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EVP-Fraktion - EPP Group

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j a h r b u c h d e r e v p - f r a k t i o n - 2 0 1 0<br />

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und ihr Einfluss auf das internationale Geschehen ständig zunehmen und eine wesentliche Größe<br />

in der Welt von heute darstellen, denn immerhin entfallen auf die BRIC-Staaten allein 15 % der<br />

Wirtschaftskraft der Welt, 42 % der Bevölkerung und 26 % des Territoriums. Im Sommer dieses<br />

Jahres wurde China zur zweitstärksten Wirtschaftsmacht der Welt, womit es Japan überrundete<br />

und Deutschland auf dem ersten Platz unter den Exportnationen der Welt ablöste. Angesichts der<br />

überragenden Bedeutung der asiatischen Schwellenländer ist die Stärkung unserer Beziehungen<br />

zu dieser Region unerlässlich und ein Beitrag dazu, der Wirtschafts- und Finanzkrise sowie den<br />

globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Terrorismusbekämpfung u.a.m. wirksam begegnen<br />

zu können.<br />

Im Verlauf dieses Jahres kam es auf Anregung des <strong>Fraktion</strong>spräsidiums und dank dem<br />

Engagement der <strong>EVP</strong>-Vorsitzenden der Delegationen mit diesen Ländern zu einer deutlichen<br />

Intensivierung der Kontakte und des Austauschs, was den partnerschaftlichen Beziehungen zu<br />

China, Indien, Japan und den Verhandlungen über die Freihandelsabkommen mit Südkorea und<br />

den südostasiatischen Ländern zugutegekommen ist. Die regelmäßigen Diskussionen innerhalb<br />

der interparlamentarischen Delegationen boten zugleich die Gelegenheit, unseren Standpunkt zu<br />

so wichtigen Fragen wie den Menschenrechten und der Funktionsweise der Demokratie darzulegen,<br />

bei denen in einigen BRIC-Staaten noch nicht alles zum Besten steht. Die regelmäßigen Kontakte<br />

zu den Gesprächspartnern aus diesen Ländern bei den Besuchen von Delegationen, die vielfach<br />

durch Kontakte und Besuche des Vorsitzenden oder des Präsidiums unserer <strong>Fraktion</strong> aufgewertet<br />

wurden (so unlängst in China), ermöglichten es, das gegenseitige Verständnis zu verbessern<br />

und Bande zwischen den Parteien zu knüpfen und mehr Vertrauen herzustellen. Sie bereiteten<br />

den Boden für den politischen Dialog auf höchster Ebene, beispielsweise im Rahmen des Asien-<br />

Europa-Gipfels (ASEM), der im Oktober dieses Jahres in Brüssel stattfand.<br />

Die Palette der bei diesen Zusammenkünften erörterten Themen ist sehr vielfältig und umfasst<br />

in der Regel eine wirtschaftliche, eine politische und eine kulturelle Komponente. Angesichts der<br />

derzeitigen Wirtschafts- und Finanzkrise hat der Teil, der der Wirtschaft gewidmet wird, einen<br />

besonderen Stellenwert, kann doch so ein gemeinsamer Standpunkt gegenüber diesen Problemen<br />

erarbeitet werden, die uns alle betreffen. Dies geschieht, ohne dass dabei die übrigen Themen<br />

vergessen werden, die für unsere Gegenwart und unsere Zukunft von größter Bedeutung sind, wie<br />

beispielsweise Klimawandel, Terrorismusbekämpfung, Migration, Sicherheit und Stabilität, gute<br />

Regierungsführung, Menschenrechte, Prävention und Bekämpfung von Naturkatastrophen und<br />

vom Menschen verursachte Katastrophen, von denen das Jahr 2010 leider geprägt war.<br />

Selbstverständlich trägt der Austausch in den interparlamentarischen Delegationen zur Entwicklung<br />

der parlamentarischen Diplomatie bei, die ihrerseits der Zusammenarbeit und insbesondere dem<br />

Abschluss von Übereinkommen zwischen der Europäischen Union und Drittländern förderlich ist.<br />

Die Übereinkommen decken sehr vielfältige Bereiche ab und eröffnen konkrete Möglichkeiten der<br />

Zusammenarbeit.<br />

Zugleich sind die diplomatischen Anstrengungen unerlässlich für die Lösung der Konflikte und<br />

Spannungen, die nach wie vor die internationalen Beziehungen in mehreren Regionen der Welt<br />

belasten.<br />

Unsere Mitglieder, die in der Delegation mit dem Iran tätig sind, verfolgen mit großer<br />

Aufmerksamkeit alle Entwicklungen in diesem Land, dessen Regime eine Bedrohung für den<br />

Weltfrieden darstellt. Auf Veranlassung unserer <strong>Fraktion</strong> war ein möglicher Besuch dieser<br />

Delegation im Iran unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass Sakineh Ashtiani, die durch<br />

das Teheraner Regime zum Tod durch Steinigung verurteilt war, was unser Mitgefühl weckte<br />

und unsere Werte verletzte, freigelassen wird. Die vom EP ausgesandte Botschaft, die in der<br />

internationalen Öffentlichkeit ihren Widerhall fand, hat zweifellos dazu beigetragen, dass es nicht<br />

zu der Hinrichtung kam. Jedoch ist der Kampf um die Anerkennung der Menschenrechte, der<br />

unserer politischen Familie eine Herzenssache ist, noch längst nicht beendet.<br />

Die andere große Herausforderung, vor der wir seit langem stehen, die aber nichts an Aktualität<br />

eingebüßt hat, ist die Bekämpfung der Armut. Die Mehrzahl der am wenigsten entwickelten<br />

Länder der Welt ist im subsaharischen Afrika gelegen und wird von interethnischen Kriegen sowie<br />

Krankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria heimgesucht. Die herkömmliche Entwicklungshilfe<br />

hat sich als unzureichend erwiesen, um diese Länder aus dem Elend zu befreien und bessere<br />

Perspektiven zu schaffen.<br />

Unsere <strong>Fraktion</strong> hat sich nachdrücklich und konkret engagiert, indem sie im Jahr 2009 eine<br />

Entwicklungscharta annahm, die sich auf die Überzeugung gründet, dass die Voraussetzung<br />

für die wirksame Bekämpfung der Armut darin besteht, Wachstum und lokale Produktion<br />

anzukurbeln und parallel dazu die notwendigen Voraussetzungen wie Frieden, Demokratie und<br />

gute Regierungsführung zu schaffen. Unterstützung der demokratischen Kräfte, Zusammenarbeit<br />

an konkreten Projekten und Vermittlung von Erfahrungen, die für die Partner nützlich sein können,<br />

das sind die Ziele, von denen sich die Delegation für die Beziehungen zum Panafrikanischen<br />

Parlament in ihrer Tätigkeit leiten lässt: eine ständige Delegation, die zu Beginn dieser Wahlperiode<br />

auf Veranlassung der Mitglieder unserer <strong>Fraktion</strong> eingerichtet wurde und von Michael Gahler<br />

geleitet wird.<br />

Im Laufe dieses Jahres beteiligte sich die Delegation an den Arbeiten von gemeinsamen<br />

Expertengruppen zur Umsetzung von acht Partnerschaften im Rahmen der Strategie EU-Afrika<br />

und veranstaltete am 27. Oktober eine Tagung in Midrand in Vorbereitung des nächsten EU-Afrika-<br />

Gipfels, dem auf Initiative der beiden Kopräsidenten ein parlamentarischer Vorgipfel im libyschen<br />

Tripolis vorangehen soll. Dort soll die Bewertung der Umsetzung des ersten Aktionsplans<br />

vorgelegt, über Leitlinien für die künftige Strategie beraten sowie der Aktionsplan (2011-2013)<br />

verabschiedet werden. Die Delegation für die Beziehungen zum Panafrikanischen Parlament<br />

ermöglicht somit die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Parlamentariern im institutionellen<br />

Rahmen der Afrikanischen Union und verstärkt die parlamentarische Dimension mit dem Ziel,<br />

mittels Dialog und politischer Zusammenarbeit konkrete Ergebnisse zu erreichen.<br />

In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass unsere <strong>Fraktion</strong> ihre Tätigkeit im Rahmen<br />

des „Windhoek-Dialogs“ (die letzte Zusammenkunft fand gerade in Namibia statt) fortsetzt, der<br />

auf eine spezifische Idee der <strong>EVP</strong> aus dem Jahr 1996 zurückgeht und ein Forum für Austausch<br />

und Dialog zwischen den <strong>EVP</strong>-Mitgliedern und afrikanischen Partnern darstellt und zugleich die<br />

Zusammenarbeit zwischen den afrikanischen Parteien selbst fördert. Mit Hilfe des Windhoek-<br />

Dialogs und der Unterstützung der Strukturen der Union of African Parties for Democracy and<br />

Development (UPADD), der heute mehr als 25 politische Parteien aus 24 afrikanischen Ländern<br />

angehören, übt unsere <strong>Fraktion</strong> weiterhin Einfluss auf die Entwicklung der Demokratie und der<br />

guten Regierungsführung in diesen Ländern aus.<br />

Die transatlantischen Beziehungen, die zu den Prioritäten unserer <strong>Fraktion</strong> gehören, werden<br />

unter anderem über die Delegation für die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten unter dem<br />

Vorsitz von Elmar Brok gepflegt, wobei die Tätigkeit im Jahr 2010 besonders intensiv war und<br />

mehrere Zusammenkünfte mit den amerikanischen Partnern umfasste. Im Juni fand in Madrid<br />

das 68. Treffen des Transatlantischen Dialogs der Gesetzgeber (TLD) unter Teilnahme mehrerer<br />

unserer Mitglieder und ihrer Kollegen vom amerikanischen Kongress statt.<br />

Das Kernstück der Aussprache bildeten wirtschaftliche Fragen im Zusammenhang mit der<br />

Finanzkrise, die Einsetzung von Regulierungsmechanismen, Fragen des Handels zwischen<br />

der EU und den USA sowie Fragen der internationalen Politik insbesondere hinsichtlich der<br />

Konfliktregionen: Afghanistan, Pakistan, Iran und Nahostkonflikt. Mehrere Redner unterstrichen,<br />

dass sich mit dem gemeinsamen Vorgehen (von EU und USA) an der internationalen Front unsere<br />

Erfolgschancen erhöhen und unsere diplomatische Kraft gestärkt wird, was auch für den anderen<br />

wichtigen Bereich des Klimawandels gilt, wo die amerikanische Seite sich weniger ambitionierte<br />

Ziele setzt als Europa. Jedoch zielen die laufenden Diskussionen darauf ab, am Vorabend des<br />

Gipfeltreffens von Cancun, das Ende November stattfinden soll und das zweifellos eines der<br />

wichtigsten Ereignisse dieses Jahres sein wird, die Standpunkte anzunähern.<br />

Eine neue Entwicklung in der Tätigkeit des Dialogs der Gesetzgeber ist die Einsetzung des<br />

Energierates, der sich mit Fragen der Energiesicherheit, von Forschung und Innovation,<br />

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