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EVP-Fraktion - EPP Group

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198<br />

V<br />

40 % des gesamten Energieverbrauchs in Europa aus. In dem Bericht werden die Mitgliedstaaten<br />

ferner aufgefordert, angemessene Finanzierungsinstrumente zu schaffen, um die Verwirklichung<br />

von Gebäudesanierungen, Modernisierungen der Energie- und Verkehrsinfrastruktur sowie<br />

die Forschung im Bereich Energieeffizienz und technologische Innovationen (z. B. IKT und<br />

energieverbrauchsrelevante Produkte) usw. zu gewährleisten. In dem Bericht wird vorgeschlagen,<br />

auf nachhaltige nationale Finanzierungsinstrumente wie revolvierende Instrumente zu setzen,<br />

die in einem europäischen Rahmen für revolvierende Finanzierungsinstrumente koordiniert<br />

werden könnten. Diese Finanzierung sollte nicht ausschließlich aus öffentlichen Mitteln geleistet<br />

werden, sondern eine Hebelwirkung entfalten, indem in hohem Maße private Mittel mobilisiert<br />

werden. Die Strukturfonds sollten besser auf Investitionen in die Energieeffizienz ausgerichtet<br />

werden. Übertriebene Forderungen der Linken im Parlament nach EU-Vorschriften in den<br />

Bereichen Besteuerung, „Energiearmut“ und öffentliches Beschaffungswesen konnten erfolgreich<br />

zurückgewiesen werden.<br />

Auf die europäische Ebene bezogen wird in dem Bericht die Ansicht vertreten, dass in der<br />

Produktpolitik der EU eine stärkere Kohärenz und Synergie erreicht werden sollte, z. B. indem<br />

die Überprüfung und Umsetzung politischer Instrumente wie der Richtlinien für umweltgerechte<br />

Gestaltung und Energiekennzeichnung koordiniert wird. Beide Richtlinien sollten rasch und<br />

ordnungsgemäß umgesetzt werden. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments fordern, weitere<br />

Produkte in die Richtlinie zur umweltgerechten Gestaltung einzubeziehen; außerdem wird es<br />

als notwendig betrachtet, die Verbraucher und das Verkaufspersonal für die Energieeffizienz von<br />

Produkten zu sensibilisieren.<br />

Die Verbraucher in den Mittelpunkt der Energie-<br />

und Energieeffizienzpolitik der EU stellen<br />

In beiden Berichten wird betont, wie wichtig intelligente Messgeräte für Verbraucher sind, damit diese<br />

ihren Höchstverbrauch besser überwachen und die Energieeffizienz im Wohnbereich verbessern<br />

können. Im Bericht Del Castillo über das Thema „Eine digitale Agenda für Europa“ wird das Politikziel<br />

festgelegt, bis 2015 50 % und bis 2020 80 % aller Haushalte der EU mit intelligenten Zählern<br />

auszustatten (drittes Energiepaket). Doch muss für den Erfolg von Projekten in den Bereichen<br />

intelligente Messtechnik und Energienutzung gesichert sein, dass die Verbraucher unterstützt werden<br />

und sich die Maßnahmen positiv auswirken. Um der Allgemeinheit den Nutzen von Energieeffizienz<br />

aufzuzeigen, sind Sensibilisierungskampagnen und Schulungsprogramme unabdingbar.<br />

Die Energieunternehmen werden an ihre im Rahmen des dritten Energiepakets festgeschriebene<br />

Verpflichtung, eindeutige und verständliche Energieverbrauchsrechnungen auszustellen und innovative<br />

Tarifmodelle zu entwickeln, erinnert. Die Energieverbrauchsrechnungen der Verbraucher müssen gewisse<br />

Mindestangaben enthalten, wie zum Beispiel in den vom Bürgerforum „Energie“ der Kommission<br />

entwickelten Mustern. In den Berichten des ITRE-Ausschusses wird betont, dass diese Muster EU-weit als<br />

Grundlage für transparente Energieverbrauchsrechnungen verwendet werden sollten.<br />

Beide Berichterstatter betonten, dass jetzt die Zeit zum Handeln sei. „Diese Strategie darf nicht<br />

als ein Papier von vielen in der Versenkung verschwinden. Sie muss einen Neuanfang für die<br />

europäische Energiepolitik darstellen“, erklärt die <strong>EVP</strong>-Berichterstatterin Lena Kolarska-Bobińska.<br />

„Die Reaktionen der Mitgliedstaaten sind von entscheidender Bedeutung – werden sie sich um<br />

eine gemeinsame europäische Energiepolitik bemühen, oder sich von engstirnigen nationalen<br />

Interessen leiten lassen? Wenn die Energiestrategie funktionieren soll, brauchen wir die auf das<br />

europäische Interesse gerichtete Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten mit der Kommission und<br />

dem Europäischen Parlament.“<br />

Der <strong>EVP</strong>-Berichterstatter zum Thema „Energieeffizienz“, Bendt Bendtsen, hält eine stärkere Rolle der<br />

Europäischen Union zum Erreichen der Ziele im Bereich der Energieeinsparungen für unerlässlich.<br />

„Am wichtigsten ist jedoch das Engagement der Mitgliedstaaten auf nationaler, regionaler und lokaler<br />

Ebene, damit die nationalen Zielvorgaben erfüllt werden. Vorschriften, insbesondere auf europäischer<br />

Ebene, können niemals die Wirkung richtig gesetzter Anreize entfalten. Und diese Anreize bestehen<br />

vor allem im Zugang zu Finanzmitteln und in der Innovationsfähigkeit.“<br />

Tobias Linnemann<br />

EUROPÄISCHE INDUSTRIEPOLITIK<br />

Im Zeitalter der industriellen Globalisierung steht die Europäische Union vor einer ernsten<br />

wirtschaftlichen und sozialen Krise; mit der Strategie „Europa 2020“ und der Mitteilung der<br />

Europäischen Kommission sowie der einschlägigen Initiative des Ausschusses für Industrie,<br />

Forschung und Energie des EP verfügt die Union daher über das beste Instrumentarium, um den<br />

erforderlichen Wandel in der europäischen Industrie herbeizuführen.<br />

Der europäischen Industriepolitik muss in der Wirtschaft der Union eine zentrale Bedeutung<br />

zukommen, wobei die laufende Debatte über die Industriepolitik im Zeitalter der Globalisierung<br />

vor diesem Hintergrund auf die Verwirklichung eines politischen Programms bzw. einer Strategie<br />

ausgerichtet sein muss, deren anspruchsvolles Ziel darin besteht, der Wettbewerbsfähigkeit, der<br />

Innovation und der Beschäftigung in Europa neue Impulse zu verleihen.<br />

„Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Beschäftigung“ lauten die Schlüsselwörter der neuen<br />

gemeinschaftlichen Industriepolitik, was aber nicht bedeutet, dass die traditionelle Industrie<br />

vernachlässigt werden sollte; diese bedarf vielmehr der Modernisierung bzw. einer Neugestaltung,<br />

um besser an die Erfordernisse der globalisierten Gesellschaft angepasst zu sein.<br />

Oberstes Ziel muss eine Industrie sein, die die wichtigste Ressource der europäischen Wirtschaft<br />

darstellt und dies auch bleibt.<br />

Um dies zu gewährleisten, muss auf eine industrielle Strategie hingearbeitet werden, die sich<br />

auch anderen Märkten öffnet und sich nicht auf den Binnenmarkt der Europäischen Union<br />

beschränkt. Dabei gilt es, den europäischen Markt für Investitionen aus Drittstaaten attraktiver und<br />

effizienter zu gestalten sowie eine Freihandelszone Europa-Mittelmeer voranzutreiben, die unseren<br />

strategischen Partnern in Nordafrika und im Nahen Osten offen steht.<br />

Darüber hinaus ist es erforderlich, die systematischen Produktions- und Unternehmensverlagerungen<br />

einzudämmen und stattdessen auf den Prozess der Internationalisierung zu setzen, insbesondere<br />

in Bezug auf die kleinen und mittleren Unternehmen, die das eigentliche Rückgrat der europäischen<br />

Wirtschaft bilden und der Beschäftigungsmotor Europas sind.<br />

Die Verwirklichung der vorgeschlagenen Ziele setzt ein Eingreifen in verschiedenen Bereichen<br />

voraus, weshalb die wichtigsten Aktionsfelder der neuen <strong>EVP</strong>-Strategie für eine Europäische<br />

Industriepolitik auf die folgenden Ziele ausgerichtet sein müssen:<br />

> Europäische Strategie für den Zugang zu Rostoffen<br />

> Internationalisierung der KMU<br />

> Standardisierung und Dialog über Regulierungsfragen<br />

ROHSTOFFE – Wenn die europäische Industrie ihre globale Wettbewerbsfähigkeit festigen und<br />

stärken will, muss sie eine schlagkräftige integrierte Rohstoffversorgungsstrategie entwickeln. Es<br />

bedarf einer regelrechten „Rohstoffdiplomatie“.<br />

Denn jede Störung beim Rohstoffzugang wirkt sich nicht nur auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der spezifischen Grundmetallsektoren, sondern auch aller nachgelagerten Bereiche der<br />

Wertschöpfungskette aus. Der Zugang zu Rohstoffen muss als einer der Grundpfeiler der neuen<br />

europäischen Industriepolitik angesehen werden.<br />

INTERNATIONALISIERUNG DER KMU – Eine weitere zentrale Herausforderung besteht darin,<br />

die internationale Dimension der Unternehmen weiter voranzutreiben.<br />

Seit einigen Jahren stehen die kleinen und mittleren Unternehmen vor der „gewaltigen<br />

Herausforderung“, neben der Großindustrie auf den Weltmärkten bestehen und zugleich ihre<br />

eigenen Produktionsfelder besser erschließen zu müssen.<br />

Die Internationalisierung der Tätigkeiten europäischer KMU ist deshalb ein vorrangiges Ziel,<br />

das zudem die Innovationsneigung befördert. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen<br />

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