EVP-Fraktion - EPP Group
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IX<br />
IX > Die Europäische Volkspartei<br />
(<strong>EVP</strong>)<br />
IX. Die Europäische Volkspartei (<strong>EVP</strong>)<br />
Über uns<br />
Die Europäische Volkspartei (<strong>EVP</strong>) ist die politische Familie der rechten Mitte, deren Wurzeln<br />
weit in die Geschichte und Kultur des europäischen Kontinents hineinreichen, und die seit<br />
Beginn des europäischen Einigungsprozesses eine Vorreiterrolle einnimmt. Die <strong>EVP</strong>, die sich<br />
auf die Gründerväter Europas beruft Robert Schuman, Alcide De Gasperi und Konrad Adenauer<br />
–, setzt sich für ein starkes Europa auf der Grundlage eines föderalen Modells ein, das auf dem<br />
Subsidiaritätsprinzip beruht.<br />
Die 1976 gegründete <strong>EVP</strong> strebt ein demokratisches, transparentes und effizientes Europa an, das<br />
seinen Bürgern nahe ist. Ziel der Partei ist ein wohlhabendes Europa, geschaffen durch Förderung<br />
einer freien Marktwirtschaft mit sozialem Gewissen. Die <strong>EVP</strong> ist die größte politische Organisation<br />
Europas, der 72 Mitgliedsparteien aus 39 Ländern, 20 Staats- und Regierungschefs (14 aus<br />
EU-Staaten und 6 aus Nicht-EU-Staaten), 13 Mitglieder der Europäischen Kommission (einschließlich<br />
des Präsidenten) sowie die mit 265 Mitgliedern größte <strong>Fraktion</strong> im Europäischen Parlament<br />
angehören. Die <strong>EVP</strong> untersteht der „EU-Verordnung zu Regelungen für die politischen Parteien auf<br />
europäischer Ebene und ihre Finanzierung“ aus dem Jahr 2003. Ende des Jahres 2007 wurde diese<br />
Verordnung überarbeitet, um allen europaweit tätigen politischen Parteien eine Beteiligung an den<br />
Wahlen zum Europäischen Parlament zu ermöglichen. Infolgedessen veranstaltete die <strong>EVP</strong> – in enger<br />
Zusammenarbeit mit ihren nationalen Mitgliedsparteien – ihren ersten europaweiten Wahlkampf für<br />
die Wahlen im Juni 2009 und konnte ihre Führungsposition im Europäischen Parlament ausbauen.<br />
Politische Vereinigungen der rechten Mitte lassen sich bis in die frühen 1920er Jahre zurückverfolgen.<br />
Im Gegensatz zu den Sozialdemokraten ging die Zusammenarbeit der Christdemokraten<br />
und Konservativen auf europäischer Ebene auf die nationalen Parteien zurück und entsprang<br />
einer föderalen Tradition. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und die Bedrohung durch<br />
den Faschismus führten bei den politischen Führern zu der Überzeugung, dass zur Erhaltung<br />
des Friedens die Überwindung des Nationalismus unabdingbar ist. Der erste Versuch einer<br />
Zusammenarbeit zwischen gleichgesinnten Christdemokraten wurde 1926 mit der Gründung<br />
des Internationalen Sekretariats demokratischer Parteien christlicher Gesinnung („Secrétariat<br />
International des Partis Démocratiques d’Inspiration Chrétienne“ – SIPDIC) unternommen. Der<br />
Faschismus verschärfte jedoch die Spannungen zwischen den Regierungen; der Rachegeist und<br />
die Machtgier der Diktatoren führten schließlich zum Ende der Zusammenarbeit zwischen den<br />
christdemokratischen Parteien und letztlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.<br />
Als die Führungsmitglieder der wieder gegründeten bzw. neu gegründeten christdemokratischen<br />
Parteien in Europa 1946 die „Nouvelles Équipes Internationales“ (NEI) gründeten, waren die<br />
Lehren und Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in den Jahren 1925 bis 1939 von entscheidender<br />
Bedeutung. Ausschlaggebend waren dabei die ökumenischen Elemente: Aus den Ruinen der<br />
Nationalstaaten entstanden Wiederaufbau und Aussöhnung und die Vision eines künftig geeinten<br />
Kontinents. Mit Beginn der kommunistischen Herrschaft wurden die christdemokratischen<br />
Parteien in Mittel- und Osteuropa verboten. Im Juli 1950 gründeten die ins Exil ausgewanderten<br />
Vertreter dieser Parteien die „Christian Democratic Union of Central Europe“ (CDUCE). Deren<br />
Tätigkeit in den Bereichen Politik, Journalismus und Lobbyismus war in erster Linie auf den<br />
Kampf gegen den Kommunismus, Angriffe gegen die Sowjetunion sowie die Befreiung und<br />
Demokratisierung ihrer Länder ausgerichtet.<br />
Politische Flüchtlinge in Lateinamerika trugen dort zum Ausbau des kontinentübergreifenden<br />
Netzwerks bei. Ab Mitte der 1950er Jahre verlor das NEI allerdings an Bedeutung. Mit der<br />
Gründung der Kohle- und Stahlunion sowie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)<br />
verlagerte sich die praktische Zusammenarbeit zwischen Christdemokraten zunehmend auf den<br />
Rahmen der Gemeinsamen Versammlung und des Europäischen Parlaments. Die Organisation<br />
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