<br />
Seit einigen Jahren stehen die kleinen und mittleren Unternehmen vor der „gewaltigen<br />
Herausforderung“, neben der Großindustrie auf den Weltmärkten bestehen und zugleich ihre<br />
eigenen Produktionsfelder besser erschließen zu müssen.<br />
Die Internationalisierung der Tätigkeiten europäischer KMU ist deshalb ein vorrangiges Ziel,<br />
das zudem die Innovationsneigung befördert. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen<br />
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